Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht – wenig Flugzeuge und
wenig Fähren – benötigen wir keinen Wecker, denn der Flugbetrieb wird zeitig
wieder aufgenommen. Das ist auch gut so, denn Fung und Charles kommen zum
Frühstück. Sie haben vor zwei Jahren einen Katamaran gekauft, haben ihre
Brücken an Land abgebrochen und sind einfach losgesegelt. Nachdem wir uns in
Lissabon getroffen hatten habe sie den Atlantik auch mit Jimmy Cornell
überquert, allerdings erst im Januar. Wir verstehen uns gut und es gibt – wie immer
bei Seglern – viel zu erzählen und viele Informationen auszutauschen. Schade,
dass wir uns nicht wieder treffen werden!
Das Frühstück zieht sich so lange hin, dass es dann schon
Zeit wird, auf die andere Seite zu unserer gebuchten Mooring in der Waterboat
Marina zu fahren. Wir liegen direkt vor der Skyline und wieder so nah am Ufer,
dass wir keinen Motor ans Dinghy machen und Ralf uns sportlich an Land rudert.
Morgen wollen wir eine Führung machen, aber heute lassen wir uns einfach
treiben und die Stadt auf uns wirken. Wir sind hier gleich mitten im Geschehen
und laufen durch eine kleine Fußgängerzone (selten in amerikanischen Städten
bisher) mit Verkaufsständen. Hier habe ich gleich einen „Freudschen Verleser“,
denn ich lese: Russian Collusion…
Am Ende der Fußgängerzone, gleich hinter der Faneuil Hall
(dazu sicher morgen mehr) zeigen Straßenkünster artistische Kunststücke und
animieren die Zuschauer sehr geschickt zum Mitmachen und dann auch zum Geld
spenden.
Wir haben ja schon von „drüben“ die Hochhäuser gesehen, aber
trotzdem hat die Stadt ein ganz anderes Flair als New York. Viel ruhiger und
gesetzter und sehr, sehr gepflegt.
Zwischen den Häuser gibt es auch immer wieder kleinere und
größere Parks, die bei dem warmen Wetter heute gerne genutzt werden.
Um die ganze Waterfront führt der Harborwalk und wir laufen
ein kleines Stück entlang, um wieder zu unserem Boot zurückzukommen. Überall
gibt es Anlegestege für Fähren und Ausflugsboote. Im weiträumigen Hafengebiet
können viele Ziele auf dem Wasser erreicht werden und es gibt auch Verbindungen
z.B. nach Provincetown und Salem.
Eine andere Möglichkeit der Fortbewegung ist das Wassertaxi,
dass an bestimmten Stellen per Funk von jedem gerufen werden kann. Wir kennen
zwar Taxis, die über Funk verständigt werden, aber so öffentlich haben wir das
noch nie gesehen.
Der Harborwalk wird seit 1984 immer weiter ausgebaut und hier
ist von Stadtentwickler und Investoren offensichtlich richtig Geld in die Hand
genommen worden. Neben Hotels, Hochhäusern, Hafenanlagen und privaten Gebäuden
gibt es auch immer wieder Kunstwerke zu sehen, wie diese Skulptur „Untiteld
Landscape“ von David von Schlegell. Sie sieht zwar aus, wie riesige Laptops, aber
das kann nur eine künstlerische Vision gewesen sein, denn zur Zeit ihrer
Entstehung (1964) war die Welt von Laptops noch weit entfernt.
Es gibt schon wieder Kaffee und Kuchen, den Kaffee kostenlos
in unserer netten Marina, den Kuchen von der nahegelegenen Fressmeile und wir
freuen uns, dass wir es hier so gut getroffen haben.
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