Heute starten wir den zweiten Versuch, vor St. Michael's Mount zu ankern. Morgens ist es erst einmal noch grau - was Jan aber nicht davon abhält, eine Runde ums Schiff zu schwimmen. Nach einen guten Frühstück geht es dann mit Maschine zu der weithin sichtbaren Gezeiteninsel.
Als wir ankommen, ist tiefste Ebbe und das bedeutet, dass sich der Wasserstand noch um ca. 5 m erhöht. Das muss bei der Länge der Ankerkette berücksichtigt werden und natürlich auch beim Platz, an dem das Beiboot angebunden wird.
Die Mitte des Hafens ist daher keine gute Idee und daher tragen Jan und Ralf es ganz taktisch bis ans untere Ende einer Leiter.
Wir nehmen als erstes an einer Führung durch den kleinen Ort am Hafen teil und erfahren, dass die Insel bereits seit über 4000 Jahren bewohnt ist. Allerdings hat sie ihre Karriere als Berg begonnen, denn damals war sie noch von Wäldern umgeben und wurde erst mit Anstieg des Meeresspiegels zur Gezeiteninsel. Bei Ebbe kann sie über einen kurzen Fußweg erreicht werden.
Ab der römischer Zeit gab es hier einen bedeutenden Hafen, von dem aus Kupfer und Zinn aus den nahegelegenen Minen verschifft werden konnte. Möglicherweise haben hier schon im 8. Jahrhundert Mönche gelebt. Sicher ist, dass Edward the Confessor (einer der letzten Angelsächsischen Könige vor William the Conqueror), den Ort im 12. Jahrhundert den Benediktinern von Mont-Saint-Michel übergab, die dort bereits Erfahrungen mit einer Gezeiteninsel gesammelt hatten. Unter Heinrich VIII war dann Schluss mit den Klöstern und seit 1659 gehört die Insel der Familie St Aubyn, deren Nachfahren auch heute noch hier leben. Im Jahr 1954 wurde große Teile dem National Trust übergeben, allerdings hat die Familie die Burg für 999 Jahre (kein Schreibfehler!) gepachtet und bezieht entsprechende Einnahmen.
Wir erfahren über verschiedene königliche Besucher, unter anderem Queen Victoria, die eines Tages einfach vor der Haustür gestanden haben soll, Prince Charles und Camilla und tatsächlich auch die Queen selbst, die zusammen mit Prince Philip der Insel 2013 einen Besuch abstattete und deren Fußabdrücke am Hafen verewigt sind.
Außerdem war die Insel Kulisse in verschiedenen Filmen, naheliegenderweise für Frankenstein und Dracula, aber auch für den James Bond "Never Say Never Again". Natürlich ist die Burg dafür benutzt worden, aber wir könnten uns auch den kleinen Friedhof bei Nacht dafür vorstellen.
Wir besichtigen die Gärten und haben Glück, denn sie sind nur Donnerstags und Freitags geöffnet, um die Vegetation zu schonen.
An einem schönen Tag wie heute sind ca. 3500 Touristen auf der Insel - glücklicherweise verläuft es sich etwas in dem weitläufigen Garten. Ich laufe nicht alle Gartenwege, sondern schone meine Kräfte lieber für den Aufstieg auf die Burg - eine echte Herausforderung für mich mit Rheuma und Arthrose... Aber es lohnt sich, denn von oben sehen die Gärten auch sehr schön aus...
...und wir können einen Blick auf den Hafen und die TRITON vor Anker werfen. Mittlerweile ist der Fußweg überflutet und statt dessen werden die Menschenmassen mit kleinen Booten hin und her gefahren.
Wir sind so spät, dass es in der Burg nicht mehr so voll ist und wir die verschiedenen Räume in Ruhe besichtigen können. Es gibt keine Schilder, statt dessen sind dort Mitarbeiter, die gerne und kompetent Fragen beantworten. Wir sehen unter anderem das alte Refektorium, einen Salon und die Bibliothek.
Natürlich ist im laufe der Jahre viel an-, aus- und umgebaut worden, so stammt z.B. die kleine Kapelle aus dem 15. Jahrhundert. Die Familie bewohnt den (relativ) modernen Teil, der in der viktorianischen Zeit errichtet wurde.
Die Zeit auf der Insel ging sehr schnell herum und bis wir wieder am Hafen sind, ist Hochwasser. Statt unten auf dem Boden zu liegen, schwimmt unser Beiboot am oberen Ende der Leiter...
Glücklich, aber ein wenig müde kehren wir an Bord zurück, wo Jan eine ganz hervorragende Bolognese-Sauce kocht, die wir dann im Sonnenuntergang im Cockpit genießen - wieder ein sehr schöner Tag!
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