Um 10:00 Uhr gibt es eine Heilig-Geist-Prozession, die direkt bei uns am Hafen startet und bis zur Kathedrale führt. Auf den Azoren hat die Heilig-Geist-Verehrung eine große Tradition, es gibt zahlreiche kleine Kapellen (Impérios), Bruderschaften aus deren Mitte ein Imperador gewählt und gekrönt wird und verschiedene Feierlichkeiten. Heute sind offensichtlich Abordnungen der Kapellen mit Schildern und Flaggen gekommen und die Kronen werden stolz durch die Stadt getragen.
Im Gegensatz zu gestern Abend sind aber nicht so viele Zuschauer dabei - wahrscheinlich müssen sich die meisten noch von der Nacht erholen, in der der letzt DJ erst um 3:00 Uhr morgens mit seinem Programm begonnen hat... Wir setzen jedenfalls unser begonnenen Besichtigungsprogramm fort und laufen zum "Museo de Angra do Heróismo", das unser Reiseführer wärmstens empfiehlt. Das Museum ist in einem ehemaligen Franziskaner-Kloster untergebracht und ganz unerwartet haben wir das Vergnügen, ein kostenloses Konzert in der dazugehörenden Kirche "Nossa Senhora da Guia" zu hören. Barokmusik von Pachelbel und Kerll auf der Orgel und eine Sonate von Vivaldi für Cello und Cembalo.
Auch die Kirche selbst - die ebenfalls aus Museum genutzt wird - ist sehenwert:
In den anderen Ausstellungsräumen gibt es im Erdgeschoss einen bunten Mix von moderner Kunst bist zu historischen Waffen und Kutschen. Das Obergeschoss beschäftigt sich mit portugiesischer Geschichte, insbesondere in Bezug auf Terciera. Die verschiedenen Epochen sind durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet und es gibt in jedem Teil dazu Filme, leider nur auf Portugiesisch.
Aus der wechselvollen Historie nur ein kurzer Ausschnitt: Napoleon versuchte, auf seinen Eroberungszügen durch Europa natürlich auch, Portugal einzunehmen. Auch wenn das mit Hilfe der Briten (Wellington!) letztendlich verhindert werden konnte, floh doch die königliche Familie nach Brasilien. Zwischen den Söhnen des geflohenen Königs kam es nach dessen Tod zu Streitigkeiten: der Miguelistenkrieg - Liberale gegen Absolutisten (1832-1834). Die Azoren, insbesondere Terceira, standen auf des Seite des bereits gestern erwähnten Dom Pedro IV und unterstützten ihn bei seinem siegreichen Feldzug. Durch seine Tocher, Königing Maria II, bekamen zwei Städt auf Terceira Beinamen: Angra wurde wegen seiner Standhaftigkeit der Zusatz "do Heróismo" verliehen und Praia da Vitória wurde wegen eines Sieges über die Absolutisten entsprechend benannt.
Nach der Besichtigung laufen wir zurück an den Hafen, wo wir in den Buden vor der Kirche "Igreja da Miserocórdia" etwas zu Mittag essen.
Und dann ist es schon Zeit uns einen guten Platz für die nächste Veranstaltung zu suchen: "Tourada a corda" (Stierkampf am Seil). In diesem Fall findet sie am Wasser und es haben sich schon jede Menge Schaulustige, auch mit Booten, versammelt.
Der Legende nach verhinderten die Einwohner von Terceira am 25. Juli 1581 den Landungsversuch von spanischen Invasoren, indem sie Stiere auf sie losließen. Daher sind auch zwei Stiere im Wappen der Azoren zu sehen (Neben einer Taube für den Heiligen Geist, neun Sternen für die neun Inseln und einem Habicht als Wappenvogel). Die Inschrift „Antes morrer livres que em paz sujeitos“ bedeutet: „Lieber als Freie sterben, als im Frieden Unterworfene zu sein“.
Egal ob das stimmt, es finden mehr als 200 dieser Straßen-Stierkämpfe jedes Jahr auf Terceira statt. Die Tiere werden in bunten Kisten (Gaiolas) zum Kampfstätte gebracht und nacheinander herausgelassen, was durch einen Knall angezeigt wird. Die Bullen werden von "Pastores" in traditioneller Kleidung mit einem Seil "kontrolliert", um zu verhindern, dass sie das "Arrarial" verlassen. Mutige (oder verrückte) Freiwillige provozieren den Bullen, teilweise mit Jacken oder Regenschirmen.
Die Stiere verfolgen die Teilnehmer sogar bis ins Wasser...
...und mein Eindruck ist, dass sie (die Stiere) bei dem warmen Wetter heute lieber einen Eimer Süßwasser und ein Bad hätten, als sich von den blöden Menschen ärgern zu lassen... Wir schauen uns nur zwei (von vier) Tieren an und gehen als dieses - angezeigt von zwei Knallsignalen - wieder in seiner Kiste ist, zurück auf unser schattiges Boot.
Von dort aus haben wir einen Logenplatz und das Abschluss-Feuerwerk zu beobachten, dass den 10-tägigen Feier-Marathon beendet - uns haben zwei Tage ausgereicht! Morgen wollen wir beginnen, den Rest der Insel zu erkunden.
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