Freitag, 29. Juni 2018

Tag 360 - Baltimore: Im Eisenbahnmuseum

Wir haben gestern schon herausgefunden, dass wir zum Eisenbahnmuseum (ganz genau zum „Baltimore & Ohio Railroad Museum“) sehr gut mit dem kostenlosen „Charm City Circulator Bus“ fahren können und das klappt hervorragend. Es gibt eine feste Route und online wird angezeigt, wann der nächst Bus kommt. So sind wir wenige Minuten vor der Öffnung vor Ort und warten zusammen mit zahlreichen Familien (ich fühle mich ganz nackt ohne Alibi-Kind) auf den Einlass.

Hier in Baltimore wurde die erste Eisenbahnlinie überhaupt in den USA gebaut (1829) und im Museum wird immer wieder betont, dass die Züge eine wichtige Rolle im Bürgerkrieg spielten, um Truppen und Nachschub schnell zu kriegswichtigen Orten zu befördern. Später kam dann die goldene Zeit der Eisenbahnen, bis sie teilweise von Flugzeugen und Autos ersetzt wurden. Diese Karte ist von 1891.
Das Museum befindet sich in der ehemaligen Mount Claire Station. Daneben steht noch der Rundschuppen (siehe auch oben), in dem früher Lokomotiven und Wagen gebaut wurden und der jetzt als Ausstellungshalle dient.
Es gibt auch zahlreiche Eisenbahnmodelle und Räume zum Thema Kommunikation per Telegraf und – was ich besonders interessant finde – zum Thema Zeit. Bis 1883 hatte jede Eisenbahngesellschaft ihre eigene Zeitmessung, was natürlich zu Problemen führte. In einer Konferenz wurde dann beschlossen, die USA und Kanada auf fünf einheitliche Zeitzonen umzustellen.
Es gibt auch noch die Möglichkeit mit einem Zug zu fahren und wir haben Karten gekauft. Die Fahrt ist dann aber ziemlich enttäuschend: es ist ein relativ moderner Zug (keine Dampflokomotive) mit ziemlich zerschlissenen Wagen, den im Schritttempo eine gerade Strecke ohne interessante oder schöne Landschaft hin- und wieder zurückfährt.
Da streicheln wir doch lieber die zutrauliche Katze im technischen Lockschuppen und schauen uns dort im Modell an, wie die Steuerung des Kolbenschiebers funktioniert, der den Dampf in beide Seiten es Zylinders einströmen lässt.
Wir nehmen noch an einer Führung teil, nicht mit technischem, sondern eher mit historischem Schwerpunkt und bekommen noch einige Informationen zu den unterschiedlichen Ausstellungsstücken, z.B. diesem netten Doppeldecker-Wagen.
Noch ein kleiner Imbiss und es geht mit dem bewährten Bus zurück zum Schiff. Dort erwartet uns ein „Liebesbrief“ der Hafenmeisterin: wir haben den Hafen nicht bis 12:00 Uhr verlassen und müssen daher die Tagesgebühr + Strom nachzahlen, was wir dann (etwas zähneknirschend) auch tun.
Dann fahren wir ein kurzes Stück und lassen unseren Anker an einer recht geschützten Stelle fallen. Gestern Abend wollten wir noch mit dem Dinghy zu den Duschen am anderen Ende es Hafens fahren, aber der Motor wollte nicht so wie wir, so dass wir dann letztendlich gelaufen sind (aua). Heute nimmt sich Ralf also den Außenborder vor und findet tatsächlich den Fehler: das Schwimmernadel-Ventil vom Vergaser hängt. Dank einer YouTube-Anleitung ist das Ausbauen und wieder gängig machen kein Problem und nun schnurrt der Motor wieder!
Heute war es recht warm, aber hier draußen auf dem Wasser geht ein leichter Wind und ich bin froh, dass wir vor Anker liegen – das ist auch wesentlich preisgünstiger… Ralf hängt noch die Ankerlaterne auf, währen hinter den Häusern der Stadt die Sonne untergeht – schön!

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