Einer der Vorteile, in dieser Jahreszeit im Norden zu segeln, liegt darin, dass es nur sehr kurz dunkel ist. Das ist gut für uns, denn heute starten wir schon um 4:00 Uhr um günstige Strömungen a) am Cape Wrath, der Nordwest-Ecke Schottlands und b) bei der Einfahrt durch das "Mouth of Hoy" auf den Orkney Inseln zu bekommen.Um kurz nach vier geht dann auch die Sonne auf und wir sehen sogar einige Sonnenstrahlen neben uns über den Bergen.Nach den stümischen Winden gestern ist es heute deutlich weniger geworden und wir können alle Segel setzen. Leider steht noch eine Restwelle und zusätlich atlantischer Schwell, so dass wir ziemlich durchgeschüttelt werden. Da die Windstärke nicht zu den Wellen passt und uns zusätzlich noch - wie geplant - der Strom schiebt, schlagen die Segel und Ralf geht nach vorne, um den Bullenstander zu setzten, der den Großbaum nach vorne sichert. Wahrscheinlich durch das Schlagen hat sich der Patent Schäkel des Großschot gelöst und dann auch noch verbogen. Ich kann die Großschot sichern und vorne wird der Baum vom Bullenstander gehalten, so dass keine Gefahr besteht, dass jemand vom schlagenden Baum getroffen wird. Es gelingt uns, einen Dyneema-Schäkel als Ersatz zu befestigen (siehe Titelbild). Wir sind froh, dass es so gut ausgegangen ist, und wir weitersegeln können. Leider klappt das nur bis Cape Wrath (Foto von Ralf).Danach ändern wir unseren Kurs so, dass der schwache Wind genau von hinten kommt und nicht ausreicht, um zu segeln. Daher werfen wir den Motor an. Leider ist nur der Wind schwach und die Wellen bleiben so wie vorher und schaukeln uns gnadenlos hin und her. Jede Tätigkeit an Bord wird mühsam und der Gang zur Toilette ist eine Zirkusnummer. Zu essen gibt es daher nur Käse und Kräcker.Praktisch ist, dass die Triton gute Möglichkeiten bietet, sich unter Deck zu entspannen. Wenn wir das Leesegel aufspannen, können wir relativ bequem in der Koje liegen und sogar etwas Schlaf nachholen.Die Fahrt dauert insgesamt 14 Stunden und wir sind genau im Zeitplan, als wir die Einfahrt in die Orkney Inseln erreichen. Mittlerweile ist das Wetter wesentlich freundlicher und wärmer geworden und die Landschaft sieht sehr nett aus.Die Durchfaht nach Stromness ist für ihre starken Strömungen bekannt. Wir kommen etwas über eine Stunden nach Stillwasser an und haben Wellen, Wind und Tide mit uns. Daher gibt es kaum Wellen und "nur" fünf Knoten Schiebestrom, der aus unseren 5,5 kn mal schnell 10,5 kn macht.Dank Erfahrung vom Rhein-Segeln steuert Ralf dann sicher um die Ecke und wir bekommen ohne Probleme einen Platz in der Marina. Beim Anlegen will eine nette Dame uns helfen und nimmt meine eben erst kunstvoll geworfene Springleine wieder von der Klampe. Die Leine benötigen wir zum Bremsen des Bootes - ich schnauze sie daher unfreundlich an: "Just leave it alone!", was mir nachher leid tut, aber als ich mich entschuldigen will, ist sie schon fort. Ich tausche die schottische Gastlandsflagge gegen die der Orkney Inseln - die Flaggen werden aus höflichkeit gegenüber der gastgebenden Nation auf der Steuerbordseite des Bootes geführt.Wir entspannen ein wenig im Cockpit und schauen einem schönen traditionellen Segelboot zu, dass noch einen Runde durch den Hafen fährt. Auf den ersten Blick sieht es hier sehr nett aus und wir freuen uns darauf, die Inseln zu erkunden.
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