Es ist das erste Mal dieses Jahr, dass das Beiboot wieder zum Einsatz kommt und der Außenborder verweigert den Leerlauf... Aber egal wir krempeln die Hosen hoch, ziehen Crocs an und landen am schönen Sandstrand. Dort müssen wir dann das Boot bis über die Flutlinie hochtragen, damit es keine unangenehmen Überraschungen gibt, wenn wir wiederkommen. Wie sich herausstellt, haben wir uns die falsche Seite ausgesucht, denn wir müssen erst rund um die Bucht zum Ortszentrum laufen.
Unterwegs finden wir verschiedene kleine Verkaufsstände mit jeweils einer "Honesty Box" für Geld, in denen Einheimische Kunsthandwerk oder auch Obst und Gemüse anbieten.
Schnell sind wir bei der Tourist-Information und beim Fahrradverleih, aber leider sind weder für Geld noch für gute Worte Fahrräder, Golfcarts oder Scooter zu bekommen. Es gibt keine Autos oder öffentliche Verkehrsmittel. Dafür können wir die von einer einheimischen Künstlerin geschaffenen Mosaike Love, Peace und Happiness bewundern.
Alles ist wunderschön gestaltet und überall blühen Blumen. Wie wir dem Internet entnehmen, machen auf Tresco die Schönen, die Reichen und die ganz schön Reichen Urlaub und so sind wir angenehm überrascht, über die Auswahl an exklusiven Lebensmitteln, die der kleine Supermarkt (oder eher Feinkostladen) anbietet. Vieles ist ökologisch korrekt mit Holzbesteck und Papiertüten. Wir beschließen, für ein Picknick einzukaufen und dann die Abbey Gardens zu besuchen. Es geht zunächst vorbei an einem der beiden Binnenseen...
...und dann durch abwechslungsreiche Vegetation ca. 20 Minuten Fußweg bis zur Tresco Abbey (siehe oben). Dies ist der Wohnsitz der Familie Dorrien-Smith, Nachfahren von Augustus Smith, einem reichen Landbesitzer und Philanthropen, der 1834 die Insel von der Duchy of Cornwall pachtete und das Gebäude errichtete. Er gab sich den Titel "Lord Proprietor of the Scilly Islands", baute Anlegestellen und Schulen und veränderte die Wirtschaft der Inseln. Unter anderem begann er, auf dem Gelände einer alten Benediktiner-Abtei einen botanischen Garten anzulegen, der von der Familie fortgeführt und erweitert wurde.
Laufen ist ja im Moment nicht so meine Kernkompetenz und so bin ich sehr froh, als ich für den Gang durch den Garten einen kostenlos einen Scooter ausleihen kann. Ralf darf auch mal fahren...
Schon auf dem Weg zum Garten haben wir eine Vielzahl von verschiedenen Blumen und Pflanzen angetroffen. Wegen des Golfstroms haben die Inseln sehr mildes, beinahe subtropisches und konstantes Klima mit vielen Sonnentagen und einer Temperaturdifferenz zwischen Sommer- und Wintermittel von nur etwa 9 °C. Im Garten sind die Pflanzen noch zusätzlich durch Mauern und extra deswegen gepflanzte große Bäume geschützt.
Von der alten Abtei sind nur noch ein paar Mauern und Torbögen erhalten, natürlich mittlerweile wunderschön bewachsen:
Alles ist unglaublich grün und perfekt gestaltet mit verschiedenen Wegen und immer wieder der Möglichkeit, zu verweilen und die Stimmung zu genießen:
Jede Generation der Familie Smith hat dem Garten eigene Aspekte hinzugefügt und die derzeitigen Eigentümer, Robert und Lucy Dorrien Smith, haben einige Kunstwerke ergänzt, so hat Lucy Dorrien Smith selbst das "Shell-House" aus Muscheln und Keramik gestaltet.
Durch die vielen Felsen sind auf den Inseln zahlreiche Schiffe gestrandet und die Familie hat Galionsfiguren und andere Erinnerungsstücke gesammelt und stellt diese ebenfalls im Garten aus.
Wir treffen verschiedene Tiere wie Eichhörnchen und einen Goldfasan (den wir wegen seiner Frisur Donald taufen), die ganz offensichtlich mit Menschen nur gute Erfahrungen gemacht haben, denn sie sind sehr zutraulich. Außerdem gibt es SEHR freche Spatzen, dieser ist tatsächlich mit dem großen Stück Kuchen entkommen!
Auch mein "Cream Tea" mit Scones war nicht vor ihnen sicher... ein Spezialist tauchte sogar noch seine Scone-Krümel in die Erdbeermarmelade...
Um 16:00 Uhr schließt der Garten und das Café und wir machen uns auf den Rückweg zum Ort. Dort verbringen wir noch eine Weile mit "Hafenkino" und schauen den verschiedenen Booten und Menschen am Strand zu. Ralf sucht noch nach einem offenen Pub für eine Erfrischung und tatsächlich finden wir eines in der zweiten Reihe. Alle Kneipen und Geschäfte, Hotels und Ferienwohnungen auf der Insel werden ebenfalls von der Familie Dorrien Smith betrieben, die damit etwa 150 Menschen beschäftigt. Die netten Cottages sind mit liebevollen Details gestaltet.
Zurück am Dingy, das wir ja wieder ins Wasser tragen müssen, werden wir ganz neidisch, als wir ein anderes Boot beobachten, dass flott auf den Strand zusaust und dann plötzlich hydraulisch Räder ausfährt und lässig über den Sand rollt...
Wir kehren ganz konventionell zurück an Bord, wo wir sehr gutes Curry-Huhn essen (mit frischem Curry aus dem Feinkostladen). Während ich abspüle und blogge, hat Ralf sich noch den Außenborder vorgenommen und die Leerlaufdüse mit einem Draht gereinigt. Nun sollte es damit morgen keine Probleme mehr geben. Jetzt hoffen wir nur noch auf Fahrräder für die weitere Erkundung von Tresco.
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