Donnerstag, 15. August 2019

Tag 100 - Dover-Dunkerque: Über den Kanal

Um 9:00 Uhr öffnet das Tor am Hafen und das ist für uns (und eine ganze Reihe von anderen Seglern) das Signal zum Aufbruch. Wir holen die Erlaubnis zum Verlassen des Hafens ein und dann sind wir unterwegs.
Das bedeutet Abschied von England - das nächste Mal, wenn wir kommen, werden wir uns um Einreise, Krankenversicherung und Telefon-Roaming kümmern müssen. Wir waren sehr froh, als der Brexit dieses Jahr auf Oktober verschoben worden ist... Die Wellen draußen im Kanal sind richtig unangenehm ("confused") und wir verlieren unbemerkt einen unserer schönen neuen Ballonfender - schade!
Wir wollen den Ärmelkanal ungefähr an seiner schmalsten Stelle, der Straße von Dover, überqueren. Das ist eine der am meisten befahrenen Schifffahrtsroute der Welt mit ungefähr 400 Schiffen täglich, die sich durch dieses Nadelöhr quetschen um die Nord- oder Ostsee zu erreichen. Es gibt ein Verkehrstrennungsgebiet, dass der Großschifffahrt je nach Richtung bestimmte Wege zuweist. Wir als Freizeitboot dürfen nur im rechten Winkel dazu fahren. Ein Blick aufs AIS zeigt, dass die Zahl der Schiffe nicht übertrieben ist. Wir sind fast in der Mitte und müssen jetzt noch die Bahn, die von rechts nach links geht überqueren.
Auf der französischen Seite liegt ein "Wartezimmer" für Großschiffe, die nach Frankreich wollen. Wir sehen ein rotes Schiff dort liegen, auf dem gerade ein Helikopter landet. Es war wohl der Lotse, denn es setzt sich in Bewegung und fährt genau unseren Weg durch das enge Fahrwasser vor der französischen Küste. Etwas entnervend, denn erst ist es vor uns, verlangsamt aber kurz vor unserem Hafen wieder, so dass wir es überholen.
Wie sich herausstellt, will es auch nach Dunkerque und wartet nur auf seine Schlepper, insgesamt vier Stück, einer vorne und einer hinten mit Trossen verbunden und die beiden anderen drücken nach Bedarf von rechts oder links.
So wird uns nicht langweilig, denn die Schlepper sind flott und wir müssen uns beeilen, um noch vor der ganzen Truppe sicher in den Hafen zu fahren.
Wir legen uns ins Päckchen neben ein deutsches Boot aus Mannheim (gleich um die Ecke von unserem Segelclub in Eich) und kommen ins Gespräch. Die PELIKAN plant ebenfalls eine Atlantiküberquerung und wir bieten unsere Blauwasser-Ausrüstung an, die wir nicht mehr benötigen... Letztendlich passen unsere Sachen nicht, weil das Boot wesentlich größer ist oder sind schon vorhanden und so tauschen wir nur unseren einsamen Ballonfender Größe 4 gegen einen der Größe 3 und verschenken einen Wasserkanister und ein paar Barbados-Dollar:
Mir war schon aufgefallen, dass hinter der Brücke im Innenhafen eine Menge los ist und auf einmal gibt es lautes Tuten, die Brücke geht auf und eine ganze Horde bunt geschmückter Boote fährt heraus (und macht große Wellen, die uns hier ganz schön schaukeln lassen). Ralf erfährt beim Hafenmeister, dass heute Feiertag ist (Maria Himmelfahrt) und daher alle Geschäfte geschlossen. Wir haben auf einem Boot eine weißgekleidete Gestalt gesehen und vermuten, dass es sich um eine Art "Schiffssegnung" handelte.
Ralf kümmert sich noch um unsere Neuerwerbung und verbreitet mal wieder unangenehme Gerüche, diesmal Azeton... und er lässt es sich auch nicht nehmen, den Abbeizer wieder zu aktivieren, diesmal aber glücklicherweise außen, so dass ich an Bord bleiben kann...

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