Vielleicht war es ein Fehler, mit Flores, der westlichsten Insel anzufangen. Dort gibt es nur wenige Touristen. Silvio, unser Fahrer und Guide musste in der Mittagspause noch die Schulkinder abholen, weil er mit der Inseltour nicht genug verdient... Auf Faial gibt es zwar den internationalen Hafen, aber bei den Sehenswürdigkeiten hätten wir die anderen Touristen noch mit Handschlag begrüßen können. Auch auf Pico war an den Aussichtspunkten und im Museum wenig los. Unser Mietwagen auf São Jorge wurde uns von einer sichtlich gestressten Mutter samt Kind gebracht und auf den Insel gab es sicher mehr Kühe als Touristen... Terceira hatte das große Fest, und die ersten Bus-Touristen, aber die waren nur an den Hotspots und in den Museen waren wir eher alleine. Nun also die Hauptinsel und in der Hauptsaison... An den Miradouros gibt es zwar nach wie vor schöne Aussichten...
...aber eben auch ein Bude mit Andenken und viele Mietwagen mit anderen Besuchern die auch Bilder und Selfies machen wollen...
Nachdem wir die einzige europäische Kaffeeplantage auf São Jorge besucht haben (vielleicht 10 andere Touristen) wollen wir heute eine der drei europäischen Teeplantagen besichtigen. Und dort sind Busse und Mietwagen und Stau auf dem verstopften Parkplatz und Ralf bekommt einen akuten Anfall von Touristen-Allergie... Glücklicherweise ist die zweite europäische Teeplantage auch hier auf der Insel (die dritte ist in England) und wir weichen dorthin aus. Eine gute Entscheidung, denn hier ist es sehr nett:
Blühende Hortensien, ordentliche Reihen von Teepflanzen und eine postkartenhübsche Anlage mit einer akzeptablen Anzahl von Menschen. Es gibt einen kleinen Film und eine kurze Führung mit einer kostenlosen Tasse Tee sehr schön eingerichteten Gebäuden. Der Tee wird von April bis September geerntet, fermentiert, getrocknet und nach Blattgröße sortiert. In der von uns besichtigten Plantage werden vier verschiedene Sorten Tee hergestellt: Orange Pekoe (erste Blätter), Pekoe (zweite Blätter), Broken (dritte Blätter) und Azores Home Blend, eine Mischung der drei Blattarten.
Durch Tee und Umgebung beruhigt, steuern wir unser Tagesziel, das "Vale das Furnas" an, ein Tal mit vulkanischer Aktivität in Form von Fumarolen, d.h. Stellen an denen heißer Wasserdampf und auch vulkanische Gase aus der Erde austreten. Im Tal gibt es einen See, verschiedene Bademöglichkeiten in den heißen Quellen und einen kleine Ort, in dem die Spezialiät "Cozido à portuguesa" serviert wird, ein Eintopf aus Gemüse, Fleisch, Würstchen und Kartoffeln, der in einem Loch mit vulkanischer Hitze langsam (6-8 Stunden) gegart wird. Wir gehen zu Tony`s - sehr professionell und das "Touristen-Menu" ist erstaunlich gut, aber es ist einfach nur ein Massenbetrieb in Kaninen-Atmosphäre.
Wir werfen noch einen Blick auf die Fumarolen in der Ortsmitte, aber wir fühlen uns hier nicht wohl, einfach zu voll, der ganze Ort mit Mietwagen verstopft...
Eigentlich hatten wir uns schon auf die heißen Bäder gefreut (zumal sie gegen Rheuma helfen sollen) aber mittlerweile hat es angefangen, heftig zu regnen und der Ort ist logistisch überhaupt nicht für so viele Besucher geeignet, so sind z.B. keine Parkplätze zu bekommen... Wir beschließen, dass wir lieber in der Marina duschen wollen und machen uns auf den Heimweg.
Bei der Fahrt diskutieren wir über Tourismus und das richtige Maß davon. Natürlich sind wir auch selbst Touristen und wir verstehen, dass Tourismus auch eine wichtige Einnahme-Quelle ist. Wir können aber für uns sagen, dass wir Orte (im Sinne von Städten) vorziehen, an denen die Touristen nicht 90% der anwesenden Personen sind und in denen auch Einheimische (nicht nur als Personal) unterwegs sind. Wir freuen uns über etwas Infrastruktur (Cafés, Museen, Führungen, Schilder mit englischer Beschriftung), aber es ist uns lieber, wenn nicht alle Angebote nur auf Touristen ausgerichtet sind und "normales Leben" der Einwohner gar nicht mehr möglich ist. Mal sehen, ob es morgen besser wird!
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