Samstag, 11. Juni 2022

Tag 27 - Nantes: Sie haben Elefanten!

Rein theoretisch könnten wir mit der Triton die Loire bis nach Nantes befahren. Wir entscheiden uns allerdings für ein schnelleres Fortbewegungsmittel und nehmen den Zug. Von unseren Erfahrungen im letzten Jahr wissen wir, dass Fahrräder mitgenommen werden können und daher geht es morgens mit unseren Klapprädern zum Bahnhof.
Das ist sehr praktisch, denn so können wir auch vor Ort die Sehenswürdigkeiten gut erreichen. Und davon gibt es jede Menge. Je nach besuchter Webseite bekommen wir 11 - 13 Attraktionen angezeigt. Wir entscheiden uns für eine, die es - unseres Wissens nach - nur in Nantes gibt: "Les Machines de l'île". Das Gelände einer ehemaligen Schiffswerft auf einer Insel in der Loire wird dabei für ein ungewöhnliches Kunstprojekt genutzt.
Die "Maschinen der Insel" sind im Moment ein mechanischer Elefant (dazu später mehr), eine dreistöckiges Karussell und Prototypen und Entwürfe für den "Reiherbaum". Dieser riesige Baum soll 2027 fertig gestellt werden. Im Moment existiert ein Modell des Baumes, ein Ast (im Bild oben rechts), diverse Pflanzen und verschiedene mechanische Bewohner des geplanten Baumes. Sie können vor Ort bewundert werden. Die Entwickler des Projekts haben einen künstlerischen Hintergrund aus dem Straßentheater und Kulissenbau und sie haben sich eine wunderbare, von Jules Verne und Leonardo da Vinci inspirierte Welt ausgedacht. Die von ihnen entwickelten Kreaturen werden dann von Technikern und Marionettenspielern zu Leben erweckt. Natürlich gibt es einen Reiher, der Freiwillige durch die Halle fliegt...
...auch ein Chamäleon, eine Faultier, mehrere Kolibris und eine bedrohlich wirkende Riesenspinne werden sehr realistisch zum Leben erweckt...
Zum Teil können Augen, Augenlieder, Fühler, Kopf und natürlich die Beine separat gesteuert werden und auch Zuschauer werden dabei mit einbezogen - so auch bei der Monster-Ameise:
In einem Gewächshaus wird mit Pflanzen für den Baum experimentiert und auch dort sehen wir verschiedene mechanische Bewohner.
Absolutes Highlight ist jedoch der überlebensgroße mechanische Elefant, der sich mit 50 Besuchern auf seinem Rücken über das Gelände bewegt, Trompeten kann und Zuschauer aus seinem Rüssel mit Wasser bespritzt (siehe Titelbild). Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen und wir buchen einen Ritt. 
Wir können uns oben, innen und auf Seitenbalkons frei bewegen und der Ausblick ist eindrucksvoll und teilweise sehr komisch, wenn der Elefant erst antäuscht und dann doch eine Ladung Wasser spritzt. Auch wir bekommen etwas ab...
Fast noch besser als der Ritt ist es dann, das Tier von unten zu beobachten. Der Verstand weiß, dass es nur mechanisch ist, aber die Bewegungen sind dann so echt, dass wirklich die Illusion eines lebenden (und sehr, sehr großen) Elefanten entsteht. Das ist dann eben nicht nur eine Ingenieurleistung, sondern die Kunst der Puppenspieler.
Wir werfen noch einen Blick von oben in die Werkstätten, die in einem anderen Gebäudeteil untergebracht sind, schauen einen Film über das Projekt an und besteigen den ersten Ast. Bis wir alles angeschaut und zwischendurch noch etwas gegessen haben, ist es deutlich Nachmittag geworden. Ralf  will gerne noch ein architektonisch sehenswertes Einkaufszentrum besuchen und so machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Dort ist erst einmal kein Durchkommen, denn heute findet dort die Gay-Pride-Parade statt!
Es ist laut, bunt, voll, lustig und sehr heiß (temperaturmäßig), aber leider keine guten Bedingungen für Ralf, der von einem netten neuen Bordnachthemd träumte... Wir schaffen es dann doch noch, die "Passage Pommeraye" zu finden. Sie wurde 1843 eröffnet und überwindet 10 m Niveauunterschied zwischen zwei Straßen mit Hilfe einer beeindruckenden Treppe.
Nun bewegen wir uns schon wieder Richtung Bahnhof, besichtigen aber auf dem Rückweg noch das "Château des Ducs de Bretagne", eine ganze Schlossanlage, die mitten in der Stadt liegt.
Wir lassen die verschiedenen Museen aus und laufen nur eine Runde auf den Befestigungsanlagen. Von dort aus haben wir einen guten Blick auf eine weitere Sehenswürdigkeit, den "Tour LU". Es handelt sich um den rekonstruierten Artdeco-Turm der früheren Keksfabrik Lefèvre-Utile.
Wir haben zwar keine 13 Ziele in Nantes geschafft, sind aber sehr zufrieden mit unserem Ausflug und erfüllt von neuen Eindrücken - eine sehenswerte Stadt (mit vielen Fahrradwegen)!

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