Nach unserer Atlantikrunde 2017-2019 haben wir uns überlegt, dass wir unser Boot in mehreren Segelsommernn zurück in die Ostsee bringen wollen, wo wir die ersten 25 Jahre unseres Seglerlebens verbracht haben. Damit wir unterwegs noch etwas von Europa sehen, sind wir (nach der Corona-Saison 2020, die wir in der Nordsee verbracht haben) ab 2021 von Holland aus die französische Küste entlang in die Biskaya gesegelt. Nach einem Abstecher ins Baskenland 2022 sind wir dieses Jahr von Arzon in der Südbretagne aus gestartet und bis in die Shannon-Mündung im Westen Irlands gekommen.
Statistik
- Seemeilen: 942
- Motorstunden: 76
- Tage gesamt: 97
- Nächte an Land: 8
- Segeltage: 41
- Nächte auf See: 2
- Liegetage: 48
- Liegeplätze: 40
Bretagne: Le Crouesty, Île de Houat, Port Haliguen, Île aux Moines, Vannes, Île dArz, Bono, Le Crouesty, Sauzon, Locmiquélic, Doelan, Port Manec'h, Beg Meil, Loctudy, Le Guilvinec, Andierne (Ste. Evette) Île de Sein, Douarnenez, Camaret-sur-Mer, L'Aber Ildut, L'Aber Wrac'h, Roscoff, Morlaix
UK: Newlyn, Penzance
Segeln und Wetter
Bretagne:
Die Südbretagne ist ein sehr geschütztes Segelrevier mit einem eigenen Mikro-Klima mit zahlreichen Inseln und Flussmündungen. Wir haben überwiegend Sonne und eher schwachen Wind. Etwas anspruchsvoller ist der Golfe du Morbihan, in dem durch die enge Einfahrt und die schmalen Durchfahrten zwischen den zahlreichen Inseln starke Strömungen entstehen können. Auch hier ist wieder gute Planung der Schlüssel zum Erfolg. Das gleiche gilt auf dem Weg nach Norden für Navigation im Raz de Sein und im Chenal du Four, die in beiden Fällen gut geklappt hat. Das Wetter war so ruhig, dass wir sogar die Île de Sein besuchen konnten. An der Nordküste der Bretagne, zurück im Englischen Kanal wurde das Wetter dann nasser und kälter und die Wellen höher, allerdings immer noch mit eher schwachem Wind. Die Häfen hier kennen wir schon von der Hinfahrt 2021. Interessant war dann die Fahrt den Fluss Morlaix hinauf zur gleichnamigen Stadt, weil dieser bei Ebbe vollständig trocken fällt. Alles hat gut geklappt und wir hatten einen sicheren Liegeplatz für die Halbzeitpause.
Überfahrt Bretagne-Irland:
In einer ersten Etappe fahren wir quer über den Ärmelkanal mit seinem starken Schiffsverkehr bis zur Südspitze Englands nach Newlyn bzw. Penzance. Wir haben überwiegend guten Wind schräg von vorne, so dass das Boot ziemlich auf dem Ohr liegt und das Leben an Bord recht unbequem ist.
Die Fahrt von Penzance nach Irland startet recht unbequem, da wir erst einmal gegen den Wind die Südwestecke von England erreichen müssen. Aber dann haben wir halben Wind und damit eine schnelle und gute Überfahrt nach Kilmore Quay an der Südostecke Irlands.
Irland:
Eines ist klar - das Wetter ist nicht unbedingt der Grund für einen Besuch in Irland. Auf meinen "Bildern des Tages" auf Instagram habe ich Temperaturen von 14-24 Grad, aber meistens liegen sie zwischen 18-20 Grad. Oft gibt es gefühlt alle Jahreszeiten an einem Tag. Seglerisch ist das Revier anspruchsvoll, da wir gegen die vorherrschenden Winde Richtung Westen segeln und die Tiefdruckgebiete vom Atlantik als erstes auf Irland treffen. Bei mehreren Gelegenheiten bleiben wir wegen Starkwind im Hafen. An der Westküste wir das Segeln dann zusätzlich interessant, weil wir häufig aus einer Bucht hinaus, um eine Landspitze herum und dann in die nächste Bucht wieder hinein wollen. Das bedeutet über den Tag Wind aus drei verschiedenen Richtungen und entsprechende Segelmanöver. Zusätzlich erfordern die Tidenströmungen eine genaue Zeitplanung, denn wir wollen ja gerne bis zur Ecke geschoben werden und dort soll dann der Strom kippen und uns zu in die nächste Bucht hineinschieben...
