Eigentlich standen wir schon in den Startlöchern, um
Lissabon unsicher zu machen, als sich Mr. Carlos meldete und uns in der Alcântara
Marina treffen wollte. Also Leinen los und den Tejo hinauf. Wir nutzen
die Chance auf ein leckeres Frühstück während der Fahrt (mit den kostenlos
gelieferten, sehr guten Brötchen). Auch vom Fluss aus war Sightseeing möglich: als erstes kamen wir am Torre de Belém vorbei, gebaut 1515-1521 im manuelinischen
Stil. Er versinnbildlicht seitdem die Glanzzeit des portugiesischen See- und
Handelsimperiums.
Kurz dahinter dann das Padrão dos Descobrimentos (Denkmal
der Entdeckungen), das 1960 zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer
errichtet wurde und 33 Persönlichkeiten aus dem Zeitalter der Entdeckungen
zeigt.
Man könnte auf die Idee kommen, in San Francisco zu sein,
denn die Brücke, die sich über den Tejo spannt ähnelt der Golden Gate Bridge
und wurde tatsächlich in den 60er Jahren durch eine amerikanische Firma mit aus
den USA importierten Stahl gebaut. Zunächst nach dem Diktator Salazar benannt
wurde sich nach der Nelkenrevolution 1974 in Ponte 25 de Abril umbenannt.
Der Erzbischof von Lissabon war so begeistert von der
Christus-Statue in Rio de Janeiro, dass er so etwas auch seine Stadt haben
wollte. Die Bischöfe gelobten 1940, eine solche Statue zu errichten, sollte
(das neutrale) Portugal vom 2. Weltkrieg verschont bleiben. Und so kann das
Monument jetzt vom Fluss aus bewundert werden.
In der Alcântara Marina kam dann Mr. Carlos an Bord, den wir
auf eine Empfehlung in unserem Handbuch „Atlantic Spain and Portugal“ angerufen
hatten. Er vermittelte uns den Kontakt mit der Werft, wo die Triton aus dem
Wasser kommt, wird unsere Gasflasche auffüllen, besorgte uns einen Menschen,
der unseren Sonnenschutz nähen soll und erzählte aus seinem bewegten Leben. Er
spricht sechs Sprachen, war bei der portugiesischen Luftwaffe, Elektriker auf
einem norwegischen Schiff, Koch in der deutschen Botschaft in Den Haag etc.
Dann war es auch schon Zeit, uns auf den Weg zu unserer
Stadtführung zu machen. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Free Tours gemacht,
die Führer sind kenntnisreich und engagiert und nur wenn es gefällt wird am
Schluss eine Spende erwartet. Wir waren mit Rafael von Lisbon Chill Out (klick)
unterwegs und es hat uns sehr gut gefallen. Treffpunkt ist Praça Luís de Camões.
Von dort aus erkundeten wir dann die verschiedenen, sehr
unterschiedlichen Viertel der Stadt. Zunächst besuchten wir Bairro Alto
(Oberstadt), wo es viele kleine Restaurants und – wie Rafael glaubhaft
versicherte – ein reges Nachtleben gibt.
Hier können wir die Kachel-Fassade eines ehemaligen
Freimaurer-Hauses bewundern…
…und hier steht auch das Skelett der Kirche Igreja do Carmo,
das an das große Erdbeben von 1755 erinnert. Auffällig, dass die Bögen das
Erdbeben unbeschadet überstanden. Beim Wiederaufbau wurde diese Erkenntnis dann
berücksichtigt.
Wir laufen durch die Baixa (Unterstadt) mit ihren nach dem Erdbeben errichteten Prachtbauten und kommen am Casa dos Bicos vorbei. Im frühen 16. Jahrhundert errichtet ist es jetzt Sitz der José Saramago Foundation.
Wir laufen durch die Baixa (Unterstadt) mit ihren nach dem Erdbeben errichteten Prachtbauten und kommen am Casa dos Bicos vorbei. Im frühen 16. Jahrhundert errichtet ist es jetzt Sitz der José Saramago Foundation.
Zwischen Fluss und dem Castelo de São Jorge liegt Alfama,
ein sehr alter Stadtteil mit vielen engen Gässchen. Hier stehen die
Wohnungstüren offen und die Menschen leben in einer engen Gemeinschaft.
Unsere Tour endet dann pünktlich zum Sonnenuntergang oben am
Miradouro (Aussichtspunkt) da Graça.
Damit ist unser Tag aber noch nicht zu ende, denn wir müssen
ja auch wieder zurück aufs Schiff. Mittlerweile ist 20:00 Uhr geworden und wir
essen erst einmal gegrillten Fisch, bevor wir uns dann mit der berühmten
Straßenbahn Nr. 28 auf den Weg hinunter zum Ufer machen. Die alten Wagen fahren
Steigungen (und Gefälle) bis 13,5 % und die Strecke führt – teilweise einspurig
– durch abenteuerlich enge Gassen.
Wir wechseln in die Nr. 15, die am Fluss entlang zu unserer
Marina fährt und auch zu relativ später Stunde noch brechend voll ist. Beim
Aussteigen sehen wir, dass es hier im wahrsten Sinne des Wortes
Trittbrettfahrer gibt…
Ein sehr abwechslungsreicher Tag in einer sehr abwechslungsreichen Stadt, wir werden bestimmt noch mehr erkunden!
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