Statistik
Seemeilen: 399
Motorstunden: 50
Segeltage: 16
Nächte auf See: 0
Liegetage: 14
Liegeplätze: 17
North Carolina: Belhaven,
Alligator River (A), North River (A), Coinjock
Marina, Great Bridge
Virginia: Norfolk, Hampton,
Cape Charles, Deltaville, Reedville (A), Solomons Island (A)
Maryland: Tilghman, St.
Michaels (A), Annapolis (M), Baltimore Dock, Baltimore Canton (A)
Segeln und Wetter
Nach dem Monat mit den meisten gesegelten Seemeilen ist nun
der Juni der Monat mit den meisten Motorstunden. Das liegt natürlich daran,
dass im oft schmalen Kanal des Intracoastal Waterway Segeln nicht möglich ist.
Seitdem wir auf der Chesapeake Bay unterwegs sind, konnten
wir fast alle Etappen segeln. Es gibt zahlreiche Marinas und Ankerplätze auf
beiden Seiten der Bay und es fühlt sich ein wenig so wie auf der Ostsee an. Wir
haben Tagesetappen von 20 bis maximal 40 Seemeilen und sind – bis auf die
Stopps in den Großstädten – fast jeden Tag ein Stück weitergefahren.
Die Windverhältnisse sind hier sehr wechselnd, aber meist
schwach. Wir haben mehrfach erlebt, dass der Wind über den Tag um 360 Grad
gedreht hat… Abends gibt es öfter mal ein Gewitter – eben ein Binnenrevier.
Navigatorisch gibt es keine Probleme, denn alles ist sehr gut ausgetonnt. Wir
müssen allerdings mit unserem Tiefgang von 1,90 m aufpassen, denn die Bay ist
insgesamt sehr flach. In einige Flussmündungen kommen wir nicht herein.
Glücklicherweise gibt es keine Steine, sondern der Boden ist schwarzer Mudder.
Bisher hat unser Anker immer gut gehalten, aber das Saubermachen ist jedes Mal
eine unangenehme Aufgabe…
Das Wetter ist bisher immer warm und feucht und hat sich in
der letzten Woche zu sehr, sehr heiß entwickelt. Für mich erstaunlicherweise
wärmer als in der Karibik… und der Wind fehlt. Das Wasser ist trübe und
eher braun und läd nicht wirklich zum Baden ein. Je weiter wir nach Norden
kommen, um so weniger salzig ist es.
Boot und Ausrüstung
Die alte elektronische Selbststeueranlage hat nun endgültig
die Arbeit eingestellt. Im ICW hat aber James (der kleine Pinnenpilot) die Arbeit
sehr gut übernommen und auf einigen Segeletappen durfte auch Sir Henry wieder
ran. Er hat aber Probleme mit schwachen und wechselnden Winden. Wir haben eine
neue Steuerungseinheit für die große elektrische Anlage gekauft und die wird
Ralf jetzt nach und nach einbauen.
Zwischendurch hat auch der (sonst sehr zuverlässige) Außenborder
mal kurz verweigert, aber das Problem (Schwimmernadelventil hängt) konnte
schnell gelöst werden.
Verpflegung/Versorgung
Die Supermärkte sind hervorragend sortiert und die Preise –
insbesondere in Anbetracht des günstigen Dollar-Kurses – sehr akzeptabel. Sie (die
Supermärkte) liegen nur leider sehr selten in Hafennähe sondern eher auf der
grünen Wiese. Wir sind dann aber mit Bussen, Taxi und – was sehr gut funktioniert
– dem Fahrdienst Uber oder Lynk zum Einkaufen gefahren.
Sehr empfehlenswert ist der Ankerplatz in Baltimore direkt
vor der – passend benannten – Anchorage Marina. Dort ist der Bootausrüster West
Marine und ein sehr großer Supermarkt direkt am Dinghy Dock.
An unseren Besichtigungstagen haben wir oft unterwegs eine
Kleinigkeit gegessen, meist in Richtung Burger, Tacos oder Sandwich. Mir
gefällt gut, dass es immer ein Glas Eiswasser gibt und dass alkoholfreie
Getränke und Kaffee nachgefüllt werden. Die Preise auf der Karte sind ohne
Steuer und Bedienung, so dass das noch mit einkalkuliert werden muss. Prima
finden wir das einfache Zahlen mit Kreditkarte.
Crew
Wieder ein sehr netter und harmonischer Monat, es gab nur
eine ganz kurze Unstimmigkeit bei einem Manöver. Sonst sind die Aufgaben beim
Segeln klar verteilt und oft genügt ein kurzes Wort oder ein Blick, um uns zu
verständigen.
