Wie ich schon öfter geschrieben habe, ist in diesem Revier eine gute Zeitplanung wichtig. Normalerweise betrifft das die notwendige Wassertiefe im Start- und Zielhafen und die Frage, ob der Tidenstrom hilft oder hindert. Aber heute richtet sich die Planung nach dem "Alderney Race" der Meerenge zwischen dem "Cap de la Hague" in Frankreich und der Kanalinsel Alderney. Hier können die Gezeitenströme auf bis zu 12 Knoten in Springtiden beschleunigt werden und insbesondere die Situation Wind gegen Strom wird dann sehr, sehr unangenehm. Wir wollen also den möglichst schwachen Strom mit uns haben, wenn wir dort sind. Unser englischen Handbuch "Reeds" empfiehlt, in Cherbourg "drei Stunden von Hochwasser Dover" abzulegen, um zum optimalen Zeitpunkt dort zu sein. Gesagt, getan, wir fahren pünktlich los und kommen gut voran. Das Schiff liegt so ruhig, dass ich sogar Muffins backen kann.
Vor dem Kap wird das Wasser dann kabbelig und wir beschließen, noch ein Stück nach Westen zu fahren und dann eine saubere Halse zu machen. Die richtige Entscheidung! Der Strom setzt nur noch schwach zur Seite und wir kommen gut durch das Race (siehe Titelbild). Es ist aber an verwirbelten Wasseroberfläche gut zu erkennen, dass hier Kräfte miteinander kämpfen.
Es war klar, dass wir durch die günstige Strömung zu früh bei unserem Zielhafen sein würden. Wie geplant legen wir (und einige andere Boote) uns vor dem Hafen vor Anker. Noch ist der Himmel grau und das Atomkraftwerk direkt neben uns macht die Sache auch nicht besser...
Wir machen erst einmal Mittagspause und genießen dann die Muffins zum Nachmittagskaffee im Cockpit. Mittlerweile ist auch die Sonne herausgekommen und die Welt sieht gleich viel freundlicher aus. Abends ist dann genug Wasser über der Mauer im Hafen (siehe Pegel: 3 m), so dass wir einlaufen können. Die Mauer verhindert, dass das Becken bei Ebbe trockenfällt.
Wir haben in Cherbourg für die nächsten Tage eingekauft und heute kocht Ralf Huhn, gefüllt mit Käse und Tomaten, dazu Ofenkartoffeln und Salat. Das alles im goldenen Abendlicht - wunderbar!
Zum Abschluss gibt es dann noch einen schönen Sonnenuntergang. Wir beschließen, morgen noch hier zu bleiben und zu klären, unter welchen COVID-Auflagen wir eventuell die verschiedenen Kanalinseln besuchen können.
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