Sonntag, 23. Juni 2019

Tag 46 - Pico: Weinbau und Walfang

Heute ist wieder ein "Touristen-Tag" und schon um 7:00 Uhr morgens machen wir uns mit dem Taxi (4 €) auf den Weg zur Fähre zur Nachbarinsel Pico. Die Überfahrt dauert nur 30 Minuten und unterwegs können wir eindrucksvolle Wolken- und Gesteinsformationen bewundern.
Wir hatten erst überlegt, uns ein Auto zu mieten, aber nach den guten Erfahrungen auf Flores haben wir uns für eine geführte Tagestour entschieden. Wieder ist unser Mini-Bus international besetzt: zwei Kanadier, eine Spanierin, wir als Deutsche und die nette junge Dame, die uns fährt und führt ist eine Französin, die auf Pico lebt und fließend Englisch und Portugiesisch spricht. Pico ist geologisch gesehen die jüngste der Azoreninseln, erst ca. 300.000 Jahre alt, 42 x 25 km groß mit ca. 15.000 Bewohnern.

Die Besonderheit der Insel ist, dass hier sehr aufwendig Wein angebaut wird. Gebiete an der West- und Nordseite der Insel sind durch Mauern aus Lavasteinen in kleine Felder unterteilt, die die Reben vor dem Wind schützen sollen. Außerdem heizt sich das dunkle Gestein auf und dient als Wärmespeicher. Die Weinbaugebiete auf Pico sind seit 2004 UNESCO Weltkulturerbe.
Neben der durch die Bewirtschaftung geprägten Landschaft gibt es aber noch weitere Sehenwürdigkeiten. An zahlreichen Stellen der rauhen Küste gibt es Naturschwimmbäder mit eindrucksvollen Wellen, aber - zumindest heute - ohne Besucher.
Wir halten an verschiedenen Aussichtspunkten - hier mit einer speziellen Gesteinsformation...
...und besichtigen eine kleine Kirche:
Mittlerweile ist es Zeit zum Mittagessen geworden, das - wie auch alle Eintrittsgelder - im Tagespreis enthalten ist. Wir bekommen landestypische Vorspeisen (scharfe Wurst, lokalen Käse, Süßkartoffeln) und können uns am Buffet bedienen. Dazu gibt es Rot- oder Weißwein, Wasser, Fanta und als Abschluss noch auf Pico hergestellten Likör oder Schnaps.
Von nahezu jedem Punkt unserer Fahrt ist der Montanha do Pico zu bewundern, den wir ja auch schon von Horta aus immer vor Augen haben. Mit einer Höhe von 2351 m ist der Vulkan der höchste Berg Portugals.
Neben dem Weinbau ist Pico auch die Insel der Walfänger. Schiffe aus Amerika (wir erinnern uns an unsere Besichtigungen in Nantucket) legten bereits Mitte des 18. Jahrhunderts in Pico an und nahmen Vorräte und Besatzungsmitglieder an Bord. Wie wir schon im Museum auf Flores gesehen haben entwickelte sich eine eigene Walfang-Tradition in den Azoren. Bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden die Wale ganz traditionell mit Harpune und Speer von ca. 11 m langen Holzbooten aus gejagt. Auf der Insel verteilt waren "Wal-Spotter", die bei einer Sichtung die Waljäger alarmierten. Auch heute noch schicken die Spotter die Whale-Whatching-Boote an die richtigen Orte.
Bei einer Fahrt quer über die Insel gibt es die Gelegenheit, hoch gelegene Seen (allerdings keine Kraterseen) anzuschauen - wieder vor der Kulisse des Pico.
Die traditionellen Walfang-Boote werden auch heute noch für Wettbewerbe genutzt. Es gibt Ruder-Rennen für Damen oder Herren-Teams und Segelregatten. Die Schiffe sind sorgfältig restauriert und sehen aus wie neu.
Zum Abschluss machen wir noch in einem kleinen Weinbau-Dorf auf der Nordseite der Insel halt. Alles ist - wie die ganze Insel - sehr sauber, aufgeräumt und gepflegt, aber auch verlassen. Gefühlt sind außer uns nahezu keine Touristen unterwegs und ich komme mir fast vor, wie in einer Geisterstadt aus einem Wild-West-Film...
So sind wir auch alleine zur Weinprobe - es handelt sich um einen Sherry-ähnlichen Wein, der als Aperitif getrunken werden soll. Aus meiner Sicht (aber ich bin kein Experte) hübsch anzusehen und wohlriechend, aber im Geschmack eher gewöhnungsbedürftig...
Wieder eine ganz individuelle und sehenswerte Insel mit eigenem Charakter. Mir haben ganz besonders die Farben gefallen: Schwarzer Stein, grüne Weinreben, rote Türen und Windmühlen und wieder war überall eine interessante und reichhaltige Vegetation:
Wir werden pünktlich an der Fähre nach Faial abgeliefert. Ich gehe gleich an Bord, aber Ralf muss noch im Büro des Veranstalters bezahlen. Erst zwei Minuten vor der Abfahrtszeit kommt er als letzter Passagier aufs Schiff...

Keine Kommentare: