Montag, 16. Juli 2018

Tag 377 - New York: Tag(s) im Museum

Die Nacht war recht abwechslungsreich, denn es gab heftigen Regen. An sich kein Problem, wir machen die Luken zu und räumen die Schuhe weg. Aber leider ist unser 34 Jahre altes Teakdeck nicht mehr richtig dicht. Wenn es warm ist, schrumpft das Holz und wenn es dann regnet, kommt an den verschiedensten Stellen Wasser ins Schiff – z.B. genau in mein Gesicht, wie bei der chinesischen Wasserfolter… Morgens ist das Cockpit noch so nass, dass wir – zum ersten Mal seit Monaten – unten im Schiff frühstücken.

Wir haben einen New York Pass mit Eintritt für verschiedene Sehenswürdigkeiten gekauft, darunter auch das Museum of Natural History. Ich erwähne, dass mich das nicht so besonders interessiert, nicht weil ich Naturgeschichte nicht mag, sondern weil ich nicht nach New York fahren muss, um mir Dino-Skelette anzusehen. Da kann ich auch nach Frankfurt ins Senckenberg Museum gehen… Sofort ertönt zweistimmiger Protest: „Aber da spielt doch der Film „Nachts im Museum“ und wir wollen wenigstens in die Eingangshalle und das Dinosaurierskelett sehen!“ Also machen wir uns auf den Weg.
Die Metro bringt uns direkt zum Museum und wir kommen dank unseres Passes schnell herein. Wir trennen uns erst einmal und Ralf und ich besuchen die Sonderausstellung über die Sinne. Zu den Themen Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Tasten sind verschiedene Räume gestalten – nur Schmecken ist nicht dabei. Dafür gibt es Einiges zum Thema, wie wir unsere Sinne mit Geräten erweitern können.
Wieder eine sehr interessante und gut gemachte Ausstellung. Es wird thematisiert, dass wir nur einen Teil der Welt wahrnehmen, weil unsere Sinne technisch beschränkt sind. So können wir z.B. kein Infrarot sehen (wie Schlangen) und auch kein Ultraviolett (wie Bienen und Schmetterlinge). Wir sind nicht in der Lage, Magnetfelder oder elektrische Felder wahrzunehmen (wie einige Fische und das Schnabeltier). Das was aufgenommen wird, wird dann im Gehirn noch massiv gefiltert, so dass nur ein ganz kleiner Teil Aufmerksamkeit bekommt… und dieses wenige wird dann noch bearbeitet und ergänzt (z.B. bei optischen Täuschungen) und interpretiert (z.B. kulturell). Hier die gleiche Wand mit verschiedenen Filtern.
Wir schaffen es gar nicht, die ganze Sonder-Ausstellung anzuschauen, denn wir haben terminierte Karten für die Vorführung „Dark Universe“. Diese führt uns in die Tiefen des Weltalles – wunderbar dreidimensional dargestellt in der großen Kuppel des Planetariums. Im Kern geht es um die Theorie, dass das Universum zu ca. 4/5 aus Dunkler Materie und Dunkler Energie besteht, da die astronomischen Beobachtungen durch die sichtbare Materie allein nicht erklärbar ist. Das Ganze ist optisch sehr, sehr eindrucksvoll aber vom Informationsgehalt her eher oberflächlich.
Das Museum ist so groß und unübersichtlich (45 Räume auf vier Ebenen in verschachtelten Gebäuden), dass wir uns noch für eine Highlight-Führung entscheiden. Die Dame macht das wirklich ganz ausgezeichnet und so, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene etwas davon haben. Wir sehen die tollen Dioramen, geschaffen um der Bevölkerung die Nationalparks näher zu bringen – sie sollte sehen, was für faszinierende und schützenswerte Tiere im Land leben. Hier sind drei Bisons ausgestopft, die anderen gemalt.
Es gibt eine Abteilung über Biodiversität, wo alle gezeigten Tiere in natürlicher Größe dargestellt sind (einschließlich eines Blauwals), Räume über die Entstehung des Menschen, Vulkane, Klima, und und und… Wir enden schließlich beim Tyrannosaurus Rex, der nicht in der Eingangshalle, sondern im 4. Stock steht.
In diesem Museum könnten man alleine viele Tage verbringen, aber uns ist kalt (Klimaanlage) und wir sind hungrig, daher gehen wir über die Straße in den Centralpark und nehmen unterwegs noch etwas aus dem Food-Truck mit. Das essen wir dann im Schatten (Ralf, Paul und ich) bzw. in der Sonne (Leonie) auf einer gemütlichen Bank. Am Parkeingang steht das berühmte „Dakota“, ein exklusives, traditionsreiches Apartmenthaus aus den 1880er Jahren. Traurige Berühmtheit erlangte das Gebäude, als John Lennon 1980 direkt vor der Tür erschossen wurde.
In New York kann man an fast jeder Ecke ein Citi-Bike ausleihen und das wollen wir jetzt probieren. Für 30 Minuten sind 3 Dollar fällig und 24 Stunden kosten 12 Dollar – einziges Problem: alle 30 Minuten muss das Fahrrad wieder in einer Station stehen. Wir versuchen es trotzdem und die Jugend will noch zum Times Square während Ralf und ich noch eine Runde auf dem „Central Park Southern Loop“ fahren, einer Einbahnstraße auf dem Pferdekutschen, Fahrrad-Rickschas, Radfahrer, Jogger und Fußgänger im Park unterwegs sind, fast jeder brav in seiner Spur.
Unsere ersten 30 Minuten sind schon fast um und daher halten wir am Parkausgang an einer Abgabe-Station an. Hier steht auch ein Denkmal von William Tecumseh Sherman, einem General aus dem Bürgerkrieg. Er ist dargestellt zusammen mit der allegorischen Figur der Siegesgöttin Victoria und aus vergoldeter Bronze. Auf Säulen oder Toren kenne ich ja solche vergoldeten Figuren, aber aus Standbild finde ich es eher ungewöhnlich.
Da gefällt es uns schon viel besser das hier eine ganze Gruppe von „Enten“, Citroen 2CV, unterwegs sind, komplett mit französischer Flagge und entsprechend gekleideten Fahrern. Wir glauben erst, dass hier der Sieg in der Fußballweltmeisterschaft gefeiert wird, aber es stellt sich heraus, dass es sich um eine Spaß-Ralley handelt. Ich werde ganz nostalgisch, denn mein ersten Auto war eine blaue Ente, die ich dann über 10 Jahre lang gefahren und sehr geliebt habe.
Mit neuen Fahrrädern fahren wir dann quer durch die Stadt zum Ufer des Hudson Rivers. Hier führt ein Fahrradweg bis zu unserer Fährstation. Wir müssen unterwegs nochmals die Räder abstellen, können sie aber nach 2 Minuten gleich weiterverwenden. Das alles geht über eine App. Eine gute Idee, nette Fahrräder und zahlreiche Haltestellen, aber 30 Minuten finden wir sehr kurz.
Wir trinken noch einen Kaffee bzw. ein Cola und dann schaffen wir es heute auf die vorletzte Fähre, wo wir auch zufällig Paul und Leonie wiedertreffen. Wieder ein schöner und intensiver Tag in New York – viel gesehen und viel erlebt.

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