Gestern waren wir auf der Ostseite der Insel, heute ist
entsprechend die Westseite an der Reihe. Das Fahren fühlt sich sehr amerikanisch
an (bis auf den Linksverkehr), denn es gibt die bekannten, gelben
Mittelstreifen und viele große Vans und SUVs.
Wir kommen an einem großen Industriegelände vorbei. Wie sich
herausstellt ist es eine Öl-Raffinerie, laut Wikipedia bis zu ihrer Schließung
im Februar 2012 eine der 10 größten der Welt. Wer hätte gedacht, das so etwas
auf eine kleinen Karibik-Insel zu finden ist. Die – sehr kurzfristige –
Schließung war natürlich ein harter Schlag für die Einwohner. Angeblich soll es
aber Investoren geben, die an der großen Lagerkapazität interessiert sind.
Nach den eher hässlichen Türmen und Tanks kommen wir im „St.
George Village Botanical Garden“ in eine ganz andere Welt. Der Garten befindet
sich auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerrohr-Plantage. Heute sind nur
wenige Besucher da und die Stimmung ist wunderbar entspannt und fast meditativ.
Das beginnt schon in dem wunderschönen Atrium am Eingang. Wir bekommen einen Plan, der uns auf einem Rundweg an verschiedenen
Punkten vorbeiführt und Pflanzen und Gebäude erklärt. So gibt es zum Beispiel
noch eine alte Schmiede mit entsprechender Einrichtung.
Auch dieses Gelände hat unter dem Hurrikan gelitten, aber
die Natur hat auch viel Kraft und überall sehen wir bunte Blüten und neue
Triebe.
Alles ist grün und üppig und sehr gepflegt. Teilweise gibt
es angelegte Wege oder Brücken. Aber es führt auch ein Pfad durch ein Stück
Regenwald.
Die verschiedenen Pflanzen zusammen mit den verfallenen oder
teilweise auch restaurierten Gebäuden ergänzen sich zu einer faszinierenden
Mischung. Wir fühlen uns an die alte Ruinenstadt in Dschungelbuch erinnert.
Es erfordert bestimmt viel Erfahrung und eine Menge Arbeit,
die Anlage so natürlich und nach Wildwuchs aussehen zu lassen. Es gibt aber
auch einen Bromelien- und eine Kakteen-Garten. Neben den Pflanzen sind auch
eine ganze Menge Tiere unterwegs. Neben den allgegenwärtigen Geckos gibt es
auch fruchtfressende Fledermäuse, die ihr Tagesschläfchen halten und zahlreiche
Libellen, Bienen und Schmetterlinge.
Wir kaufen noch den Druck einer antiken Seekarte und eine
Ansteckblume im Shop und unterhalten uns eine Weile mit der netten Polin, die
dort arbeitet. Dann fahren wir ein kleines Stück weiter zur Whim Plantage mit angeschlossenem
Museum. Auch hier sind wir fast die einzigen Besucher. Leider hat das Haupthaus
beim Hurrikan schwere Schäden erlitten. Das Dach wurde abgedeckt und Feuchtigkeit
hat das Innere zerstört. Daher findet auch keine Führung statt. Wir können nur
die Reste der Zuckerpresse und Mühle besichtigen.
Dafür bekommen wir aber etwas ganz Unerwartetes geboten. Ein
traditionell gekleidetes Paar gibt eine Vorführung mit Cariso Musik. Wir
lernen, dass das von Frauen gesungene Lieder waren – oft in Form von Vorsängerin
und antwortendem Chor – mit denen historische Ereignisse aber auch Neuigkeiten
und Klatsch erzählt wurden. Begleitet werden die Sängerinnen von einem Trommler.
Die Dame erzählt und eindringlich von der lokalen Geschichte der Insel und
singt dann die dazu gehörenden Lieder – sehr eindrucksvoll!
In der noch erhaltenen Küche bekommen wir von einer weiteren
Dame Fischbällchen und „Bush-Tea“ angeboten. Das ist Tee, der aus hier
wachsenden, verschiedenen Sträucher zubereitet wird. In unserem Fall ist das
Salbei – erstaunlich schmackhaft. Wir bekommen aber auch noch Thymian und
Lorbeer gezeigt.
In weiteren Gebäuden gibt es verschiedene Ausstellungen über
Einzelschicksale von Einwohnern und einen Raum, der von örtlichen Schülern
gestaltet wurde und sich mit der Sklaventradition hier auf der Insel
beschäftigt. In der wechselvollen Geschichte der Insel stand sie unter
spanischer, englischer, holländischer, französischer, maltesischer und für mehr
als 200 Jahre auch dänischer Flagge. Die Schüler sind daher nach Dänemark
gereist, um sich mit der gemeinsamen Vergangenheit auseinanderzusetzten. Erst
1917 wurden die Inseln dann von Dänemark für 25.000 Dollar in Gold an die
Amerikaner verkauft.
Wir machen noch einen Abstecher nach Frederiksted, aber dort
ist es wie ausgestorben. Offensichtlich erwacht die Stadt nur zum Leben, wenn
am schön restaurierten Pier die Kreuzfahrtschiffe anlegen. Immerhin bekommen wir
hier noch ein spätes Mittagessen.
Erfüllt mit vielen Eindrücken fahren wir – auf der einzigen
vierspurigen Straße der Insel – zurück nach Christiansted. Insgesamt gefällt es
uns hier sehr gut. Wir erleben wieder sehr freundliche und entspanne Bewohner
und eine abwechslungsreiche Insel. Es gibt zwar Touristen und touristische
Ziele aber in einer uns angenehmen Menge. Zurück am Wasser können wir vom Steg aus noch die großen
Fische beobachten, die hier zahlreich zu finden sind.
Überhaupt ist das Ufer hier sehr schön gestaltet, mit einem
breiten Weg, der vor den verschiedenen Restaurants, Geschäften und Bars entlangführt.
Dort erwartet uns auch unser treues Dinghy und es geht zurück an Bord.
Wir wollen gerade in den Entspannungs-Modus verfallen, als
andere Segler mit dem Beiboot vorbeikommen und uns erzählen, dass wir hier
nicht bleiben können, weil heute Nacht ein großes Schiff erwartet wird. Wir
ziehen also noch den Anker hoch und verholen uns in einen anderen Teil der
Bucht.
2 Kommentare:
Ein Apple laden!
Hat Ralf zugeschlagen :-)
Nein! Cosima würde das nicht zulassen. Es ist ein Samsung geworden. Mir ist nur die sehr noble Präsentation aufgefallen. Vielleicht gut, aber auf jeden Fall ein Statussymbol. Ich studiere auf dem Bild gerade die monatliche Rate für das Gerät.
Gruß von Ralf
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