Boot und Ausrüstung
In allen Situationen haben wir uns auf unser Triton gut und sicher gefühlt. Wir sitzen geschützt unter unserem festen Dach, können daran ein Sonnendach (Bretagne) oder ein Kuchenbude (Irland) montieren. Die Solarplatten versorgen uns mit Strom und zum Steuern haben wir die Wahl zwischen einem elektrischen Autopiloten oder „Sir Henry“ unserer Windfahne. Beim Anlegen hilft mein „Cheater“, eine Stange mit Schlinge, wir haben unser Beiboot mit Motor und für Landausflüge zwei Klappräder. Die Ausrüstung ist erprobt und hat auch dieses Jahr wieder gut funktioniert.
In diesem Jahr haben wir die Bordbatterien ausgetauscht. Neu ist außerdem ein Satelliten-Empfänger "IridiumGO!" mit dem wir auf längeren Überfahrten unterwegs Wetterdaten empfangen können. Es ist langsam und umständlich, aber es funktioniert.
Verpflegung/Versorgung
In der Bretagne ist die Versorgungslage ganz ausgezeichnet. Durch die vielen Segler gibt es überall entsprechende Geschäfte für Ausrüstung und Seekarten und der Einkauf von Lebensmitteln oder auch das Essengehen ist natürlich kein Problem.
Die Lage in Irland ist da etwas anders. Die Orte, die wir anlaufen sind überwiegend klein und Schiffsausrüster da eher selten. Auch die Lebensmittel-Läden sind oft nur klein und wir müssen ein Stück fahren, um größere Geschäfte zu finden. Gut das wir die Räder haben! Auf der anderen Seite finden wir auch mal einen riesigen Aldi in Laufweite vom Hafen. Und dann gibt es natürlich eine lebendige Pub-Kultur. Bereits im ersten Hafen bekommen wir Empfehlungen, nicht nur für interessante Segelziele, sondern auch jeweils für das beste Pub im Ort... Wir müssen allerdings erst lernen, dass das Pub zwar lange offen hat, Essen aber nur bis maximal 21:00 Uhr serviert wird.
Crew
In diesem Jahr sind wir alleine unterwegs gewesen. Nach wie vor verstehen wir uns gut, die Aufgabenverteilung ist klar und die Manöver an Bord klappen prima. An Land bin ich mobilitätseingeschränkt, was für Ralf manchmal schwierig ist. Er läuft mache Touren alleine und wir helfen uns mit unseren Bordfahrrädern, geliehenen E-Bikes oder auch öffentlichen Verkehrsmitteln.
Sightseeing
Bretagne – Arzon bis Morlaix:
Schon während der Vorbereitungen am Boot in Arzon machen wir die ersten kleinen Ausflüge nach Saint-Gildas-de-Rhuys, wo wir die Kirche besichtigen und einem Klavierkonzert lauschen. In Arzon selbst läuft die "Semaine du Golfe" mit traditionellen Segelschiffen und Veranstaltungen an Land. Nach einem Abstecher auf die Île-d’Houat mit Besuch im örtlichen Museum, segeln wir dann selbst in den Golfe du Morbihan, besuchen dort sehr sehenswerten größeren Inseln und machen einen Abstecher nach Vannes, mit der mittelalterlichen Altstadt, einer Kathedrale und einer beeidruckenden Ausstellung über den Maler Mariano Otero im Kunstmuseum. Sehr gut gefällt uns auch das kleine Städtchen Bono am Fluss Aurey.
In Lorient sind wir begeistert von der "Cité de la Voile Éric Tabarly" und die abgelegenen Île de Sein sind ein ganz besonderes Erlebnis. Hier sind wir übrigens - wie auch schon im Golfe du Morbihan - wieder auf den Spuren von Kommissar Dupin. Gleiches gilt für Douarnenez, wo wir uns das Fischereimuseum ansehen.
Zwischenspiel in England:
Nach unserer Halbzeitpause machen wir den Sprung von der Bretagne nach England, wo wir in Penzance auf günstiges Wetter für die Überfahrt nach Irland warten und die Zeit für einen Ausflug mit dem offenen Doppeldeckerbus nach St. Ives nutzen.
Irland – Kilmore Quai bis Kilrush:
Star in Irland ist die wunderschöne, grüne Landschaft aber es gibt auch sonst einiges zu sehen. Von Dunmore East fahren wir mit dem Bus nach Waterford, wo wir dir dortige Glasmanufaktur besuchen, auf einer Stadtführung viel über die irische Geschichte lernen und einen Blick und das Museum of Time werfen. Auch nach Cork fahren wir Bus von Crosshaven aus und auch dort gibt es eine Stadtführung mit weiteren Einblicken in die eher düstere irische Geschichte.
