Mittwoch, 31. Mai 2023

Tag 22 - Vannes: Markt, Malerei, Mode und Unterwasser-Mission

Wir waren schon mehrmals in Vannes. Hier kommt der Zug an, hier haben wir (erfolglos) versucht, unsere Gasflasche zu füllen, hier haben wir meine Handgelenkschiene besorgt. Aber angeschaut haben wir die Stadt noch nicht. Dabei blickt sie auf eine lange Geschichte zurück, denn nachdem Julius Cäsar 52 v.Chr. (fast) ganz Gallien besiegt hatte, wurde hier die Stadt Darioritum gegründet. Heute wollen wir uns die gut erhaltene Mittelalterliche Altstadt anschauen. Direkt am Hafen ist ein Stadttor.
Mittwochs uns Samstags sind zusätzliche Marktstände rund um die Markhalle aufgebaut und Ralf nutzt die Gelegenheit, um gleich zwei Gürtel zu kaufen.
Wir besuchen die Cathèdral Saint-Pierre, wo ich wieder zwei Kerzen anzünde, diesmal bei der Heiligen Anna, Schutzpatronin der Bretagne und Mutter Marias.
Die Kathedrale steht mitten in der Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und Fachwerkhäusern.
Mir fällt eine Werbung für Mode der Firma Mousqueton auf, ein Label, die auch unser Sohn Paul gerne trägt und für die er Markenbotschafter sein könnte... (Archivbild).
Wir essen ein leckeres Baguette und besuchen dann das lokale Kunstmuseum. Gleich im Eingangsbereich stehen zwei Türme mit Ziegeln bzw. Steinen aus Sediment-Material. Es gibt eine ausfühlichen Text (und ein Video) dazu. Wir finden, dass das Werk zu viele Erklärungen benötigt.
Absulut begeistert sind wir dagegen von der Sonderausstellung über den Maler Mariano Otero (1942-2019). Er wurde in Spanien geboren, musste jedoch mit 14 Jahren vor Franco fliehen und lebte dann in Rennes in der Bretagne. Er malt treffende Portraits (oft von Familienmitgliedern und seiner Frau) und üppige Akte und wurde bekannt durch seine Badenden und seine Tango-Szenen.
Dann gibt es noch einen speziellen Raum für Werke von Geniviève Asse, die in Vannes geboren wurde und der Stadt die Bilder schenkte. Sie ist bekannt für Farbflächen-Bilder in ihrem speziellen "Asse-Blau". Überhaut sind ihre Arbeiten hier überwiegend blau, weiß oder grau. Wenn man ganz genau hinschaut, ist auch etwas rot zu entdecken. Ich finde einen Film (dankenswerterweise mit englischen Untertiteln) in dem sie über ihr Werk spricht, sehr interessant, kann aber mit den Bildern in den verschiedenen Blau-Nuancen nicht so viel anfangen.
Wir gehen einen anderen Weg zurück, vorbei an einem wunderbaren alten Baum hinter der Kathedrale...
...und durch einen Park vor der alten Stadtmauer, der jahreszeitlich bepflanzt wird und durch den wieder die Marle fließt (siehe Titelbild).
Zurück auf dem Schiff trinken wir Kaffee und dann starten wir den nächsten Versuch, unsere Logge zu reparieren. Anders als sonst hatten wir den Geber mit dem Paddel-Rad beim Streichen herausgezogen (weil das Rad ausgetauscht wurde). Wir vermuten, dass diesmal Farbe in den Schacht gekommen ist und diese das Rad am Drehen hindert. Ralf taucht zu der entsprechenden Öffnung und bearbeitet sie von außen erst mit Schleifpapier und dann mit einem Messer. Ich muss drinnen aufpassen, dass die Öffung von innen geschlossen bleibt. Sie liegt unterhalb des Wasserspiegels und würde geöffnet die Triton voll Wasser laufen lassen.
Nachher sieht Ralf aus wie Käpt'n Blaubär, aber er berichtet, dass das Rädchen sich jetzt auch von außen drehen lässt. Wir sind gespannt, ob die Aktion jetzt zum gewünschten Ergebnis geführt hat.
 

