Sonntag, 21. Juli 2019

Tag 74 - Atlantik-Isles of Scilly: Abwechslung bei Tag und Nacht

Unser letzes Stück bis zu den Isles of Scilly vor der Süd-West-Spitze Englands geht weiter schnell voran. Der kräftige Wind kommt von hinten, daher ist die Fock ausgebaumt und das Groß festgebunden - eine Segelstellung, die Manöver schwierig macht.
Das ist ein bisschen blöde, denn jetzt, wo wir uns dem Englischen Kanal nähern, sind viele Schiffe unterwegs und eines kommt genau auf mich zu - bitte auch die Geschwindigkeit SOG (Speed over Ground) beachten.
Ich entscheide mich dann, sicherheitshalber etwas nach rechts auszuweichen, weil von hinten schon das nächste Schiff kommt. Eigentlich haben wir als Segler außerhalb von Tiefwasserwegen Vorfahrt, aber wer will schon mit einem Containerschiff diskutieren...
Damit es nicht langweilig wird, machen wir auch mal wieder eine Halse. Auch nachts wird für Unterhaltung gesorgt. Immer mehr Schiffe tauchen im AIS auf und müssen beobachtet werden.
Es gibt ab und zu eine schwarze Wolke mit Schauerbö, Regen und Wind und dann hat der Wind auch noch so weit gedreht, das wir uns immer weiter von unserem Kurs (rote Linie) entfernen müssen. So leid es mir tut - es ist wieder eine Halse fällig und dazu muss ich Ralf wecken... Wir binden auch noch ein Reff ins Groß, denn es weht deutlich über 20 Knoten.
Viel Wind bedeutet aber auch schnelle Fahrt und als ich um 8:00 Uhr zur Morgenwache antrete, ist die Welt schon viel freundlicher geworden!
Wir sind so schnell unterwegs, dass ich den armen Ralf schon wieder aus dem Bett werfen muss, denn wir sind vor der Einfahrt in den "New Grimbsby Sound" zwischen den Inseln Bryher und Tresco, wo wir eine Mooring nehmen wollen. Tatsächlich bekommen wir ohne Probleme einen freien Platz.
Ralf geht Schlafen (zwei unterbrochene Freiwachen) und ich beobachte die Tiefenanzeige, ob wir auch bei Ebbe noch genug Wasser unter dem Kiel haben (rund 6 m Tidenhub) und bringe mich mit aktuellen Nachrichten aus aller Welt und von WhatsApp auf den neusten Stand. Wir räumen das Schiff auf, das Dinghy wird aufgepumpt und Leinen und Sicherheitsgurte erst einmal weggepackt. Morgen wollen wir anfangen, die Inseln zu erkunden.
Wir sind sehr zufrieden mit der Überfahrt. Nach den ersten 1,5 Tagen, die wir zum Wind nach Norden motoren mussten, konnten wir mit halben oder achterlichen Wind direkt Richtung Ziel fahren. Es gab zwar ein paar Schauerböen, aber der Wind war mit maximal 25 Knoten gut handhabbar. Alle Manöver haben prima geklappt, es gab gutes Essen und im Allgemeinem konnten wir auf den Freiwachen ausreichend schlafen. Die ersten Tage waren entspannend, später wurde es durch Wind, Wellen und Schiffsverkehr etwas anspruchsvoller. - Noch etwas Statistik: 1234 sm, 216 Stunden, davon 41 (= 163 sm) unter Motor. Durchschittsgeschwindigkeit 5,7 Knoten.

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