Mittwoch, 4. August 2021
Tag 38 - Pays d'Auge: Kühe, Käse und Calvados
Am Montag waren wir Richtung Westen an den D-Day Küsten der Normandie unterwegs - interessant aber auch recht voll mit Touristen und inhaltlich belastend. Unser Dienstags-Ausflug führte uns nach Süden in die Normannische Schweiz. Heute wollen wir Richtung Osten zum Pays d'Auge, der Landschaft zwischen den Flüssen Touques und Dives, bekannt für glückliche Kühe, die unter Apfelbäumen weiden (siehe Titelbild). Aus der Milch der Kühe werden vier typische normannische Käsesorten (mit geschützter Herkunftsbezeichnung) hergestellt die alle nach kleinen Orten benannt sind: Livarot, Pont-l’Évêque, Neufchâtel (kommt aus der Gegend von Dieppe) und Camembert de Normandie. Unser erstes Ziel ist daher die Käserei Graindorge in Livarot, die alle vier Sorten herstellt. Es gibt eine Tour mit Videos und Erklärungen, bei der es möglich ist, durch Fenster die Produkton zu beobachten.Milch von normannischen Kühen, die mindestens sechs Monate auf der Weide stehen müssen, wird in großen Tanklastern angeliefert, im Labor geprüft und dann mit Lab zum Gerinnen gebracht. Molke wird abgeschöpft, die Käsemasse zerschnitten und dann - noch von Hand - in Formen (rund, viereckig, herzförmig) gefüllt. Die kleinen Käse werden mit Salz eingerieben und einige Zeit reifen gelassen. Der Livarot wird dann noch mit Binsenstreifen eingewickelt.Wir testen alle vier Sorten und - was ausgezeichnet dazu passt - herbes Apfelgelee und kaufen dann unsere Favoriten Livarot und Camembert ein. Wir haben Zubehör für ein Picknick mitgebracht und zusammen mit frischem Baguette haben wir ein köstliches Mittagessen vor unserem nächsten Ziel, dem "Château de Saint-Germain-de-Livet".Es handelt sich um ein Wasserschloss mit Bausubstanz aus dem 15. und 16. Jahrhundert das bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts in Privatbesitz war und dann der Stadt Lisieux geschenkt wurde. Innen sind viele Räume noch vollständig eingerichtet, zum Teil noch mit Möbeln und Bildern der letzten Eigentümer.Aus den Fenstern im ersten Stock schauen wir über die grüne Landschaft - natürlich mit Kühen - die fast selbst wie ein Gemälde aussieht.Das ganze Ensemble hat eine wunderbare Atmosphäre, bestimmt auch verstärkt durch die verschiedenen Tiere, wie Pfauen im Garten, Schwäne und Enten im Burggraben und sehr sympathische kleine Wasserratten.Nebenan gibt es noch eine Creperie - ideal geeignet für Ralfs Nachmittagskaffee. Wir sitzen mit Blick aufs Schloss, vor uns die Pfauen und Schwäne, bei Eis und Kuchen, im Hintergrund spielt leise Jazzmusik - ein fast unwirklich perfekter Moment. Ralf studiert schon einmal die Angebote für französische Herrenhäuser...Nach Käse und Château wollen wir uns noch die Weiterverarbeitung von Äpfeln ansehen. Das ist hier in der Normandie die Produktion von Apfelsaft der zum Großteil zu Cidre (Apfelwein) vergoren wird. Dieser kann dann zu Calvados gebrannt werden. Die verwendeten Apfelsorten sind - zu Ralfs Bedauern - zum Essen nicht geeignet. Auf der "Route du Cidre" liegen zahlreiche Brennereien. Wir besuchen das "Manoir de Grandouet", einen kleinen Familienbetrieb.Es gibt einen kurzen Film über die Ernte (teilweise mit einem "Schirm-Rüttler": Klick) und Produktion, eine alte Presse und Holzfässer können besichtigt werden und natürlich ist es möglich, die Produkte zu testen. Auch hier sind wir begeistert von der ganzen Anlage, den netten Eigentümern und dem ungekünstelten Charme des ganzen Betriebs.Wir haben uns wieder mit den Besichtigungen Zeit gelassen und so haben wir nur einen kurzen Stopp bei unserer letzten Station, dem kleinen Ort Beuvron-en-Auge, das zu den schönsten Dörfern Frankreichs gehört. Um diesen Titel zu erhalten, muss ein Dorf mindestens zwei "monuments historiques" aufweisen, darf nicht mehr als 2000 Einwohner haben und muss weitere touristische Kriterien erfüllen. In Beuvron ist auf den ersten Blick ersichtlich, warum das Dorf den Titel erhalten hat.Diese Tour stand so nicht in unserem Reiseführer und ich habe gestern eine ganze Weile gebraucht um Käse und Cidre ohne zu viel Fahrerei und Umwege zusammenzubringen, weitere nette Stationen auf dem Weg zu finden und die Webseiten nach Öffnungszeiten, geführten Touren und Corona-Auflagen zu checken. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden und selbst von Ralf kam hohes Lob - also wirklich ein voller Erfolg! Wir sind sehr froh, dass wir die Zeit hatten, die verschiedenen Seiten der Normandie in Ruhe kennenzulernen. Aber nun ist erst einmal Schluss mit den ganzen Besichtigungen, für morgen sind Arbeiten am Schiff und im Boots-Büro geplant.
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