Dienstag, 30. Mai 2023

Tag 21 - Île-aux-Moines-Vannes: Genaues Timing

Wir wollen ganz ans  Ende des "Golfe du Morbihan" in die Stadt Vannes. Es ist nicht weit (nur ca. 6 sm) aber wieder ist eine genaue Zeitplanung erforderlich, denn es gibt ein Brücke, ein Sill (Wasserschwelle) und ein Tor (siehe Titelbild), die nur +/- zwei Stunden um Hochwasser öffnen. Dazu kommt, dass der Fluss Marle, den wir befahren müssen im schlechtesten Fall nur 50 cm Wasser führt (wir benötigen ca. 2 m). Hochwasser ist um 16:20 Uhr, also Abfahrt um 15:00 Uhr, damit wir mit steigendem Wasser ankommen. Die Zeit bis zur Abfahrt verbringen wir gemütlich, telefonieren mit unseren Müttern und mit verschiedenen Häfen in Brest, wo wir die Triton in der Halbzeitpause liegen lassen wollen. Pünktlich fahren wir los - nur unter Motor, denn es geht gegen den Wind durch ein Enges Fahrwasser.
Wir kommen an der Nordspitze der Île-aux-Moines vorbei, wo wir gestern mit den Rädern waren und der große Kreuz fotografiert haben.
Wir merken sehr, das Pfingsten vorbei ist - nach den Massen von Menschen und Booten am Pfingssonntag war es gestern schon merklich ruhiger und heute ist es fast ausgestorben. Wir treffen nur wenige Boote im Fahrwasser.
Es geht vorbei an gepflegen Anwesen, die einen tiefen finanziellen Frieden ausstrahlen...
...und durch ein gewundenes Fahrwasser bis in die Marle, wo wir roten und grünen Tonnen bis zur Brücke folgen. Unsere Zeitplanung passt genau, denn sie und das Tor stehen offen und der Wasserstand von 2,90 m reicht uns gut.
Wir bekommen einen netten Platz im Hafen und können schon einen Blick auf Bars und Restaurants am Ufer werfen. Zwei Stunden nach Hochwasser wird das Tor geschlossen, damit genügend Wasser im Hafen stehen bleibt. Morgen wollen wir uns die gut erhaltene Altstadt anschauen.

Montag, 29. Mai 2023

Tag 20 - Île-aux-Moines: Insel-Erkundung

Wir verbringen den Vormittag gemütlich an Bord und bekommen zum Mittagessen noch einen interessanten Nachbarin: die "Le Francais", die von einem Dinghy an eine Mooring begleitet wird.
Dann starten wir unser eigenes Dinghy zu unserem heutigen Ausflug. Die Île-aux-Moines (Insel der Mönche) ist annähernd kreuzförmig, etwa 7 km lang und 5 km breit. Aufgrund ihrer Form ist kein Ort mehr als 450 km vom Wasser entfernt. Die Zahl der ca. 600 Einwohner wird in der Saison durch Sommerhausgäste verzehnfacht.
Wir wollen uns heute die Insel per Fahrrad anschauen. Ralf hatte mit dem Gedanken gespielt, ein "normales" Fahrrad zu leihen, aber ein kurzer Blick in den Reiseführer ("sehr hügelig") überzeugte ihn von einem E-Bike. Eine gute Entscheidung! Zunächst fahren wir Richtung Südspitze der Insel und kommen an einer kleinen Buch mit einem Schiffsfriedhof vorbei (siehe auch Titelbild).
In den verschiedenen Wracks ist unter anderem gut zu sehen, wie unterschiedlich Stahl und Edelstahl sich bei der Alterung verhalten.
Pflichtschuldig schauen wir uns auch noch einen Dolmen an - ein Grab aus mehreren Tragsteinen mit Deckplatte. Wir haben davon in der Bretagne schon verschiedene gesehen und normalerweise sind sie nicht sehr eindrucksvoll. So ist auch dieser hier eher übersichtlich (aber dafür schon sehr alt - ca. 4000 v.Chr).
Viel besser gefällt uns die Landschaft mit der fast mediterranen Vegetation: Palmen, Pinien, Feigen, Zitronenbäume... und den dekorativen Anwesen der reichen Sommergäste.
Dann fahren wir wieder Richtung Ort, der im Zentrum des Kreuzes liegt und nehmen eine kleine Stärkung in einer sehr netten Crêperie zu uns.
Nun steht noch die Nordspitze auf dem Programm. Wir versuchen mal wieder mit Google Maps zu fahren, aber zumindest bei den Fahrradwegen klappt das hier nicht. Wieder landen wir an einer Treppe, die auch noch zum Strand führt. Wir kommen trotzdem an und finden ein großes Steinkreuz (zum Größenvergleich: Ralf ist links im Bild).
Bis 18:00 Uhr müssen wir die Räder zurückgeben und so haben wir leider keine Zeit mehr, die Ostspitze der Insel zu besuchen. Aber auch so haben wir einen guten Eindruck bekommen - und es gefällt uns hier sehr gut! Insbesondere, weil heute keine Touristenströme zu sehen sind.
Wir haben vorrausschauend schon unsere Dusch-Sachen ins Beiboot gepackt, und so können wir noch die schönen neuen Sanitäranlagen nutzen. Im Hafen liegen jede Menge große Schlauchboote, zwischen denen unser Beiboot (direkt links am Steg) recht zierlich aussieht.
Bevor wir das Dinghy aus dem Wasser heben, versucht Ralf noch, mit dem Schrubber das Unterwasserschiff neben dem Ausgang für die Logge zu reinigen - wir hoffen, dass sie dann morgen funktioniert.
Morgen wollen wir weiter nach Vannes fahren - in der Karte oben rechts. Auch dazu ist wieder eine genaue Zeitplanung nötig, denn es ist nicht nur flach, sonder es gibt auch noch eine Brücke und eine Schleuse mit festgelegten Öffnungszeiten.