Unsere nächste Station ist Kinsale, der Beginn des "Wild Atlantic Way" der 2.500 km die irische (West)Küste entlangführt und ebenfalls historischer Boden, denn hier wurden in der Schlacht von Kinsale die Iren und Spanier von den Engländern vernichtend geschlagen. Ein weiteres Highlight ist Baltimore mit seinem geschützen Naturhafen (obwohl ich hier mein Smartphone versenke) und Baltimore Castle (eher ein Haus). Von Schull aus besuchen wir unsere Freundin Heidi in Durrus und wir verbringen einen sonnigen Tag auf Cape Clear Island.
Auf der Insel Valentia liegen wir in Knightstown und machen einen Ausflug mit unseren Klapprädern nach Portmagee. Hier ist der Ausgangspunkt für Ausflüge nach Skellig Michael (bekannt aus Starwars) und wir sehen uns das Besucherzentrum an. In Knighstown selbst besichtigen wir die sehr interessante Valentia Transatlantic Cable Station. Unsere letzter - sehr touristischer - Stop mit dem Boot ist Dingle mit jeder Menge Bustouren und Andenkenläden.
Nachdem wir die Triton gut im Winterlager in Kilrush untergebracht haben, nutzen wir unseren Mietwagen noch um das "Flying Boat and Maritime Museum" in Foynes und die "Latrigue Monorail and Museum" in Listowel zu besuchen.
Begegnungen
Bei den Begegnungen gibt es große Unterschiede zwischen Frankreich und Irland. In Frankreich gibt es riesige Marinas mit über 1.000 Liegeplätzen, die eher unpersönlich sind. Außerdem ist da noch die Sprachbarriere, denn wir sprechen nur wenig Französisch. So lernen wir nur in Loctudy ein deutsches Paar, Beate und Dieter von der STREGA kennen. Und in Roscoff treffen wir alte Bekannt Kerstin und Ralf von der LOTHLORIEN, und Kim von der CASSE TETE, die wir seit 2018 aus der Karibik kennen.
Die Häfen und Liegeplätze in Irland sind viel kleiner und entsprechen kommen wir oft mit anderen Seglern ins Gespräche. Gleich im ersten Hafen (Kilmore Quay) treffen wir Luke, der Irland mehrfach umrundet hat und uns gleich diverse Tipps für sehenswerte Orte (und Pubs) gibt. In Dunmore East lernen wir Heiner von der DÖRTITA kennen (und wir treffen ihn wieder im Bus nach Cork).
Irland liegt weit westlich und ist deswegen auch ein beliebter Stop bei Seglern, die aus den USA oder von den Azoren kommen. So begegnen wir in Crosshaven Nico und Ellen vn der FAR AND AWAY, auf Bere Island Kathy und Serge von der RAISON D'ÉTRE und in Dingle Dave aus Australien mit der ANJEA, der zusammen mit Helen aus Irland von den Azoren gekommen ist. Dazu noch Helens Sohn Marc, der mit seiner SAPPHIRA die gleiche Strecke einhand zurückgelegt hat.
Wir besuchen die Nachbarin meiner Eltern in ihrem Haus in Durrus und wir treffen die deutsche Einhandseglerin Susanne Huber-Curphey mit ihrer NEHAJ in Knightstown. Insgesamt sind die Menschen hier in Irland sehr freundlich und gesprächsbereit. Sobald wir irgendwo stehenbleiben und die Karte studieren werden wir sofort angesprochen und gefragt was wir suchen und ob wir Hilfe benötigen. Wir fühlen uns hier sehr wohl.
Fazit
Eine sehr abwechslungsreiche Saison mit zwei sehr unterschiedlichen Segelrevieren. Am Anfang hat uns, nach einem sehr anstrengenden und belastendem Winter, das warme Wetter, die kurzen Entfernungen und das seglerisch nicht ganz so anspruchsvolle Revier in der Südbretagne sehr gut getan. Weil wir in der ersten Halbzeit mit dem Auto unterwegs waren, konnten wir die Bretagne (noch) nicht verlassen und so konnten wir uns viel Zeit nehmen.
Wir haben uns dann gleich auf den ersten Blick in Irland verliebt: die wunderschöne Landschaft, die freundlichen Menschen, die Erleichterung, wieder ohne raten und stammeln kommunizieren zu können und auch die seglerischen Herausforderungen haben uns sehr gut gefallen. Wir freuen uns darauf, auch die Saison 2024 in Irland verbringen zu dürfen.
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