Mit Rekordfahrten wie in den letzen Tagen ist es jetzt erst einmal vorbei – nachmittags wird der Wind schwächer, die Wellen kleiner und das Boot liegt ruhiger, fährt aber auch langsamer. Uns ist das erst einmal recht, denn wir wollen kochen und das geht besser, wenn der Tisch auf dem ich schneide, keine Bocksprünge vollführt. Wir schichten Zucchini, gekochte Kartoffen und Hühnerfleisch (eingeschweißt und vorgekocht gekauft) in unsere große Pfanne. Darüber kommt eine Sauce aus in Geflügelfond aufgelösgen Frischkäse mit Knoblauch, eine Schicht Sourcream, eine Schicht frische Tomaten und dann noch Reibekäse – 30 Minuten in den Ofen und serviert mit einem Eisberg-Tomaten-Salat: köstlich!
Nach diesen Koch-Exzessen erwarten wir eine ruhige Nacht mit nur leichtem Wind. Leichter Wind stimmt – irgendwann schafft es Henry nicht mehr (eine Wind-Selbststeuer-Anlage braucht eben Wind) und die Elektronik muss ran. Ruhig stimmt zumindest in meiner Wache zunächst nicht. Ich kontrolliere regelmäßig, ob Schiffe mit AIS-Signal in der Nähe sind und es wird - wie meistens – nichts angezeigt. Trotzdem sehe ich hinter uns ein Licht, dass langsam auf uns zu kommt. Wir sind sehr langsam, aber das Fahrzeug ist nicht wesentlich schneller. Ich beschließe, dass Piraten bei der Schiffsdichte hier eher unwahrscheinlich sind, aber beobachte genau, weil es zunächst zu aussieht, als ob die Peilung steht (und das Teil uns treffen könnte). Nach einer Weile wird klar, dass es zwei Lichter sind, also ein Schiff von mehr als 50 m Länge. Ohne AIS? Ist das überhaupt erlaubt? Ich schalte jedenfalls unsere Beleuchtung an und höre Kanal 16 ab. Insgesamt dauert es zwei Stunden, bis das Schiff erst noch eine Weile parallel zu uns fährt und schließlich nach Norden abdreht. Wir beschließen, dass das wahrscheinlich ein Fischer war, ein natürlichen Feind des Seglers. Die fahren merkwürdige Kurse und Geschwindigkeiten und haben kein AIS oder schalten es ab (wahrscheinlich, damit andere Fischer nicht wissen, wo sie auf Beutezug sind).
Die nächsten zwei Stunden meiner Wache verlaufen dann sehr angenehm. Wir haben die Zeitzone nicht gewechselt und Bordzeit ist immer noch die Newport Zeit. Das führt dazu, dass unsere Wachen sich verschieben und die Sonne jeden Tag früher aufgeht. So komme ich jetzt in den Genuss eines Sonnenaufgangs. Schon eine Stunde vorher wird der Himmel langsam heller. Hinter mir leuchtet noch der letzte Stern und vor mir färben sich die Wolken perlgrau und zartrosa – wunderschön!
Meine Freiwache endet um 8:00 Uhr und als ich aufstehe, ist es sonnig und schwachwindig. Wir dümpeln mit gut 3 Knoten dahin und haben auch noch ½ Knoten Gegenstrom. Ich habe die – wie sich herausstellt schlechte – Idee, den Gennaker zu setzen (asymmetrisches, buntes Vorsegel). Das Problem ist, dass wir ja unseren Gennaker-Rüssel versenkt haben. Wir überlegen uns, das wir den Ausbaumer als Ersatz verwenden könnten und machen alle möglichen Leinen klar, lösen das Problem, wie wir sieben Stück auf vier Winschen unterbringen können, sortieren die Lieken (Kanten) des Gennakers, damit er sich beim Setzen nicht verdreht…
Lange Rede kurzer Sinn – das Setzten klappt einwandfrei, aber die diversen Leinen, die so dafür nicht vorgesehen sind, bleiben an allen möglichen Stellen hängen (Lampe, Ankerwinde, Relingstütze, Solarplatte)… ohne Rüssel ist das Segel ca. 1 m weiter hinten und der Winkel für die Schot stimmt nicht etc. Und während der ganzen Aktion nimmt der Wind noch wesentlich zu… Nach 1,5 Stunden Kampf räumen wir das Teil wieder weg. Unsern Frühsport für heute haben wir gemacht und auch die TRITON ist wieder gut unterwegs.
Kurz von Mittag taucht dann auf einmal eine ganz Schule von Delfinen auf und beginnt, in unserer Bugwelle zu spielen. Es ist mindestens ein Jungtier und ein Halbwüchsiger dabei, der sich einen Spaß daraus macht, möglichst dicht vor uns hin und her zu schwimmen. Nach 10 Minuten ist alles vorbei, aber für mich sind solche Begegnungen immer ein absolutes Highlight!
Irgendwann im Laufe des Tages haben wir Bergfest, also die halbe Strecke geschafft. Allerdings gehen wir davon aus, dass wir nicht weiter so schnell vorankommen wie bisher (ich sage nur "Azorenhoch", Flaute, Gegenwind, Gegenstrom etc.). Jedenfalls ist es nett, dass die Rest-Strecke jetzt nur noch dreistellig ist!
02.06.2019 12:00 Uhr Bordzweit: Etmal 122 sm, gesamt 1190, Rest 977
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