Sonntag, 28. Mai 2023

Tag 19 - Port Haliguen-Île-aux-Moines: Mooring-Manöver

Eigenlich wollten ich mein Blog heute "Sonntags-Segeln" nennen, denn wir hatten eine wunderbare Überfahrt (siehe Titelbild) von der Halbinsel Quiberon zur Einfahrt des Golfs von Morbihan, einem inselreichen Binnenmeer. Heute, am Pfingstsonntag, sind jede Menge Boote unterwegs und es gibt verschiedene Regattafelder zu bewundern.
Die Einfahrt zum Golf ist sehr eng und daher  können hier und zwischen den Inseln durch die Tide starke Strömungen entstehen. Wir haben unseren Besuch daher auf die Nippzeit gelegt, wo der Unterschied zwischen Ebbe und Flut am geringsten ist und wir nutzen den Flutstrom, um gut in das Binnenmeer zu kommen. Trotzdem ist das Wasser noch ziemlich aufgewühlt.
So angeschoben kommen wir schnell und gut bis zu unserem geplanten Liegeplatz im Windschatten der Île-aux-Moines, der größten Insel (auf der Karte Nr. 1). Dort kann ich mit dem Enterhaken ganz unproblematisch eine große Mooringtonne greifen. Wir sind aber nicht sicher, ob diese für Besucher gedacht ist, und rufen über Funk im Hafen an. Die Verständigung ist schlecht und wir bekommen keine Antwort. Also versuchen wir es an einer  der kleineren Bojen in der gleichen Bucht, aber an dieser steht ein Schild "Max. 3 Tons" - wir wiegen 11 Tonnen, also leider nicht geeignet. Wir schauen uns das Bojenfeld im Norden der Insel an (auf der Karte Nr. 2), hier gibt es mit "V" (=Visiteur) bezeichnete Tonnen, aber es ist sehr unruhig. Also machen wir schließlich auf der anderen Seite vor Port Blanc (Auf der Karte Nr. 3) an einer Mooring fest.
Nach Mittagessen und Siesta wollen wir zu einem Landausflug mit dem Beiboot starten. Wir sind schon viel schneller geworden mit Einwassern, Motor anhängen, Ausrüstung laden und tuckern glücklich Richtung Ufer, als wir eine Dame von der Capitanerie treffen. Sie erklärt uns, dass wir hier nicht bleiben dürfen und wir fahren brav zurück zur Triton und folgen ihr zu den Besucher-Bojen - die, die uns nicht gefallen haben (siehe Nr. 2)
Von unserem jetzt offiziell genehmigten Platz starten wir zu unserem nächsten Versuch, an Land zu gehen. Diesmal erfolgreich. Wenn sich jemand gefragt hat, wo die Franzosen am Pfingstsonntag sind, so können wir die Frage jetzt beantworten: ganz klar auf der Île-aux-Moines... Glücklicherweise ist es durch unsere Mooring-Manöver so spät geworden, dass die meisten Tagesausflügler schon bald mit einer der zahlreichen Fähren abgeholt werden. Ralf läuft noch ein Stück durch den Ort und wir beschließen, uns morgen hier Fahrräder zu leihen.
 Dann tuckern wir zu unserer lieben Triton zurück, die brav an ihrer Mooring auf uns wartet.
Wir haben keine Lust, groß zu kochen uns so genießen wir die Abendstimmung im Cockpit mit Tomatensuppe, Salat und Hähnchenbruststreifen.
 

