Mittlerweile haben wir unsen Breitengrad (36°30'N) erreicht und unser Kurs führt uns jetzt genau nach Osten. Hier soll für die nächsten Tage ein gleichmäßiger Wind von ca. 20 kn aus Süd-West wehen – und genauso ist es auch. Wir haben ein Reff im Groß und eines in der Fock und mussten seit gestern Nachmittag kein Segel mehr anfassen. Sir Henry steuert und die TRITON hat ihre Sieben-Meilen-Stiefel angezogen und läuft damit so schnell sie kann.
Wie wichtig es ist, trotzdem Wache zu gehen und gut Ausschau zu halten zeigt sich aber gestern kurz nach Mittag: hinter uns taucht im Dunst ein großes Frachtschiff auf. Von der ersten Sichtung bis es hinter uns vorbeizieht, dauert es ca. 20 Minuten. Nicht viel Zeit um im Zweifelsfall ein Manöver zu fahren.
An die Schiffsbewegungen haben wir uns inzwischen gewöhnt. Es ist eben erforderlich, sich bei jeder Fortbewegung mindestes mit einer Hand irgendwo festzuhalten und wir müssen alle Gegenstände sorgfältig gegen Kippen oder Rutschen sichern. Im Cockpit haben wir Anti-Rutsch-Matten, damit Bücher, Smartphones, Tassen etc. sich nicht selbstständig machen. Für Kleinkram hat sich ein Körbchen bewährt, in dem wir Kopfhörer, Kopflampen, Kabel, Obst und Knabbereien aufbewahren.
Unser vorgekochtes Essen ist aufgegessen – sehr gut, dass wir das hatten, denn in den ersten Tagen hätte keiner von uns aufwendig kochen können oder wollen. Jetzt – an die Schaukelei gewöhnt – haben wir beide wieder Appetit und zum Abendessen gibt es Brot mit Frischkäse und Räucherlachs – sehr lecker!
Diesmal habe ich in meiner Nachtwache eine ganz besondere Stimmung. Es gibt eine dünne Wolkenschicht und so ist weder der Mini-Mond noch die Sterne zu sehen. Da ist selbst das Rotlicht der Instrumente noch zu hell und wir decken das ab und schauen nur in Abständen auf die Anzeigen. Hier, weitab von jeder Lichtverschmutzung, ist um mich herum dann samtige Dunkelheit. Allerdings ist es nicht völlig schwarz, denn kleine Wasserlebewesen werden durch unsere Schiffsbewegungen zum Leuchten gebracht. So ziehen wir eine phosphoreszierende Spur durchs Wasser, fast als würden wir auf einer Wolke von Feenstaub reisen…
Heute Vormittag läuft alles wie gehabt weiter und ich verbringe meine erste Tag-Wache unter anderem damit, etwas im Cockpit zu "tanzen". Immer nur auf den relaiv harten Holzbänken sitzen wird auf die Dauer unbequem. Mein Lieder des Tages: "Lucky" von Jason Mraz und Colbie Caillat und "The Last Goodbye" mit lieben Gedanken nach Düsseldorf.
Jason Mraz+Colbie Caillat: Lucky und Billy Boyd: The Last Goodbye
31.05.2019 12:00 Bordzeit: Etmal 163 sm, gesamt 912 sm Rest 1238 sm
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen