Alles, was gestern nicht funktioniert hat, läuft heute rund:
den Knochen geht es wesentlich besser, das Frühstück schmeckt und die Buchung
für die Fahrradtour – noch vier Plätze frei – wird sofort bestätigt. Wir fahren
wieder an Land und der Geldautomat spuckt problemlos Scheine aus. Das alle erledigt,
begeben wir uns nochmals zum Maryland State House, das wir auf unserer Führung
nur kurz besucht hatten. An der Tür das Wappen des Staates Maryland – mit einem
Bauern und einem Fischer als Schildhalter und einem italienischen Motto.
Maryland gehörte zu den 13 Gründerstaaten der USA und verblieb
im Bürgerkrieg in der Union, verhielt sich jedoch weitgehend neutral. Es gehört
zu den kleinsten Staaten (etwa vergleichbar mit Rheinland Pfalz) und zu den am
dichtesten besiedelten. Das State House selbst wird – wie berichtet – immer noch
als Parlamentssitz genutzt. Seit 1906 tagt das Parlament in einem neuen Annex
und in den ursprünglichen Räumen gibt es Informationen zur Geschichte,
natürlich mit George Washington im Mittelpunkt. Aber auch eine Büste von Benjamin
Franklin und ein Portrait von General Lafayette werden gezeigt.
Franklin war unter anderem als ersten amerikanischer Diplomat
in Frankreich tätig und entscheidend an den Verhandlungen für die französische
Unterstützung der amerikanischen Revolution beteiligt. Er hat (als einziger)
alle vier wichtigsten Dokumente der Revolution unterschrieben: die Unabhängigkeitserklärung,
den Allianzvertrag mit Frankreich, den Frieden von Paris und die amerikanische
Verfassung. Daneben war er Drucker, Verleger, Schriftsteller,
Naturwissenschaftler und Erfinder. Eine seiner Erfindungen, der Blitzableiter,
ist im State House im Einsatz.
Der französische Adelige Lafayette (Marie-Joseph-Paul-Yves-Roch-Gilbert
du Motier, Marquis de La Fayette) reiste als 19jähriger mit einer selbst
angeworbenen Freiwilligentruppe nach Amerika, um dort für die amerikanische
Unabhängigkeit und seine Ideale der Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit zu
kämpfen. Er war eng mit George Washington befreundet und wurde einer seiner militärischen
Führer. Später spielte er eine wichtige Rolle in der französischen Revolution 1789
und in der Julirevolution von 1830. Hier ist er mit George Washington und Tench
Tilghman nach der Schlacht von Yorktown zu sehen, die mit der englischen
Kapitulation endetet.
Nach so viel Geschichte bummeln wir noch etwas durch die nette
Hauptstraße von Annapolis mit vielen kleinen Geschäften und Restaurants. Wir
machen kurz halt in einem Antiquariat, um nach alten Karten und Bildern zu
schauen. Gedruckte Bücher haben wir im Zeitalter der E-Book-Reader kaum noch an
Bord.
Auch Annapolis bezeichnet sich als „Hauptstadt des Segelns“
und entsprechen bieten viele Läden Kleidung und Andenken mit maritimen
Schwerpunkt an. Ich habe ja eine Schwäche für blau-weiße Streifen und davon
gibt es eine Menge… diese hier leider nicht in meiner Größe…
So wie Ralf immer gerne Kaffee und Kuchen hätte, träume ich
von „richtigen“ Eisbechern mit Sauce, Sahne und vor allem frischen Früchten. Es
gibt zwar jede Menge Eisläden und leckere Sorten, aber fast nur Milcheis,
bestenfalls mit Sauce (dann Sundae genannt). Das höchste der Gefühle ist ein
Bananensplit… Umso erfreuter bin ich, dass es hier einen Frozen Yoghurt Laden
gibt, in dem wir selbst das Topping auswählen können: Erdbeeren, Blaubeeren,
Ananas, Mangos, alles frisch – mmmmmh!
Während wir unterwegs sind, hat unser Dinghy ein Paar neue Fans
bekommen, die sehr cool und offensichtlich an Menschen gewöhnt sind, denn sie
verlassen nur nach ernsthafter Aufforderung das Boot.
Manche Eigner zeigen durch die Wahl des Bootnamens gerne
auch ihre Lebensphilosopie. Heute amüsieren wir uns über die „DESSERT FIRST“. Ralf setzt mich auf der TRITON ab und fährt selbt
noch zu ein paar Besorgungen mit dem Beiboot um die nächste Ecke. Schön, dass man
hier einiges vom Wasser her erreichen kann.
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