Mittwoch, 31. Januar 2018

Zusammenfassung: Januar 2018

Statistik

Seemeilen: 319
Motorstunden: 19
Segeltage: 12
Nächte auf See: 1
Liegetage: 19
Häfen/Ankerplätze: 7
St. Lucia: Rodney Bay Marina, Rodney Bay (A)
Martinique: Le Marin Marina, Le Marin (M), St. Anne (A), St. Pierre (A), Marina Z’Abricot
Dominica: Roseau (A)
Grenada: Marina Phare Bleu, Prickly Bay (M) 
                                  

Segeln und Wetter

Wie immer kommt der Wind aus östlichen Richtungen in mittlerer bis kräftiger Stärke. Hinter den Inseln manchmal durch die Abdeckung weniger, zwischen den Inseln durch den Düseneffekt verstärkt. Da wir uns in Nord-Süd oder Süd-Nord-Richtung bewegen bedeutet das für uns überwiegend Wind von der Seite – das lässt sich gut fahren.

Mit Motor sind wir die Strecken von Le Marin nach St. Anne gefahren und dann das Stück von St. George’s zur Marina Phare Bleu im Süden von Grenada, weil da der Wind genau von vorne kam.
Das Wetter ist nach wie vor warm aber durch den Wind erträglich, das Wasser sehr schön zum Schwimmen und Schnorcheln. Was uns überrascht hat, sind die häufigen und teilweise kräftigen Regenfälle, die es unmöglich machten, die Luken länger offenzulassen oder Wäsche und Handtücher draußen zu trocknen.

Boot

Während die Kinder da sind, kümmern wir uns nicht um Reparaturen. Ausnahme ist das Beiboot, dass schon auf Barbados anfing, sich aufzulösen. Wir haben in Martinique ein neues bestellt und das alte so gut es ging geklebt. Erst fiel hinten das Motorbrett ab und dann wurden auch noch die seitlichen Luftkammern undicht. Jetzt ist immer eine Pumpe und ein Ösfass zum Auschöpfen dabei und wir hoffen, dass es noch hält, bis wir wieder zurück auf Martinique sind…

Nachdem auch Jan wieder abgeflogen war, kümmerten wir uns um die elektrische Selbsteuer-Anlage und das Radar und konnten beides mit Bordmitteln reparieren. Nun steht noch die Verstärkung der Seitenfenster auf der To-Do-Liste. Ein Scharnier am Fenster war auf der Atlantikpberquerung gebrochen und wir wollen das sichern, bevor wir wieder ein längeres Stück segeln. Sonst ist im Moment alles im grünen Bereich und wir sind mit unserer alten Lady wirklich sehr zufrieden.

Verpflegung/Versorgung

Nach Barbados und St. Lucia haben wir auf Martinique wieder europäischen Boden betreten und das hat sich auch bei den Einkaufsmöglichkeiten bemerkbar gemacht. Es gibt viele aus Frankreich bekannten Supermarktketen wie Hyper U und Carrefour, dazu „Leader Price“, der No-Name-Produkte günstig verkauft und „Decathlon“ für Sportartikel.

Auf Dominica ist die Situation nach dem Hurrikan natürlich immer noch angespannt und wir haben nur ein paar frische Sachen von kleinen Händlern gekauft. Grenada bietet wieder bessere Einkaufsmöglichkeiten zur akzeptablen Preisen. Viele Produkte sind aus den USA importiert. Wir als Segler können mit Nachweis steuerfrei Schiffszubehör kaufen.

Crew

Bis zum 8. Januar waren wir mit Jan und Max zu viert. Das bedeutete nette Spieleabende und schöne Ausflüge auf St. Lucia und Martinique. Danach wollte Jan gerne noch etwas mehr Segeln, so dass wir noch einen Abstecher nach Dominica machten. Wieder eine andere Konstellation und eine große Freude, „Qualitätszeit“ mit ihm zu verbringen. Er ist dann am 18. Wieder zurück nach Mexiko geflogen.

Während der letzten Monate mit Freunden und Familie ist die „Paarzeit“ etwas zu kurz gekommen und wir haben etwas gebraucht, um uns wieder auf den Rhythmus zu zweit an Bord einzustellen, aber jetzt sind wir wieder ein gutes Team.

Sightseeing

Den Monat begannen wir in der Rodney Bay auf St. Lucia und der schöne Ausflug nach Pigeon Island versöhnte mich etwas mit der Insel.

Martinique nennt unser Segel-Führer „a breath of civilisation“ und wirklich fühlen wir uns wieder nach Europa zurückversetzt. Ordentlich, aufgeräumt mit guten Straßen, allen Versorgungsmöglichkeiten und gewerkschaftlich organisierten Taxifahrern. Es ist fast schon zu wenig „karibisch“. Le Marin ist ein Riesen-Yachtzentrum mit Hunderten von Booten. Praktisch zum Einkaufen, aber nicht wirklich schön. Da gefällt uns St. Anne schon wesentlich besser: bunt, mit vielen kleinen Geschäften und einer sehr netten Bäckerei mit angeschossenem Café. Hier haben wir auch unser Schnuppertauchen.