Samstag, 27. Mai 2023

Tag 18 - Port Haliguen: Kleine Tour und große Wäsche

Wäsche, die daheim nebenbei erledigt werden kann, dauert auf dem Boot den ganzen Vormittag. Wir lüften unsere Schlafsäcke aus und nutzen die neuen Waschmaschinen im Hafen für zwei große Taschen Wäsche, unter anderem die Arbeitsklamotten, Laken, Kissenbezügen und Handtücher.
Bis der letzte Trockner läuft, und noch ein paar Verwaltungsaufgaben erledigt sind, ist es schon wieder Nachmittag geworden. Wir entscheiden uns für einen kleinen Ausflug auf die andere Seite der Halbinsel, wo es einen großen Strand und einen netten Touristen-Ort gibt.
Der Nachmittag ist natürlich auch die Zeit, in der Ralf Kaffee und Kuchen haben möchte und wir bekommen einen "grand café crème", Crêpes und Eis in einem netten Bistro mit Seeblick.
Wir schauen noch in ein paar Galerien (nichts dabei, was uns unmittelbar anspricht) und in die Schaufenster der zahlreichen Geschäfte. Mir gefällt diese Tasche, aber der Laden hat leider geschlossen.
Dann wollen wir noch das Château Turpault anschauen (siehe Titelbild), aber es hat leider wegen Renovierung geschlossen. Aber auch so war es ein netter kleiner Ausflug. Auf dem Rückweg sammeln wir die trockene Wäsche ein, die dann im Cockpit gefaltet wird. Morgen geht es weiter in den Golf du Morbihan. Die Fahrräder warten schon verpackt an Land und Ralf bereitet noch den Bojenhaken auf seinen Einsatz vor.

Freitag, 26. Mai 2023

Tag 17 - Port Haliguen: Hoffentlich Allianz versichert?

Verschiedene Häfen hier in der Umgebung haben sich zur "Compagnie des Portes du Morbihan" zusammengeschlossen und wir haben schon letzes Jahr eine Vorteilskarte erworben. Damit haben wir unter anderem einen festen Zugangscode zum Hafeninternet und das nutze ich heute, um mich um verschiedene Verwaltungsaufgaben zu kümmern. Dazu gehört auch die Krankenversicherung meiner Mutter bei der Allianz. Ich erinnere mich noch an den Slogan: "Hoffentlich Allianz versichert" und ich kann nur aus vollem Herzen sagen: "Hoffentlich nicht!" Nicht nur das die private Versicherung im Alter teuer wird, es ist auch eine Herausforderung, den Überblick über Tarife, Fragebogen, Einreichungen und Abrechnungen zu behalten. Während ich in Warteschleifen hänge, geht Ralf einkaufen und kümmert sich um die Logge (wie berichtet zeigt sie keine Geschwindigkeit an). Der Geber kann nach innen herausgezogen werden (schnell einen Stopfen in das Loch stecken...) und der "Puste-Test" zeigt, das er sich dreht und auch eine Geschwindigkeit angezeigt wird.
Nun könnte es noch ein Hindernis draußen am Rumpf geben. Wir versuchen, einen Hafenhelfer davon zu überzeugen, dass wir kurz von seinem Boot aus mit einem Schrubber das Unterwasserschiff reinigen können, aber er darf oder will keine Fremden an Bord nehmen.
Dann eben in der nächsten Ankerbucht, wenn wir unser Beiboot wieder klarhaben... Zwischendurch legt noch ein Belgier neben uns im Päckchen an (siehe Titelbild) und ein Vogel zeigt Interesse an unserem Boot als möglichem Nistplatz. Schließlich entscheidet er sich dagegen und fliegt fort, nicht ohne noch ein Andenken auf unserem Sitz zu hinterlassen...
Erst am Nachmittag gehe ich auch von Bord. Wir besorgen einen neuen Kraftstofffilter für den Außenborder (siehe Probleme mit dem Vergaser diese Woche) und lassen zwei Fender aufpumpen, für die wir nicht die richtigen Adapter haben. Netterweise gibt es gleich zwei Schiffsausrüster hier am Hafen.
Wir machen noch eine kleine Radtour zum nächsten Ort Staint-Pierre-Quiberon. Leider hat Google Maps hier Probleme mit den Fahhradwegen. Erst will es uns über Treppen schicken und dann über Hauptstraßen. Wir kommen trotzdem am Ziel an. Auf dem Rückweg programmiert Ralf einzelne Wegepunkte und das klappt viel besser!
Bisher haben wir jeden Tag das gleiche Wetter: Wind aus Nordost, Nachts sehr stark, Tagsüber, insbesondere Nachmittags weniger. Stahlende Sonne. Windgeschützt in der Sonne sehr warm, im Wind mit seiner Nord-Komponente kühl und nachts richtig kalt. So wie es aussieht, wird sich das in absehbarer Zeit nicht ändern. Wir überlegen schon, wie wir unsere Ziele hier in der Umgebung am besten erreichen und wo sinnvolle Ankerplätze sind. Aber morgen wollen wir noch hierbleiben und die große Wäsche erledigen.