Immer an der Wand lang meint in diesem Fall die belgische Küste, denn wir segeln vom letzten Hafen vor der belgischen Grenzen in Frankreich zum ersten Hafen nach der belgischen Grenze in Holland. Morgens haben wir noch Sonne und sehen ein paar Kormorane auf einer der zahlreichen Tonnen, die hier für die Navigation von Bedeutung sind. Über den Tag zieht sich der Himmel dann aber immer mehr zu.
Wir haben wieder Rückenwind, wie und das bedeutet, dass wir die Segel ausgebaumt haben - beide gut festgebunden - und deswegen sind wir in unserer Manövrierfähigkeit ziemlich eingeschränkt. Dafür haben wir heute fast keine Welle und wir segeln flott und komfortabel.
Vor der belgischen Küste liegen zahlreiche "Sände" und daher ist bei der Navigation Aufmerksamkeit gefragt. Außerdem sind richtig viele Segelboote unterwegs, oft Richtung Westen, das bedeutet, sie müssen aufkreuzen und fahren daher im Fahrwasser hin und her.
Belgien selbst reizt uns nicht - die Küste ist nur 60 km lang und wir haben alle Häfen schon auf früheren Reisen besucht. Wahrscheinlich damit jeder Belgier einen Platz mit Sicht aufs Meer bekommen kann, ist die Bebauung mit Hochhäusern am Wasser nahezu durchgehend...
Wir haben uns einen kleinen Ort ausgesucht, der zwar in Holland liegt aber die Marina wird vom "Royal Yacht Club België", also vom königlich belgischen Yachtclub, betrieben. Bevor wir dort ankommen müssen wir aber noch die Hafeneinfahrt von Zeebrugge passieren. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um den Seehafen von Brügge und wird besonders von der Automobilindustrie für die Einfuhr von Neufahrzeugen nach Europa genutzt. Entsprechend stark ist hier der Schiffsverkehr und wir fahren knapp hinter einem Autotransporter vorbei.
Kurze Zeit später erreichen wir unseren Zielhafen und wechseln die Gastlandsflagge - das letzte Mal auf dieser Reise. Mittlerweile sind wir auch wieder in "unserer" Zeitzone! Der Hafenmeister weist uns über Telefon einen Liegeplatz zu und schickt sogar den Türcode als Textmessage: das nennen wir Service. Gleich nachdem wir uns festgebunden haben, beginnt es zu regnen und wir bauen unsere Kuchenbude auf. Dann will ich - wie immer - noch schnell die Navigation für den nächsten Abschitt machen. Das gestaltet sich aber schwierig, denn wir wollen nach Rotterdam, um uns dort mit Paul zu treffen. Andere Orte sind mit dem Zug von Workum aus (wo er das Auto abstellen wird) nur schlecht zu erreichen. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: "innenrum" (rote Linie) und "außenrum" (blaue Linie).
Beide Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile und wir verbringen mehrere Stunden damit, die verschiedenen Optionen zu analysieren, die Strecken zu berechnen, Brückenhöhen nachzuschlagen, nach den Öffnungszeiten von Schleusen und Brücken zu schauen, zu überlegen, welche Strecken gesegelt werden können und wo wir motoren müssen - das alles natürlich auch mit Berücksichtigung von Windrichtung und -stärke... Nach einigen Diskussionen entscheiden wir uns dann für... Fortsetzung folgt...
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