Dienstag, 23. Mai 2023
Tag 14 - Île-d’Houat: Projekt Landgang
Wenn wir ankern, gibt es - anders als beim Anlegen im Hafen - nur wenig vorzubereiten. Wir benötigen keine Fender, Festmacher oder Hafenhandbücher und müssen auch nicht den Hafenmeister über Funk kontaktieren. Allerdings ist es wesentlich aufwendiger, an Land zu kommen, besonders, wenn es wie in unserer Ankerbucht, keine Anlegestelle gibt. Da bleibt uns nur "beachen", also mit dem Beiboot auf den Strand fahren. Gerade bei sich am Ufer brechenden Wellen eine feuchte Angelegenheit. Wir montieren zunächst die Räder wieder am Dinghy. Dann wird es mit dem Fockfall ins Wasser heruntergelassen und an der Badeplattform am Heck festgebunden.Als nächstes wird der Motor, der an der Heckreling hängt, vorsichtig heruntergelassen und montiert. Weil die Räder verhindern, dass wir ihn richtig drehen können, klappen wir diese herunter ins Wasser. Dann wird geladen: zwei Paddel, der Benzintank, eine Tasche mit Blasebalg, Anker und anderem Beiboot-Zubehör. Eine wasserfeste Tasche mit Schuhen und trockenen Klamotten... Dann sind wir bereit zum Start, aber der Motor zickt, wahrscheinlich weil die Leerlaufdüse verstopft ist. Egal wir fahren trotzdem los - zur Not haben wir ja die Paddel dabei. - Heute Morgen sind zahlreiche Schiffe bei uns in die sowieso schon volle Bucht gekommen und ein offiziell aussehendes Boot fährt von einem zum anderen, allerdings nicht zu uns.Uns fällt auf, dass die besuchten Boote alle einen kleinen orangenen Wimpel führen. Auf dem Weg zum Ufer werden wir von einem der Schiffe angerufen. Wir halten und sie bitten uns, ihnen am Strand eine Flasche mit Sand zu füllen. Wie sich herausstellt, gehören sie zu einem Projekt, dass Segeln für behinderte Kinder anbietet und da helfen wir natürlich gerne. Nachdem das erledigt ist, können wir anlanden und das Boot durch die Brandung und dann - dank der Räder sehr gut - hoch auf den Strand ziehen (siehe Titelbild). Wir wechseln Schuhe und Hosen und machen uns auf den Weg zur anderen Seite der Insel, wo es einen Fahrradverleih gibt. Unterwegs kommen wir bei wunderschönen Anwesen vorbei und überall ist eine Fülle von Blumen zu sehen.Schon bald erreichen wir den einzigen Ort der kleinen Insel. Auch hier ist alles sehr gepflegt, die Häuser überwiegend weiß und oft mit bunten Fensterläden und die Gärten voll mit Blumen. Hier wachsen sogar Palmen.Was wir zunächst kaum sehen sind Menschen, offene Geschäfte oder Gaststätten. Wir überlegen schon, ob wir unser Intervallfasten unfreiwillig verlängern müssen, als wir um eine Ecke biegen und Brasserie entdecken, wo wir eine Kleinigkeit zum Mittagessen bekommen.So gestärkt laufen wir weiter zum Hafen, wo auch der Fahrradverleih seine Station hat. Im Internet steht, dass er durchgehend geöffnet ist, aber wir stehen vor verschlossenen Türen. Es gibt eine Telefonnummer, aber dort läuft nur ein Anrufbeantworter. Ich schreibe ein SMS und Ralf ein Mail, beides zunächst ohne Erfolg.Die Räder sind zwar nicht abgeschlossen, aber wir wollen nicht einfach eines wegnehmen und beschließen daher, zum örtlichen Museum zu laufen, das auf unserem Rückweg liegt. Dort gibt es Informationen über die Seefahrt im Allgemeinen und die Geschichte von Houat im Besonderen. Ein weiterer Teil des Museums beschäftigt sich mit der Bedeutung von Plankton, insbesondere Phytoplankton (pflanzliches Plankton) und da speziell mit Algen und ihrer Verwendung. Leider alles nur auf Französisch. Im Shop gibt es dazu passend Algenkosmetik zu kaufen.Als wir aus dem Museum kommen, ruft der Fahrradverleiher an und wir können für morgen ein paar Elektrofahrräder mieten, um den Rest der Insel zu erkunden. Ralf läuft nochmal zurück in den Ort, um Brot zu kaufen und ich laufe auf dem Küstenpfad zurück zu unserer Bucht. Laufen ist seit meiner Fuß-OP nicht gerade meine Kernkompetenz und ich bin auf dem schmalen, steinigen Weg sehr froh, dass ich meinen neuen Nordic-Walkin-Stöcke dabei habe. Die tolle Aussicht entschädigt aber für die Anstrengung. Unser Beiboot liegt sicher am Strand und die Triton schwimmt in der geschützten Bucht. Wir ziehen wieder Hosen und Schuhe aus und schaffen das Beiboot durch die Brandung. Der Motor spring freudlicherweise an und es geht zurück zur Triton.Ralf reinigt noch den Vergaser des Beiboot-Motors in der Hoffnung, dass er morgen besser funktioniert. Wir essen zu Abend und lassen noch mehr Ankerkette heraus, denn heute nacht soll es, bei einer Grundwindstärke von 21 Knoten in Böen bis zu 30 Knoten Wind geben (5-7 Beaufort).In der nächsten Bucht ankert ein Großsegeler - so könnte es hier auch von 100 Jahren hier ausgesehen haben.
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