Antigua besteht nicht, wie die meisten von uns besuchten
Inseln, aus Vulkangestein, sondern aus Kalksteinformationen, die durch das Wachstum
von Steinkorallen entstanden sind. Statt hoher Vulkanberge, die entsprechend steil
ins Meer abfallen gibt es hier eher Hügel und zahlreiche vorgelagerte
Korallenriffe. Das bedeutet, dass bei der Navigation Vorsicht geboten ist, denn
es gibt zahlreiche Untiefen und es das Wasser ist insgesamt ziemlich flach und
daher von einem wunderschönen Türkisblau. Funfact: der höchste Berg wurde 2009
umbenannt und heißt jetzt „Mount Obama“ nach dem damaligen US-Präsidenten.
Wir tanken noch Wasser und machen das Cockpit sauber (denn
die Mindestmenge, die abgegeben wird sind 10 Gallonen, ca. 380 l) und nehmen
dann Abschied von English Harbour mit seinen historischen Gebäuden und schönen
Schiffen.
Bei strahlender Sonne geht es in respektvollem Abstand an
der Südküste entlang nach Westen und dann „um die Ecke“ nach Norden. Jolly
Harbour ist ein kleiner Ort mit einer großen Marina und Werftanlage. Wir
bleiben aber draußen in der Bucht und suchen einen Platz zum Ankern. Am Ufer
sehen wir verschiedene Wracks liegen (Hurrikan? Tsunami? Fehler beim Ankern?)
und wir fahren eine ganze Weile herum, bis wir einen akzeptablen Ankerplatz
finden.
Die Anforderungen an den Ankerplatz sind: Wasser nicht zu
flach, denn dann könnten wir aufsetzen, wenn Wellen kommen. Aber auch nicht zu
tief, denn sonst reicht unsere Kette nicht. Nicht zu nah an anderen Schiffen,
dabei berücksichtigen, dass die Boote sich um ihren Anker drehen können. Und
natürlich auch nicht zu nah an Land oder Untiefen, denn auch wir könnten uns
bewegen. Auch nicht zu weit weg von Land, denn wir wollen ja schnell dort sein…
Schließlich legen wir uns ziemlich weit nach außen und nehmen die weitere
Anfahrt in Kauf – dafür bekommen wir auch den Sonnenuntergang fast aus der
ersten Reihe.
Am Abend sind wir mit den Crews der LOTHLORIEN und der
TOCCATA, auch einer Hallberg Rassy, die wir schon in Oeiras (Lissabon)
getroffen haben, zum Essen verabredet. Wir fahren schon eine halbe Stunde vor
der Zeit los und das ist gut so, denn es dauert eine Weile, durch die verzweigte
Hafenanlage zu fahren. Wir haben eine gute Zeit bei einem netten, aber ziemlich
leeren, Italiener. So langsam überlegen wir alle, wann und wo wir die Karibik
wieder verlassen wollen. Ende April, Anfang Mai soll es nach Norden in Richtung
Bermudas gehen…
Die TOCCATA liegt in der Marina, aber wir anderen müssen im
Dunkeln wieder zurück auf unseren Ankerplatz. Ralf und Kerstin sind ganz lautlos
unterwegs, denn sie betreiben ihr kleines „Banana-Boot“ mit einem Elektromotor.
Das ist vermutlich der Antrieb der Zukunft.
Wir tuckern mit unserem schweren Außenborder wieder zurück zur
TRITON, geleitet von schön beleuchteten roten und grünen Fahrwassertonnen. Wir
sind gerade an Bord gestiegen, als ein großer Vogel auf unserem Bugkorb landet.
Er ist nicht beeindruckt, als ich mich Schritt für Schritt heranschleiche
um Fotos zu machen. Auch der Blitz schockt ihn nicht… Recherchen ergeben, dass
es sich wahrscheinlich um einen Nachtreiher handelt. Wir vermuten, dass er
unser Ankerlicht vorne als Locklicht zum Fischen verwenden will.
1 Kommentar:
Ja, das Ankern ist nicht so leicht wie es sich anhört :-)
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