Montag, 12. Juni 2023

Tag 34 - Locmiquélic+Lorient: La Cité De La Voile

Am Vormittag laufen wir zur Capitanerie von Locmiquélic, um unser Hafengeld zu bezahlen. Wir kommen ins Gespräch mit unseren Stegnachbarn vom holländischen Schiff ZEE DELER, bei denen Ralf die kreative Art des Wäscheaufhängens (alles, was Löcher hat wir aufgefädelt) bewundert. Sie sind auch im Sommer vier Monate unterwegs und vielleicht treffen wir uns wieder in Irland.
Auf dem Rückweg bin ich sehr überrascht, denn am Hafen steht - klein aber unverkennbar - die Freiheitsstatue! Sie wurde vom französichen Volk den USA geschenkt (die allerdings selbst den Sockel bezahlen mussten). Die Einzelteile wurden dann 1885 mit dem Schiff Isère nach USA gebracht. Die Isère wurde in Lorient gebaut, hat später hier als Ponton gedient und wurde dann von der deutschen Marine direkt vor unserem Hafen versenkt. Tatsächlich sind wir dem Wrack gestern bei der Einfahrt ausgewichen.
Der Anblick weckt in uns Erinnerungen an den 13. Juli 2018, als wir vor dem Original in New York ankerten. Ein absoluter Gänsehaut-Moment, der sich ganz unwirklich angefühlt hat (Archivbild).
Für den Nachmittag haben wir einen Besuch in der "Cité de la Voile Éric Tabarly", also der "Stadt des Segelns" geplant (siehe Titelbild). Sie liegt gegenüber in Lorient und wir beschließen, unser Beiboot und insbesondere den neuen Motor auf die Probe zu stellen.

Wir fahren um eine Insel herum und quer über das Fahrwasser. Hier liegen große Schiffen und hier stehten auch U-Boot Bunker, von den Deutschen im 2. Weltkrieg gebaut und von außen sehr beeindruckend und bedrohlich.
Heute ist dort ein U-Boot Museum, eine Konzerthalle und - für uns besonders interessant - ein Hochsee-Regattazentrum "La Base" und eben die Cité de la Voile" untergebracht. Durch unser Beiboot können wir ganz dicht an die verschiedenen Rennyachten heranfahren.
Wir binden das Beiboot fest und machen uns auf den Weg in die Cité. Ich hatte ja vorgestern schon von dem bekannten französichen Regattasegler Éric Tabarly und seinen verschiedenen Schiffen berichtet. Wir hatten Pen Duick II, III und V in Sauzon gesehen. Hier sind jetzt alle fünf noch schwimmenden Boote versammelt (Nr. IV ging unter) und können (von außen) besichtigt werden. Neu für uns sind die klassische I (von der Tabarly 1998 tragisch ins Wasser stürzte und ertrank) - vorne links -  und die VI (hinten rechts).
Wir schauen uns alle Boote genauer an und stellen fest, dass die Segler bei allen Entwürfen sehr den Elementen ausgesetzt sind. Die Cockpits sind offen mit sehr wenig Seitenrand, die Wischen stehen offen an Deck, so dass die Crew für Manöver aus dem Cockpit muss, die Reling ist oft niedrig - wir wundern uns eher, dass nicht noch mehr Personen über Bord gegangen sind...
Auch innen hat die Ausstellung einiges zu bieten. Es gibt sehr viele Filme, die über Entwurf und Bau von Booten, die Entwicklung des Regattasports und die Geschichte der Pen Duick Schiffe und von Èric Taberly und anderen bekannten Seglern informieren. Wir können navigieren, Modellboote in einem Becken mit Windanlage steuern, virtuell Regatta segeln und vieles mehr. Unter anderem ist die Kabine der Pen Duick II in Originalgröße nachgebaut. Wir werden schließlich höflich gebeten zu gehen, damit sie jetzt zumachen können...
Dann kommt die Rückfahrt mit dem Beiboot und wir sind gespannt, wie der Akku das mitmacht. Beruhigenderweise stellt sich heraus, dass wir für die insgesamt 2 sm bei moderater Fahrt die Batterie nur von 98% auf 68% heruntergefahren haben. Am Motor werden Ladezustand, Geschwindigkeit und Reichweite auf einem Display angezeigt, möglich, weil ein GPS eingebaut ist. Ich habe Seekarten auf dem Smartphone und damit navigieren wir sicher zurück auf die andere Seite. In Gelb unser getrackter Kurs. Wir sind wieder begeistert, wie leise der Motor ist und wie einfach er sich intallieren und starten lässt.
Auch das Verstauen geht schnell und leicht. Wir ziehen das Dinghy wieder aufs Deck, machen den Plan und die Navigation für morgen und gehen dann für Getränke und eine Kleinigkeit zu essen ins erste (und einzige) Haus am Platz.
Nachdem die letzte Fähre gefahren ist, können wir den schönen und interessanten Tag im Cockpit der Triton ausklingen lassen.
 

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