Sonntag, 11. Juli 2021

Tag 14 - Nordsee-Scheveningen: Aller guten Dinge sind vier

Die Ansteuerung von Scheveningen bei Nacht ist interessant, weil der Tidenstrom uns versetzt und wir die Hafeneinfahrt daher nicht direkt ansteuern, sondern sozusagen rechts liegenlassen. Das eigentliche Hafenbecken ist sehr geschützt und gut beleuchtet, also ideale Bedingungen, aber es ist auch rappelvoll. Wir legen uns schließlich neben einen Niederländer, der neben einem großen Ausflugsboot liegt. Wir haben schon die Leinen übergeben, als der Eigentümer des Ausflugsboots und mitteilt, dass wir dort nicht bleiben dürfen. Nicht nett... Also müssen wir als drittes Boot in ein anders Päckchen neben einen Dänen, bei dem an Bord schon alle schlafen.
Bis wir unsere Hafenrundfahrt und die zwei Anlegemanöver hinter uns haben, ist es 0:45 Uhr und bis wir alles aufgeräumt haben und schlafen gehen noch später. Um kurz nach 8:00 Uhr klopft es an unserem Schiff: es ist der Nachbar, der in 10 Minuten ablegen will. Also im Halbschlaf rasch anziehen und Platz machen. Wir fahren - mal wieder - ein Runde durch den Hafen und haben diesmal das Glück, eine freie Box zu finden. Ralf geht los, um beim Hafenmeister zu fragen, ob wir da bleiben können. Problem: er ist jetzt außerhalb des Hafen und der ist vergittert und hat ein Zahlenschloss, von dem wir die Kombination nicht kennen... Von innen kann es mit dem schwarzen Drücker rechts im Bild geöffnet werden und ich komme, um Ralf zu retten.
Nach diesen Anstrengungen legen wir uns erst noch einmal etwas hin und holen Schlaf nach. Dann wollen wir mit den Rädern nach Den Haag. Bei Müll wegbringen trifft Ralf den Hafenmeister, der ihm sagt, dass wir  den Liegeplatz wechseln müssen. Also verlegen wir das Boot zum 4. Mal und fahren dann schnell weg, bevor noch weitere Anweisungen kommen. Mittlerweile ist es Mittagszeit geworden und wir haben uns ein "All-Day-Bruch" Café ausgesucht und wollen dann vielleicht noch ins Escher-Museum.
Im Café kommen wir mit einem netten jungen Paar am Nebentisch ins Gespräch. Er spricht sehr gut Deutsch und auf Nachfragen erfahren wir, dass er Deutscher ist (aus Neu-Isenburg!), bei der Bundeswehr und hier für die Nato arbeitet. Sie ist halb italienisch, halb somalisch und hat hier studiert. Überhaupt fühlt sich Den Haag sehr international an, wir hören alle möglichen Sprachen und sehen alle Arten von Nationalitäten. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass viele europäische Institutionen und internationale Firmen hier ihren Sitz haben und es eine Universität gibt. Es wird so spät, dass wir unseren Museumsbesuch verschieben und statt dessen zunächst einen Kunst- und Büchermarkt ansehen.
An den Ständen wird alles Mögliche und Unmögliche angeboten, von alten Meistern, über Porzellan, Möbel, Schmuck, Knuddelkitt bis zu moderner Kunst.
Wir kaufen nichts, haben aber Spaß an Umgebung, Menschen und Verkaufsobjekten. Direkt neben dem Markt steht ein ungewöhnliches Denkmal. Es zeigt auf der einen Seite Johan Rudolf Thorbecke, der 1848 die niederländische Verfassung geschaffen hat, in weißem Marmor und auf der anderen Seite drei Personen aus dem 21. Jahrhundert im Gespräch. Dieser Teil ist aus Edelstahl. Beide Elemente sind durch offene Türen verbunden. Der Künstler Thom Puckey sagt dazu: "One of the essences of democracy is that you try to convince each other with arguments, if necessary in fierce discussions. By having the woman sit with her behind on the table, I immediately show her equalized place in society." Bei genauem Hinsehen sind auch Ralf und ich mit im Bild.
Zur Verfassung passt das Parlamentsgebäude der "Binnenhof". Amsterdam ist zwar die Hauptstadt der Niederlande, aber Den Haag ist der Regierungssitz.
Wir stellen unsere Fahrräder ab und laufen eine kleine Runde durch die Stadt. Vielleicht weil Sonntag ist wirken alle sehr entspannt. Die Staßencafés sind gut besucht und wir lassen die internationale Atmosphäre auf uns wirken.
Auf dem Rückweg essen wir neben unserem Hafens noch ein Eis und besuchen dann den nahegelegenen Zuiderstrand, um die Füße in die - noch recht kalte - Nordsee zu stecken. Ein schöner und abwechslungsreicher Tag in einer sympathischen Stadt. Vielleicht klappt es ja morgen mit dem Museum.

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