Samstag, 12. September 2020

Tag 35 - Helgoland: Vom Winde verweht

Es hat keinen Sinn, gegen die Natur zu arbeiten und so haben wir - mal wieder - unsere Pläne geändert. Morgens beim Gang zum Hafenmeister hat sich Ralf mit ein paar Locals unterhalten und die haben stark davon abgeraten, bei der Windrichtung und -stärke heute in das Seegatt von Amrum einzulaufen. Also bleiben wir heute - und wahrscheinlich auch morgen - hier. Es ist ja nicht so, als ob es auf Helgoland nichts zu sehen gäbe... Wir wollen den Rundweg auf dem Oberland laufen und die "Lange Anna" und die dort beheimateten Vögel sehen.
Für mich ist das eine echte Herausforderung. Der Weg ist zwar nur drei Kilometer lang, aber ich muss ja auch noch vom Hafen dorthin und wieder zurück laufen... In Anbetracht der Tatsache, dass meine weiteste Laufstrecke vor der Abfahrt 2 km unter Schmerzen auf dem Laufband waren, ist das für mich ein richtiger Marathon... Auf dem Oberland weht ein strammer Wind und wir haben mehrmals das Gefühl,  gleich weggeweht zu werden. Mein Haarband macht sich selbständig und bei Ralf erwischt es die Mütze (im Titelbild noch zu sehen). Es gibt einen befestigten Weg und zwischendrin immer  wieder Bänke und Liegen. Die hellen Gräser im Bild stehen normalerweise aufrecht...
Besondere Attraktion um  diese Jahreszeit ist eine Kolonie Basstölpel. Die etwa gänsegroßen Vögel ziehen unbeeindruckt von den Touristen auf den Felsen ihre Jungen (schwarz) auf.
Der Rand der Nester wird durch die Ausscheidungen der Tiere immer höher und ihr könnt froh sein, dass es noch keine Geruchs-Fotos gibt... Die Eier werden 42-46 Tage bebrütet und dann dauert es 11-12 Wochen, die Jungvögel aufzuziehen. Dieser hier hat noch Reste von seinem Daunengefieder am Hinterkopf.
Bis die Vögel das reinweiße Gefieder mit dem gelben Kopf und den schwarzen Flügelspitzen haben, dauert es bis zu fünf Jahren.
Selbst bei dem starken Wind sind die Tölpel in der Luft sehr geschickt. Landen ist da schon schwieriger und starten vom Boden aus kaum möglich, daher bevorzugen sie die Klippen. Ihre Beute (Fische) fangen sie im Sturzflug und für das Starten aus dem Wasser benötigen sie dann Gegenwind.
Natürlich werfen wir auch noch einen Blick auf die Felssäule  "Lange Anna" - auch sie ist mittlerweile Brutgebiet für die Tölpel. Das erste Brutpaar kam erst 1991 nach Helgoland und nun breitet sich die Kolonie immer weiter aus.
Über dem Felsen kreist ständig ein Schwarm von Vögeln, ein sehr eindrucksvolles Naturerlebnis. Ich kann mich auch nicht erinnern, vorher schon mal bei so viel Wind draußen unterwegs gewesen zu sein.
Der Rückweg auf der Leeseite der Insel ist dann nicht mehr ganz so windig. Von oben entdecken wir den Fußballplatz...
...und das Schwimmbad, in dem ein paar Unentwegte ihre Runden ziehen.
Wir essen noch recht gut, aber teuer beim Italiener und kehren dann zurück ins Unterland. Der Wind hat abgenommen und die Sonne ist herausgekommen.
Über die neue Promenade (letzte Woche noch im Bau) laufen wir dann zurück zum Boot. Die Helgoländer geben sich wirklich Mühe, die Insel schön zu gestalten.

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