Um sechs klingelt der Wecker und um kurz vor sieben sind wir unterwegs, denn wir haben heute 60 Meilen zu segeln und wir müssen um die Portland Bill, an der es starke Tidenströme gibt. Es ist auch recht kräftiger Wind vorhergesagt, aber davon ist im geschützten Hafen noch nichts zu merken.
Der Wind kommt zunächst von hinten und wir können die Segel ausgebaumt setzen. Erst einmal sind wir ziemlich langsam, denn wir haben etwas Gegenstrom. Nach und nach nimmt der Wind - wie angesagt - zu und nach zwei Stunden ist auch der Strom mit uns und es geht flott voran. Es ist kein Land mehr zu sehen und es kommt fast Atlantik-Feeling auf.
Auf dem AIS können wir eine ganze Anzahl anderer Segler sehen, die noch schnell die Lyme Bay überqueren wollen, bevor am Donnerstag Flaute und dann Freitag und Samstag Sturm kommt. Nicht auf dem AIS sind die vielen Fischer, die hier hin und her fahren. Einer funkt mich an und fordert mich auf, den Kurs zu wechseln - gar nicht so einfach bei der Segelstellung. Jan und ich ziehen die Fock auf die andere Seite. Nun geht es mit halben Wind weiter.
Ich habe bei der Navigation vorsichtshalber einen großen Sicherheitsabstand zur Portland Bill gelassen, um das sogenannnte "Portland Race", das durch zwei dort aufeinandertreffende starke Tidenströme entsteht weiträumig zu umfahren. Dann gibt es noch eine Untiefe, die sogenannten "Shambles", durch die wir zusätzlich nach Osten fahren müssen. Durch den starken Wind und den Schiebestrom sind wir aber echt schnell unterwegs und erreichen die Tonne "Shambles E(ast)" ist früher als erwartet.
Jetzt können wir Kurs auf Weymouth nehmen, aber das bedeutet, dass wir hoch am Wind fahren müssen und daher binden wir erst einmal ein Reff ins Groß. Trotzdem liegt die TRITON noch ganz schön auf dem Ohr.
Die große Frage ist nun, ob wir es noch bis zur Öffnung der Brücke um 16:00 Uhr schaffen, oder ob wir bis um 18:00 Uhr warten müssen. Die ETA (estimated time of arrival - geschätzte Ankunftszeit) auf unserem Plotter schwankt zwischen 15:55 und 16:05 Uhr... Jan steuert von Hand, denn der Wind ist sehr böig geworden.
Wir rufen den Hafen über Funk an, um unsere Ankunft anzukündigen und schaffen es tatsächlich, als letztes Schiff noch durch die 16:00 Uhr Brücke zu fahren - ha!
Nun liegen wir sicher und gut in der Marina von Weymouth. Von hier aus kann Jan morgen in den Zug zum Flughafen steigen und wir können den angekündigten Sturm am Wochenende abwettern, Wäsche waschen und Büroarbeiten erledigen. Zum Abschluss-Abendessen hat Jan das "Crow's Nest" ausgesucht, in dem es leckere Tapas gibt.
Die Tage zu dritt sind schnell vergangen und waren sehr abwechslungsreich. Wir haben geankert, an Moorings, im Hafen und in der Marina gelegen und waren an insgesamt acht verschiedenen Orten... wir hatten Windstärken von Flaute bis 5+ Beaufort von hinten, von der Seite und von vorne... Jan ist mutig ins kalte Wasser gesprungen... wir haben gut gekocht und waren gut essen... wir haben Magic gespielt, uns gegenseitig aufgezogen und über Gott und die Welt diskutiert und als Bonus gab es noch einen Blick auf einige Boote des Fastnet-Races - eine schöne Zeit!
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