Mittwoch, 22. Mai 2024

Tag 2 - Portumna-Kilrush: Kontrastprogramm

Wir verzichten heute aufs Intervallfasten und starten mit einem "Full Irish Breakfast" in den Tag - also Eier, Würstchen, gegrillte Tomaten etc. 
Das kleine Städtchen Portumna (ca. 1700 Einwohner) liegt am Fluss Shannon, der hier in den Süßwassersee Lough Derg fließt. Da wir nur noch knapp zwei Stunden Fahrt vor uns haben, nutzen wir die Gelegenheit, einige Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Unser erster Weg führt zum "Irish Workhouse Center", wo im teilweise restaurierten Originalgebäude die Geschichte der 163 irischen Workhouses (wörtlich Arbeitshäuser) erzählt wird.
Das englische Armengesetz wurde 1838 auch in Irland eingeführt und ab 1840 wurden  Arbeitshäuser in ganz Irland errichtet, um Alte, Arme, Kranke und Waisen aufzunehmen, die nicht für sich selbst sorgen konnten. Sie waren mit Absicht möglichst abschreckend eingerichtet, um eine Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung zu verhindern und stattdessen auf die Eigeninitiative der Betroffenen zu setzen. Familien wurden strikt getrennt und es gab abgeschlossene Abteilungen für Männer, Frauen, Jungen, Mädchen und Kinder bis zwei Jahre. Kontakt untereinander war verboten und es musste schwere körperliche Arbeit verrichtet werden.
Während "The Great Famine", der großen Hungersnot (1845-1849) wurden weitere Häuser gebaut, aber diese reichten nicht aus, um alle Betroffenen aufzunehmen. Über eine Million Menschen starben, ca. zwei Millionen wanderten aus. Ausgelöst wurde das Problem durch die Kartoffelfäule, aber verstärkt durch die englische Politik, die sonst keine Maßnahmen gegen die Hungersnot ergriffen und sogar noch Lebensmittel aus Irland exportierten. Währen wir auf unsere Führung warten, haben wir Gelegenheit, und zwei Ausstellungen anzusehen, die sich künstlerisch mit dem Thema Hungersnot auseinandersetzen. David Rooney benutzt für seine Werke die "Scraperboard"-Technik, bei der die Zeichnung mit einem Skalpell aus einer schwarzen Oberfläche ausgeschabt wird. So entstehen sehr eindrucksvolle schwarz-weiß Bilder.
Im Nebenraum stehen Skulpturen aus Mooreiche von Kieran Tuohy, ebenfalls zum Thema Hunger, Tod und Auswanderung. Hier eine Gruppe von Mensche, die für Suppe anstehen.
Während der Führung besichtigen wir dann die verschiedenen Flügel für die Bewohner und bekommen einen Eindruck von den desolaten Verhältnissen, unter denen die Menschen leben mussten.
Als Kontrast dazu und weniger als zwei Kilometer entfernt besuchen wir anschließend "Portumna Castle and Gardens" (siehe auch Titelbild).
Das "Schloss" ist eher ein dreistöckiges Haus, das 1616 von einem englischen Grafen normannischer Abstammung im Renaissance-Stil erbaut. Es wurde nach einem Brand 1826 von den Besitzern aufgegeben und später vom Office of Public Works übernommen und teilweise restauriert. Im Erdgeschoss ist eine kleine Ausstellung.
Heute ist wieder sehr "irisches" Wetter mit einem häufigen Wechsel zwischen Wolken, Sonne und Regen, aber wir haben Glück, denn als wir noch einen Blick in den Küchengarten werfen wollen, der von Freiwilligen wieder bepflanzt wurden, kommt für kurze Zeit die Sonne heraus.
Hier gefällt es uns sehr gut mit der Vielzahl von verschiedenen Pflanzen, Beeten, Bänken und anderen Sitzplätzen. Auch die Insekten haben Spaß.
Das waren schon große Kontraste zwischen den Lebensumständen, die uns zum Nachdenken anregen. Erfüllt mit diesen Eindrücken fahren wir weiter Richtung Kilrush und machen unterwegs nur noch kurz beim Baumarkt in Ennis Station. Wenn Ralf mehrere Tage nicht im Baumarkt war, wird er nervös... Die Landschaft ist weiterhin sehr grün und etwas hügeliger als im Osten. Wir beziehen unsere Unterkunft Zentrum von Kilrush und essen noch eine Kleinigkeit beim Chinesen um die Ecke. Im Moment ist hier (noch?) nicht viel los.

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