Mittwoch, 15. Juni 2022

Tag 31: Pornic-L'Herbaudière: Early Bird

Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker und eine halbe Stunde später sind wir unterwegs. Es ist Vollmond und das bedeutet, dass der Mond der Sonne genau gegenüber steht - vor uns geht also der Mond unter, während am Heck die Sonne aufgeht (siehe Titelbild).
Diese Konstellation bewirkt, dass Sonne und Mond auf einer Achse liegen und dadurch besonders hohe Hochwasser und niedrige Niedrigwasser entstehen (Springzeit). Befindet sich der Mond im rechten Winkel zur Sonne ist Nippzeit und Hoch- und Niedrigwasser sind wesentliche schwächer ausgeprägt. Im französischen Tidenkalender wird das mit einem Koeffizienten beschrieben - je höher, desto höher die Flut - und der liegt heute bei 96, bevor er dann wieder fällt.
Das ist auch der Grund, warum wir so früh schon unterwegs sind, denn Hochwasser ist heute um 6:00 Uhr und wir wollen noch genügend Wasser unterm Kiel haben, wenn wir in unserem Zielhafen ankommen. Außerdem soll der Wind später schwächer werden und wir vermuten, dass der Hafen voll wird, weil morgen Feiertag ist - alles Gründe, die für einen frühes Aufbruch sprechen. Unser Stegnachbar aus Pornic, der zwei Stunden nach uns ablegt, musste den ganzen Weg motoren. Wir dagegen haben eine gute Fahrt unter Segeln quer über die "Baie de Bourgneuf" und wir finden sogar noch einen freien Liegeplatz. 
Was wir nicht finden, ist der Bootsschlüssel und erst eine umfangreiche Suche, erst im Kopf und dann in der Backskiste, führt zur erfolgreichen Entdeckung des vermissten Schlüssels.
Verschwunden bleibt Ralfs zweiter Schuh - auf dem Weg zum Hafenmeister hatte er ihn noch, dann haben wir das Boot auf den anderen Liegeplatz verlegt und danach war er weg... Ralf verdächtigt mich, ihn versehentlich beim Anlegen ins Wasser befördert zu haben, aber ich bin mir keinen Schuld bewusst. Ich hätte ja wohl bemerkt, wenn ein Schuh Größe 45 mit einem Platsch im Wasser gelandet wäre...
Also muss Ralf zum Landgang die alten Crocs aktivieren. Wir sind froh, dass wir die Box noch bekommen haben, denn jetzt ist wieder ausreichend Wasser und ein Schiff nach dem anderen kommt im Hafen an.
Ich rette noch eine Krabbe, die wohl von den Anglern am Kai mit hochgeholt worden war und nun nicht mehr ins Wasser findet. Sie ist zwar nicht begeistert, als ich sie fangen will, aber ich kenne mich von unseren Ostseetagen mit den Kerlchen aus. Sie waren die bevorzugten Fangobjekte der Kinder und wurden vermutlich unzählige Male gefangen und dann wieder freigelassen - wir haben sogar signierte Exemplare gefunden...
Seit unseren Erfahren in La Turballe haben wir den Versuch, Kaffee und Kuchen zu bekommen aufgegeben und uns auf Aperitiv umgestellt - das klappt hier in Frankreich wesentlich besser! Ralf bekommt einen Campari Orange und ich einen alkoholfreien Cocktail:
Morgen wollen wir uns die "Île de Noirmoutier" mit dem Fahrrad ansehen. Sie ist durch eine Brücke mit dem Festland verbunden und bei Ebbe auch stundenweise über einen direkten Weg zu erreichen. Eine Besonderheit ist, dass der Großteil ihrer Fläche unter dem Meeresspiegel liegt - wir sind gespannt!

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