Direkt beim Wachwechsel am Mittag entscheiden wir uns für eine Halse, denn wir entfernen uns zu weit von unserem Kurs. Das bedeutet, dass alle Segel vor dem Wind auf die andere Seite geschafft werden müssen und wir machen dass bei diesem Wellengang auf Nummer Sicher. Zuerst wird die Fock weggerollt und der Ausbaumer eingeklappt. Dann müssen die Leinen, die den Ausbaumer sichern, umgebaut werden. Danach löst Ralf vorne am Bug den Bullenstander (Leine, die den Großbaum sichert) und ich nehme hinten das Großsegel dicht. Wir ändern den Kurs und das Groß wird an der neuen Seite herausgelassen. Dann Bullenstander wieder fest, Ausbaumer sichern und setzen, Fock ausrollen, Feineinstellung des neuen Kurses – fertig.
Als ich um 16:00 Uhr von meiner Nachmittags-Freiwache komme, riecht das ganze Schiff köstlich nach Kuchen: Ralf hat Brownies gebacken! Außerdem ist der Regen vorbei, der Himmel heller und der Wind weniger. Durch das Motoren haben wir warmes Wasser und daher nutzen wir die gute Gelegenheit für eine Outdoor-Dusche. Es schaukelt ganz schön heftig und ich bin froh, als ich sicher wieder im Cockpit bin und dann die Köstlichkeiten aus der Bordküche genießen kann.
Das ist aber nur eine Pause bis kurz nach dem Abendessen, denn der nächste Regen samt Wind ist schon unterwegs. Auf seiner Wache bindet Ralf – zum ersten Mal auf dieser Reise – ein Reff ins Groß. Als ich um Mitternacht übernehme, können wir wieder ausreffen, aber dafür steht die nächste Halse an – Prozedur siehe oben… Dann brauche ich noch ein halbe Stunde, bis ich Sir Henry und den Winkel des Hauptruders so eingestellt habe, dass das Boot den besten Kurs im Hinblick auf Wind, Wellen und Ziel fährt. So sausen wir – geschützt hinter unserem Vorhang – sehr schnell auf Gauki-Kurs durch die Nacht.
Der Morgen kommt mit hellgrauem Himmel, dunkelgrauem Wasser, Schaumkronen und gelegentlich einer Schauerbö. Der Wind nimmt weiter über 20 Knoten zu und daher kommt wieder ein Reff ins Segel. Das hindert uns aber nicht daran, ein Rekord-Etmal von 160 sm zu fahren. Wenn alles normal läuft, kommen wir morgen auf den Scilly-Inseln an. Wir haben schon eine Bucht herausgesucht, in der wir sicher liegen können und Ralf nutzt unser Satelliten-Telefon, um nach einer Mooring zu fragen.
18.07.2019 12:00 Uhr Bordzeit, Etmal: 160 sm, gesamt: 1092 sm, Rest: 133 sm
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