Gleich morgens stehen wir bei unserem Quad-Vermieter auf der
Matte und holen unser Fahrzeug ab. Es ist komfortabler als das Modell auf Porto
Santo, denn es hat hinten eine Kiste und ich damit eine Rückenlehne. Während
Ralf unsere letzten East Caribbean Dollar in Euro umgetauscht hat (denn es ist
uns klar geworden, dass wir keine entsprechende Insel mehr anlaufen werden),
habe ich mir einen kleinen Rundkurs über die Insel überlegt. Von der Hauptstadt
Gustavia wollen wir an der Südküste entlang nach Osten und dann an der Nordküste
nach Westen bis zum äußersten Ende. Zwischendurch gibt es immer wieder Aussichtspunkte.
Saint-Barthélemy wurde von Kolumbus nach dem Schutzheiligen seines
Bruders Bartholomeo benannt und war zunächst auf dem Papier Spanisch. Danach
kamen die Franzosen, die die Insel aber an die Schweden verkauften (gegen
Handelsrechte in Göteborg). Aus dieser Zeit stammen noch einige Straßenschilder
und der Name der Hauptstadt Gustavia nach dem damaligen König Gustav III. Knapp
100 Jahre später kauften die Franzosen die Insel dann wieder zurück (diesmal
für 80.000 Francs) sie gehört auch heute noch zu Frankreich.
Bisher haben wir ja auf einigen Inseln Luxus-Resorts erlebt,
die oft in starkem Kontrast zu den Lebensbedingungen der Inselbevölkerung standen.
Und auch wir haben uns oft im Vergleich zu den örtlichen Verhältnissen sehr
reich und privilegiert gefühlt (was bei mir zu einem latent schlechten Gewissen
führt). Hier IST die ganze Insel das Luxus-Resort und viele Bewohner und
Besucher sind schön, reich oder ganz schön reich. Das trifft jetzt nicht unbedingt
auf uns zu, aber wir sehen uns das gerne an. Unser erster Stopp ist die Anse de
Gouverneur, eine sehr hübsche Bucht, vor der auch wieder eine Luxusyacht
ankert.
Wir fahren weiter zur Grand Saline, einem inländischen
Salzsee. Natürliches Trinkwasser gibt es auf der Insel nicht und heute arbeitet
eine Meerwasserentsalzungsanlage. Insgesamt ist die Insel sehr trocken mit rund
300 Sonnentagen. Wegen des Klimas konnte kein Zuckerrohr angebaut werden und
daher gab es auch nur relativ wenige Sklaven auf der Insel, die dann während
der schwedischen Herrschaft befreit oder freigekauft wurden.
Vorbei am Monte Vitet, mit 486 m der höchste Berg der Insel,
geht es zu einer weiteren der zahlreichen Buchten, der Anse de Grand Fond im
Südosten der Insel. Hier trifft sich die Karibische See mit dem Atlantischen
Ozean. An vielen Aussichtspunkten sind künstlerisch gestaltete Schilder aus
Fliesen angebracht.
Bis wir dann rund um die Ostküste gefahren sind und noch am
Pointe Milou (auch wieder eine schöne Aussicht) Halt gemacht haben, ist es Zeit
zum Mittagessen geworden, dass wir in Lorient einnehmen. Wir haben wieder Glück
mit unserer Wahl und bekommen sehr leckeres Essen. Direkt neben unserer Snack-Bar
ist ein Supermarkt, in dem wir noch Äpfel und kalte Getränke kaufen. Auch hier
ist der französische Einfluss spürbar, denn es gibt einen extra Raum nur für
Wein und Champagner…
Sehr beeindruckend ist auch der Flughafen mit seiner extrem
kurzen Landebahn, die im Meer endet. Nach meinen Recherchen ist sie mit 646 m
die zweitkürzeste der Welt (nur die auf der Nachbarinsel Saba ist mit 400 m noch
kürzer). Die Piloten benötigen eine Spezial-Lizenz.
Unser nächster Aussichtspunkt auf der Karte ist eher
langweilig, aber dafür begegnen wir dort einer sehr zutraulichen Schildkröte,
die wir gleich „Barty“ taufen. Als Ralf einen seiner gerade gekauften Äpfel
ist, klettert sie sogar (mit etwas Hilfe) eine Treppe hoch und steigt Ralf fast
in die Tasche, so begeistert ist sie von dem Geschmack. Auch der Apfelkrotzen
wird blitzschnell (!) verspeist und wir überlegen schon, ob so eine Schildkröte
nicht das ideale Haustier wäre und von Ralfs Apfelresten leben könnte, als der
Herr erst einen wahren Riesenstinker und dann noch entsprechende
Flüssigkeitsmengen produziert… Da wir bezweifeln, dass er stubenrein werden
kann, nehmen wir dann doch von diesem Plan Abstand…
Eine wunderschöne Bucht liegt noch ganz im Westen der Insel.
Wir können nicht ganz heranfahren, denn auf der Inselspitze gibt es dann nur
noch private Straßen und elegante Anwesen, die einen tiefen finanziellen Frieden
ausstrahlen.
Auch St. Barts wurde vom Hurrikan Irma im September 2017
stark getroffen. Wir wissen nicht, wie die Insel vorher aussah, aber die
Gebäude sind fast alle in sehr gutem Zustand. Wir haben nur ein oder zwei
beschädigte Dächer gesehen. Einige Bäume sehen etwas gerupft aus, aber hier ist
die Vegetation auch nicht so üppig wie z. B. auf Dominika. Auffällig sind
zahlreiche Baustellen, auf denen Häuser und Straßen renoviert und teilweise neu
errichtet werden. Uns fällt auf, dass die Wände aus Beton sind und dass auch
die Dachbalken einbetoniert werden – wahrscheinlich eine hurrikansichere
Bauweise.
Nun wird es Zeit, unser Quad wieder zurückzugeben – aus unserer
Sicht genau das richtige Verkehrsmittel für die kleine Insel. Das Fahren hat wieder
viel Spaß gemacht und ich bewundere, wie gut Ralf (der das bestimmt nicht hören
will) mit den extrem steilen und kurvigen Straßen zurechtgekommen ist.
Blöderweise bleiben wir bei der Rückfahrt zur TRITON mit unserem schönen,
neuen Beiboot am Ruder von Sir Henry hängen. Seit Monaten legen wir nahezu täglich
an unserer Badeplattform an und es hat immer gut geklappt. Heute kommen wir
durch eine Welle mit der Seite des Dinghys unter die Plattform und pffffffffft
geht die Luft aus einem Tank. Ralf hat aber das Loch schon wieder geflickt und wir
hoffen, dass es dicht bleibt. Abends macht uns dann die Crew der TOCCATA noch
einen Gegenbesuch – wieder sehr nett und da sie auch nach St. Marin wollen,
verabreden wir uns zu einem gemeinsamen Osteressen. Sie haben auch ein sehr
schönes Blog, dass ich rechts verlinkt habe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen