Im Logbuch stehen nur die regelmäßigen Positionen und das Erreichen von Wegepunkten – mit anderen Worten, wir sind weiter auf unserem 60° Kurs mit ungefähr halbem Wind unterwegs und wir haben mittlerweile den 39. Breitengrad erreicht. Die Azoren liegen jetzt östlich von uns, aber wir wollen die Flautenzone davor wenn möglich vermeiden und fahren daher einen großen Bogen.
Unsere Tage folgen dem Wach-Rhythmus und überwiegend sehen wir uns nur bei der Übergabe. Von 20:00 bis 12:00 Uhr benötigen wir, um jeder ungefähr acht Stunden Freiwache und damit ausreichend Schlaf zu haben. Mittags tragen wir dann die Position in Logbuch und Karte ein und berechnen die zurückgelegte Strecke – bisher erfreulicherweise meist dreistellig. Ungefähr jeden zweiten Tag laden wir das Blog hoch und holen Mails und Wetterdaten ab. Es gibt etwas zu essen und Ralf baut das Sonnendach auf.
Danach mache ich noch etwas Mittagsruhe und ab ca. 16:00 – 20:00 Uhr ist dann die Zeit, in der wir beide wach und im Cockpit sind. Gestern haben wir sehr nett Musik gehört: klassische Swingmusik. Es hat etwas unwirkliches, in unserer kleinen Nussschale mitten auf den Atlantik zu Klängen von Glenn Millers "In the Mood" unterwegs zu sein.
Weil es (nach Bordzeit) früh dunkel wird, fangen wir zeitig an zu kochen. Wir arbeiten uns durch unseren Kühlschrank und gestern habe ich, gemütlich am Cockpittisch, jede Menge Gemüse geschnippelt (für chinesische Nudeln mit Hühnerfleisch). Als Dessert dann noch Schokopudding und Pfirsiche.
Wir haben auch außen eine Rotllichtlampe, die wir abends benutzen können (wegen der Nachtsicht). Ich stelle mir vor, dass wir von oben gesehen ein kleinen rotes Licht alleine mitten im weiten Meer sind. Bei Nacht, ohne Beleuchtung, sieht man dann nur unsere Spur aus Meeresleuchten, die wir wie einen Kondensstreifen hinter uns herziehen.
Bei dem recht gemütlichen Segeln haben wir auf Wache Zeit für andere Projekte. Für mich ist das heute Vormittag die notdürftige Reparatur unserer Nationalflagge. Unsere erste Flagge war kaputt und wir haben uns eine neue nach Portugal schicken lassen. Diese hatte eine sehr schlechte Qualität, so dass schon in Beaufort ein Streifen ausgetauscht werden musste.
Jetzt ist das Teil so zerschlissen, dass eine Reparatur nicht mehr möglich ist und ich habe mich daher entschieden, von der ganz alten ein Stück abzuschneiden und sie dann umzunähen. Jetzt ist sie zwar eher quadratisch, aber besser als nix. Immerhin sind wir ein im Schiffsregister eingetragenes deutsches Seeschiff ;-)!
05.06.2019 12:00 Bordzeit: Etmal 140 sm, gesamt 1593 sm, Rest 630 sm
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