Mit dem Auto unternehmen wir verschiedene Einkaufsexpeditionen und besuchen „La Savane de Esclaves“, eine Plantage mit einer Ausstellung über Sklaverei und den „Jardin de Balata“, einen wirklich wunderschön angelegten Garten.

Ganz anders sieht es auf dem nur 30 sm entfernten Dominica aus. Fast alle Gebäude sind durch den Hurrikan im letzten Jahr zerstört oder sehr beschädigt worden. Die Aufräum- und Reparaturarbeiten gehen nur sehr langsam voran. Nach unserem Eindruck fehlt es an allem: Material, Maschinen, Organisation, Geld… Die Menschen sind sehr freundlich und freuen sich, wieder Touristen, eine wichtige Einnahmequelle, zu sehen. Seit September sind keine Kreuzfahrtschiffe mehr auf der Insel gewesen, das erste wurde einige Tage nach unserem Aufenthalt erwartet.

Wir wollen Geld auf der Insel lassen und gehen essen und kaufen einige lokale Produkte. Ralf geht zum Friseur oder eher Barbier (ein wahrer Künstler) und wir lassen uns einen halben Tag mit dem Taxi auf der Insel herumfahren. Landschaftlich wirklich schön, aber so viel zerstört und auch vorher in keinem guten Zustand. Wie es eine Bekanntschaft von Jan ausdrückte: poverty but not starvation…

Nach einer Planänderung haben wir uns dann doch noch für einen Besuch auf Grenada entschieden. Wie gut, dass wir das getan haben, denn es hat Barbados als Lieblingsinsel abgelöst: wunderschöne Landschaft, freundliche Menschen, akzeptable Preise. Nach einem kurzen Stopp in der Hauptstadt St.George’s sind wir jetzt an der in viele nette Buchten gegliederten Südküste: ein Traumrevier!

Mit dem Auto waren wir auf den Insel unterwegs und haben viel über die Schokoladen-Herstellung (empfehlenswert: Belmont Estate) und die Muskatnuss-Produktion gelernt. Ein Highlight war auch das Bad im Wasserfall.

Begegnungen

Die Zeit mit den Kindern war wirklich schön und harmonisch. Alle kennen sich mit dem Bordleben aus und es klappt richtig gut. Es gibt auch immer wieder neue Impulse und Ideen, wie Spiele, Musik oder auch die Fischfang-Aktionen, die wir sonst so nicht gemacht hätten.

Außer der Familie wollen wir natürlich auch die Einwohner kennenlernen und da haben wir bisher fast nur positive Erfahrungen gemacht. Auf Dominica haben wir auf gut Glück Marcus angerufen, dessen Nummer in unserem Segelführer stand und er hat uns dann sehr gut betreut und uns unseren Fahrer und Guide Yankee vermittelt.

Auch Grenada hatten wir sehr nette Guides und Verkäufer wie Dorothy mit ihren Gewürzen und Alfred mit seinen Schnitzereien oder Devon, der für uns den Wasserfall heruntersprang.

Natürlich lernen wir auch viele andere Langfahrtsegler kennen oder treffen alte Bekannte. Ganz überraschend trafen wir die Crew der MARIPOSA am Flughafen und die LOTHLORIEN und die THYRA in der Ankerbucht vor St. George’s. In den Marinas kommen wir schnell mit den Nachbarn ins Gespräch wie in Z’Abricot mit der FLOW und der CHARDONNEY und in Phare Bleu mit verschiedenen deuschen und schweizer Schiffen, z.B. der MAGELLAN und der VELA DARE. Das ist immer anregend und interessant.

Fazit

Ein sehr abwechslungsreicher Monat prall gefüllt mit vielen Begegnungen und Erlebnissen. Es gibt nicht „die Karibik“, sondern die Inseln sind bisher alle unterschiedlich und jede hat ihren eigenen Charakter (s.o.). Ich gewöhne mich an Wetter und Lebensbedingungen und habe Freude am Erkunden und beim Schwimmen und Schnorcheln. Aber meine Liebe gehört nach wie vor dem Norden und ich werde wohl kein wirklicher Sonne-Sand-Strand-Fan mehr.

Das Monatsende markiert auch die Halbzeit unserer Reise und wir befinden uns ab jetzt auf dem Heimweg. Das passt gut, denn wir haben mit Grenada unseren südlichsten Punkt erreicht und von nun an geht es nach Norden und nach Westen. Auf der einen Seite kommt es mir vor, als ob wir schon lange unterwegs sind, auf der anderen Seite ging die Zeit total schnell herum.

Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir diese Reise unternehmen können – es öffnet mir in mehr als einer Hinsicht die Augen und es ist eindrücklich und bringt mich zum Nachdenken, andere Lebensweisen zu sehen. Wir fangen auch an, zu überlegen, wie wir unser Leben gestalten wollen, wenn wir wieder daheim sind. Sicher ist, dass wir unser Zuhause nicht ganz aufgeben wollen, wie einige Langfahrtsegler, die wir kennengelernt haben. Aber wir wollen auch weiter mit dem Boot unterwegs sein und neue Ufer kennenlernen. Wir werden sehen, wie sich das vereinbaren lässt.

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