Mittwoch, 23. August 2023

Tag 88 - Knightstown-Dingle: Kabelverbindungen und Segelspaß

Der Wind soll erst nachmittags einsetzen und wir wollen uns daher noch ein weiteres Museum vor Ort ansehen. Während wir unseren Tee trinken, können wir noch der NEHAJ und Susanne (eine Extremseglerin, die Ralf gestern kennengelernt hat) gute Fahrt zu den Azoren wünschen.
Dann kommen wieder unsere praktischen Klappräder zum Einsatz und wir fahren zum "8. Weltwunder", der Valentia Transatlantic Cable Station. In der 1966 geschlossenen Station wurde im letzem Jahr ein kleines Museum eingerichtet. Zunächst gibt es eine kurze Einführung und einen Film. Das Museum selbst besteht im Moment nur aus einem Raum, der aber diverse Schautafeln und verschiedene interaktive und/oder multimediale Stationen bietet.
In den 1850er Jahren wurde die kühne Idee entwickelt, ein Telegrafenkabel zwischen Europa und Amerika zu verlegen. Als kürzeste Strecke bot sich eine Verbindung zwischen Neufundland und Irland an. Ein vermögenter US-amerikanischer Geschäftsmann - Cyrus West Field - setzte sich für das Unternehmen ein. Er traf auf Sir Peter Fitzgerald, 19th Knight of Kerry, der auf Valentia lebte und (nach der Großen Hungersnot) die Lebensbedingungen auf seiner Insel verbessern wollte. Letzter setzte seine Beziehungen ein damit Valentia als irischer Verbingunspunkt ausgewählt wurde.
Das Projekt stand vor großen Herausforderungen. Unter anderem gab es zunächst kein Schiff, dass die erforderlichen Kabelmengen transportieren konnte. Nach mehreren erfolglosen Versuchen mit zwei Schiffen, gelang es erstmals 1958 eine Verbindung herzustellen und tatsächlich Nachrichten zu verschicken. Leider war der Spaß nach drei Wochen vorbei, weil eine zu hohe Spannung (um die Übertragungsgeschwindigkeit zu verbessern) das Kabel irreparabel zerstörte. Durch den amerikanischen Bürgerkrieg (1861-65) kam es zu weiteren Verzögerungen. Danach stand mit der GREAT EASTERN ein ausreichend großes Schiff für das Kabel zur Verfügung. 500 Mann Besatzung arbeiteten Tag und Nacht an der Verlegung. Auch diesmal scheiterte der erste Versuch, aber 1866 kam der der große Erfolg. Valentia und die Telegrafenstation hier wurden wichtig für die Kommunikation (daher wie berichtet die Errichtung der Wachbarracke in Cahersiveen). Im Museum versuchen wir selbst, einen einfachen Telegrafen zu bauen, leider ohne Erfolg.
Die Verlegung diese Kabels war der Beginn der globalen Kommunikation. Die Übertragungsdauer für transatlantische Nachrichten verkürzte sich von zwei Wochen (per Schiff) auf zwei Minuten. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen konnten ohne Verzögerung getroffen werden. Auch die Bevölkerung wurde durch die Zeitungen aktuell informiert. Auch heute noch werden 98% der Nachrichten über Kabel übertragen, nur dass es sich jetzt um Glasfaserkabel (rechts) handelt. Für eine Übersicht siehe hier: Klick
Mittlerweile ist der Wind da und nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg auf die andere Seite der Dingle Bay zum namensgebenden Ort Dingle. Ganz anders als bei unserem letzten Segeltag haben wir heute optimale Bedingungen mit Sonne, angenehmen Temperaturen, Wind von der Seite (der schnellste Kurs) und ohne Wellen (siehe Titelbild). So geht es schnell voran und schon bald können wir in die geschützte Bucht einlaufen.
Unsere Zeit hier geht langsam ihrem Ende entgegen und wir sind nicht mehr sehr weit von unserem Winterlager-Hafen Kilrush in der Mündung des Shannon entfernt. Unterwegs gibt es keine Häfen mehr, sondern nur noch ein paar mögliche Ankerbuchten. In der Karte rot unser Kurs heute, blau der direkte Weg nach Kilrush, gepunktet mögliche Zwischenstationen.
In Kilrush haben wir dann noch einiges mit dem Einwintern des Bootes zu tun. Danach planen wir, mit einem Mietwagen nach Dubin zu fahren und uns unterwegs noch etwas das Landesinnere anzusehen.

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