An Land suchen wir beide Ausflugsziele aus und wir sind uns
fast immer einig, was wir anschauen wollen. Wichtig ist uns, nicht alles
„abzuarbeiten“, sondern uns lieber für wenige Ziele in Ruhe Zeit zu lassen.
Sightseeing
Auf dem ICW gab
es recht wenig zu besichtigen. Die Orte waren klein und eher verschlafen aber
dafür war die Tierwelt, insbesondere die zahlreichen Vögel (Fischadler,
Pelikane, Kormorane, verschiedene Möwen, Gänse, Enten) und die Flusslandschaften
sehr sehenswert. Nur auf die Insekten hätte ich sehr gut verzichten können…
Ab Norfolk und in
der Chesapeake Bay gab es dann sehr
viele Möglichkeiten für touristische Aktivitäten. In den Städten Hampton, Annapolis, Washington D.C.
und Baltimore haben wir Museen,
Gebäude und Schiffe besichtigt, haben an Touren teilgenommen und sind ins Kino
und ins Konzert gegangen.
Die Chesapeake Bay bietet aber neben den Großstädten auch nette
kleine Orte und Ankerbuchten. Je nach Bedürfnissen ist hier für jeden etwas
dabei. Auch in den kleineren Orten gibt es häufig ein maritimes Museum, z.B. in
Solomons Island und St. Michaels.
Begegnungen
Wir sind weiter sehr angetan von der offenen und
freundlichen Art der Menschen hier. Sobald wir den Mund aufmachen, werden wir
gefragt, woher wir kommen und oft ergibt sich dann im Bus oder an der
Supermarktkasse ein Gespräch. Die Angestellten in Geschäften und Restaurants
sind sehr aufmerksam, höflich, freundlich und hilfsbereit. Das Gegenteil von
Service-Wüste…
Witzig sind auch die Gespräche mit den Fahrern von Uber und Lynk
– meist Einwanderer – die oft interessant von der Stadt und ihrem Leben erzählen.
In Deltaville haben wir Debbie kennengelernt, die auf einem
Boot arbeitete und uns sehr nett mir ihr unterhalten. Bei einer Führung in
Annapolis war ein deutsches Paar dabei, die beide Bootbauer und Segler sind –
sehr interessant! In Baltimore haben wir die Crew der SEAHAWK getroffen und uns
gegenseitig auf den Booten besucht – auch wieder ein schöner Austausch.
Besonders nett fand ich die Begegnungen mit den Künstlern im
Bromo-Seltzer-Tower in Baltimore. Tommy Roberts, von dem wir einen Druck und
ein Bild gekauft haben, hat uns als Künstler und als Mensch sehr beeindruckt.
Fazit
Ganz neue Erfahrungen in den USA und wir sind froh, dass wir
nicht dieses Jahr nach Europa zurückfahren, sondern uns die Zeit genommen
haben, die Ostküste zu erkunden. Die Naturschönheiten des ICW sind etwas ganz Besonderes,
aber wir haben gemerkt, dass wir Segler sind und uns mit dem Kanalfahren (eine Option,
wenn wir älter sind) noch Zeit lassen wollen. Die Chesapeake Bay ist ein ganz
wunderbares Revier mit vielen Möglichkeiten – alleine hier könnten wir Jahre
verbringen und hätten trotzdem nicht alle Buchten und Marinas gesehen…
Insgesamt empfinden wir hier alles zwei bis drei Nummern größer
als bei uns. Angefangen mit den riesigen PickUps and SUVs, den großen Getränken
und Packungen im Supermarkt und im Restaurant, der Größe der Gebäude über die
Breite der Straßen bis zu den Entfernungen… Was wir bisher gesehen habe ist
sehr aufgeräumt und gepflegt und zumindest in den Kleinstädten gibt es wohl
sehr wenig Kriminalität, denn nichts ist abgeschlossen (z.B. die Waschräume und
Werkstätten in den Marinas) und vorm Baumarkt stehen auch nachts die Blumen und
Gartenmöbel einfach auf der Straße.
Ganz begeistert sind wir von den Museen. Selbst in den
kleinsten Orten sind die Ausstellungen sehr gut aufbereitet und mit Schildern und
Erklärungen versehen. Statt reinen Sammlungen sind es eher interaktive
Lernerfahrungen mit Audios, Videos und Experimenten. Es gibt häufig viele
Freiwillige, die Führungen anbieten oder für Fragen bereitstehen.
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