Montag, 25. Juni 2018

Tag 356 - Annapolis: Gutes Karma

Alles, was gestern nicht funktioniert hat, läuft heute rund: den Knochen geht es wesentlich besser, das Frühstück schmeckt und die Buchung für die Fahrradtour – noch vier Plätze frei – wird sofort bestätigt. Wir fahren wieder an Land und der Geldautomat spuckt problemlos Scheine aus. Das alle erledigt, begeben wir uns nochmals zum Maryland State House, das wir auf unserer Führung nur kurz besucht hatten. An der Tür das Wappen des Staates Maryland – mit einem Bauern und einem Fischer als Schildhalter und einem italienischen Motto.
Maryland gehörte zu den 13 Gründerstaaten der USA und verblieb im Bürgerkrieg in der Union, verhielt sich jedoch weitgehend neutral. Es gehört zu den kleinsten Staaten (etwa vergleichbar mit Rheinland Pfalz) und zu den am dichtesten besiedelten. Das State House selbst wird – wie berichtet – immer noch als Parlamentssitz genutzt. Seit 1906 tagt das Parlament in einem neuen Annex und in den ursprünglichen Räumen gibt es Informationen zur Geschichte, natürlich mit George Washington im Mittelpunkt. Aber auch eine Büste von Benjamin Franklin und ein Portrait von General Lafayette werden gezeigt.
Franklin war unter anderem als ersten amerikanischer Diplomat in Frankreich tätig und entscheidend an den Verhandlungen für die französische Unterstützung der amerikanischen Revolution beteiligt. Er hat (als einziger) alle vier wichtigsten Dokumente der Revolution unterschrieben: die Unabhängigkeitserklärung, den Allianzvertrag mit Frankreich, den Frieden von Paris und die amerikanische Verfassung. Daneben war er Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Erfinder. Eine seiner Erfindungen, der Blitzableiter, ist im State House im Einsatz.

Der französische Adelige Lafayette (Marie-Joseph-Paul-Yves-Roch-Gilbert du Motier, Marquis de La Fayette) reiste als 19jähriger mit einer selbst angeworbenen Freiwilligentruppe nach Amerika, um dort für die amerikanische Unabhängigkeit und seine Ideale der Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Er war eng mit George Washington befreundet und wurde einer seiner militärischen Führer. Später spielte er eine wichtige Rolle in der französischen Revolution 1789 und in der Julirevolution von 1830. Hier ist er mit George Washington und Tench Tilghman nach der Schlacht von Yorktown zu sehen, die mit der englischen Kapitulation endetet.
Nach so viel Geschichte bummeln wir noch etwas durch die nette Hauptstraße von Annapolis mit vielen kleinen Geschäften und Restaurants. Wir machen kurz halt in einem Antiquariat, um nach alten Karten und Bildern zu schauen. Gedruckte Bücher haben wir im Zeitalter der E-Book-Reader kaum noch an Bord.
Auch Annapolis bezeichnet sich als „Hauptstadt des Segelns“ und entsprechen bieten viele Läden Kleidung und Andenken mit maritimen Schwerpunkt an. Ich habe ja eine Schwäche für blau-weiße Streifen und davon gibt es eine Menge… diese hier leider nicht in meiner Größe…
So wie Ralf immer gerne Kaffee und Kuchen hätte, träume ich von „richtigen“ Eisbechern mit Sauce, Sahne und vor allem frischen Früchten. Es gibt zwar jede Menge Eisläden und leckere Sorten, aber fast nur Milcheis, bestenfalls mit Sauce (dann Sundae genannt). Das höchste der Gefühle ist ein Bananensplit… Umso erfreuter bin ich, dass es hier einen Frozen Yoghurt Laden gibt, in dem wir selbst das Topping auswählen können: Erdbeeren, Blaubeeren, Ananas, Mangos, alles frisch – mmmmmh!
Während wir unterwegs sind, hat unser Dinghy ein Paar neue Fans bekommen, die sehr cool und offensichtlich an Menschen gewöhnt sind, denn sie verlassen nur nach ernsthafter Aufforderung das Boot.
Manche Eigner zeigen durch die Wahl des Bootnamens gerne auch ihre Lebensphilosopie. Heute amüsieren wir uns über die „DESSERT FIRST“.  Ralf setzt mich auf der TRITON ab und fährt selbt noch zu ein paar Besorgungen mit dem Beiboot um die nächste Ecke. Schön, dass man hier einiges vom Wasser her erreichen kann.

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