Nun ist unser Parasailor schon fast 48 Stunden oben und es ist wirklich eine Freude, dem Zusammenspiel von unserer Triton, Sir Henry und Para (wie wir ihn jetzt liebevoll nennen) zu beobachten. Anders als bei einem Spinnaker greifen die Schoten (Leinen zum Bewegen des Segels) nicht hinten am Schiff an, sondern laufen zur Mitte. Dazu kommt, dass das Segel durch die Matte nicht zur Seite zieht, sondern nach oben will. Zusätzlich haben wir die Fock noch ein Stück ausgerollt, einmal um zu verhindern, dass sich Para um das Vorstag wickelt, aber auch um das Boot wieder auf Kurs zu bringen, sollte es zu stark anluven wollen. Zusammen mit unserem gemäßigten Langkiel führt das dazu, dass das System sich auch bei großen Wellen und Winddrehern selbst korrigiert. Wir haben nichts anderes zu tun, als aufzupassen, dass sich keine Scheuerstellen bilden, nach Squalls (fiesen Schauerböen mit heftigen Regen und Winddrehern) Ausschau zu halten und mit fettem Grinsen auf unsere Logge (Geschwindigkeitsmesser) zu schauen. Gerade hatten wir unser bisher bestes Etmal von 151 sm!
Das fette Grinsen könnte allerdings auch daher kommen, dass wir gefühlt ununterbrochen gegessen haben: Cous-Cous-Salat, frisch gebackenes Brot, Muffins und auch noch Schokoladenpudding mit Pfirsichen (danke Paul).
Da ist es vielleicht ganz gut, dass gestern – trotz des sehr schicken schwarz-goldenen Köders - kein Fisch angebissen hat. Wir waren auch so schon satt genug. Heute ist es extrem heiß (das Thermometer im Cockpit zeigt 36 Grad) und im Moment hat niemand Lust, sich an den Herd zu stellen.
So langsam merken wir auch, dass wir weiter nach Westen kommen, denn die Sonne geht jetzt immer später auf. Bei 360 Grad Erdumfang und 24 Stunden entsprechen 15 Grad Länge einer Stunde. Wir haben uns entschieden, an Bord unsere Start-Zeitzone (UTC) beizubehalten und die Wachen einfach durchlaufen zu lassen. Barbados hat UTC -4, also ist es dort vier Stunden früher als an Bord (im Verhältnis zu Deutschland sind es -5 Stunden). So hatte beim Start Paul mit der Wache von 4:00 – 8:00 Uhr die Sonnenaufgangs-Wache. Mittlerweile hat sich das verschoben und Ralf, der ab 8:00 Uhr dran ist bekommt den Sonnenaufgang zu sehen (heute um 9:19 Uhr).
Wie wir von meinen Eltern hören (die jetzt nicht nur SMS sondern auch Satelliten-Mails schicken können – ich bin ganz stolz auf die beiden, die mit über 80 noch neue Kommunikationsmethoden lernen), wird das erste Schiff, die 22m lange SEA DRAGON, Barbados heute oder morgen erreichen. Wir haben darauf verzichtet, uns jeden Tag die Positionen der anderen Schiffe per Mail schicken zu lassen, weil wir unsere Satelliten-Zeit sparen wollen, aber jetzt sind wir doch neugierig. Ich freue mich schon darauf, mir anzusehen, wer mit welcher Taktik gefahren ist und ob Schiffe aus unserer Gruppe einen außerplanmäßigen Tankstopp auf den Kapverden einlegen mussten.
1 Kommentar:
... und ich bin gespannt, ob Ihr die "6" beim nächsten Etmal vorn habt oder schon die 5...
Eure Beschreibungen sind wirklich sehr stimmig und vieles sehr, sehr bekannt. Auf den Parasailor, gegen den wir uns entchieden hatten, sind wir nun doch neidisch. Auf AKKA ist heute erstmalig nach 5 1/2 Monaten auch wieder "Gauki" angesagt. Visa ausgelaufen, bye-bye Trinidad. Wir haben uns gerade zur Mittagspause in eine Bucht im Norden geschlichen, zum Einbruch der Dunkelheit geht's weiter.
Kommentar veröffentlichen