Viele Wege führen nach Santiago de Compostela, ab
bekanntesten sicherlich der oder eher die Jakobswege, auf denen schon im
Mittelalter viele Menschen nach hierher pilgerten.
Eine im 9. Jahrhundert entdeckte Grabstätte wurde als Grab
von Jakobus dem Älteren (einer der Apostel) identifiziert (heute würde man
sagen: sehr geschickte PR-Aktion), eine Kirche wurde errichtet und dies löste
dann eine Wallfahrtsbewegung aus. Neben Rom und Jerusalem ist Santiago einer
der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Christenheit.
Wie schon geschrieben, habe ich ja geschworen, auf den Knien
nach Lourdes zu rutschen und mich alle 100 m hinzuwerfen und den Boden zu
küssen, wenn alle meine Kinder den Schulabschluss schaffen sollten… Da nun
dieses Jahr auch Paul das Abitur geschafft hat, musste ich ja mein Versprechen
einlösen. Ich habe das dann etwas modifiziert und statt Lourdes (das im
Binnenland liegt) Santiago ausgewählt. Auch das mit dem Rutschen klappt mit
meinen kranken Knien nicht mehr wirklich gut. Also habe ich als Fortbewegung
Segeln gewählt und wir haben tatsächlich 44 Tage und 1.053 sm (= 1.950 km)
zurückgelegt, um hierher zu kommen. Etwas ungerecht finde ich ja, dass ich keine
Pilgerbescheinigung bekomme, dafür hätte ich 100 km Laufen oder 200 km
Radfahren müssen… Aber ich habe den Boden 3x geküsst und in der Kathedrale
Kerzen angezündet (wieder elektrische s.o.).
Unser Weg führte erst einmal zum Bahnhof, wo wir mit dem
schönen und neuen Zug in 20 Minuten Santiago erreichen. Wie es der Zufall
wollte, waren unsere holländischen Nachbarn mit dem gleichen Zug unterwegs. Zuerst ging es natürlich zur Kathedrale, die
gerade erst öffnete, so dass wir sofort hinein konnten.
Sie wird gerade
umfangreich restauriert, so dass überall Baugerüste zu sehen waren – und natürlich
viele (aber nicht unangenehm viele) Pilger und Touristen. An jeder Ecke werden Pilgermuscheln in jeder Art und Weise verkauft.
Leider konnten wir keine Führung mehr bekommen, aber wir
schlossen uns einer englischen Stadtführung an und bekamen so einen guten
Eindruck von der Stadt. Die Altstadt ist sehr zu Recht Weltkulturerbe, sehr gut
erhalten und wirklich sehenswert!
Nach der Führung machten wir erst mal Pause und fanden ein
nettes Restaurant direkt am Pilgerweg in die Stadt. Dort gab es sehr leckeres
Essen und einen guten Überblick über die verschiedenen Pilgergruppen. Santiago
hat rund 100.000 Einwohner und viele Studenten, so dass die Pilger das
Stadtbild viel weniger prägen, als ich erwartet hatte.
Heute gab es dann keine Siesta, sondern wir gingen nochmals
in die Kathedrale (immer noch keine Schlange) und dann in die „Monasterio de
San Martín Pinario“, ein perfekt restauriertes barockes Kloster, das uns
wesentlich besser gefiel, als die Kathedrale. Normalerweise bin ich eher für
Bauhaus als für Barock, aber die Klosterkirche bzw. die verschiedenen Altäre
und das Chorgestühl waren von absolut beeindruckender Handwerkskunst bis zur
letzten Putte, Vergoldung und Verzierung.
Wir hatten gerade noch Zeit für eine Tasse Kaffee und dann
fuhr schon wieder unser Zug zurück nach Vilagarcia. Für uns der beste
Ausgangshafen für den empfehlenswerten Ausflug nach Santiago de Compostela.
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