Mittwoch, 11. Juli 2018

Tag 372 - Atlantik-Atlantic Highlands: Sonnenaufgang auf See

Um 1:30 Uhr übernehme ich die Nachtwache. Wir sind immer noch unter Segeln unterwegs, aber mittlerweile hat der Wind auf westliche Richtungen gedreht und Ralf hat gehalst (Großsegel auf die andere Seite). Nun holen wir auch noch die Fock auf die andere Seite und dann geht Ralf schlafen. Wir fahren immer noch parallel zur Küste und daher gibt es – trotz fehlendem Mond – überall bunte Lichter. Damit es nicht langweilig wir, sind auch noch verschiedene Fischer unterwegs, die kreuz und quer zu unserem Kurs fahren.
Außerdem ist der Wind ungleichmäßig und dreht, so dass auch die Einstellung von Sir Henry Aufmerksamkeit erfordert. Ich höre ein nettes Hörbuch (J.R.R. Martin: Dunk and Egg) und darf dann einen wunderbaren Sonnenaufgang erleben. Das ist so schön an den höheren Breiten: es gibt eine lange Phase der Dämmerung mit erst rosigem und dann goldenen Licht. Nachts ist es richtig kühl und ich trage lange Hosen, Fleecejacke und Steppweste. Zum ersten Mal seit Mitte November auf Teneriffa ist die Temperatur auf meinem „Bild des Tages“ unter 20 Grad.

Um 6:30 Uhr löst Ralf mich dann ab und übernimmt die Wache. Leider ist es irgendwann mit der Segelei vorbei, denn der Wind wird immer schwächer. Insgesamt konnten wir rund 2/3 der Strecke unter Segeln zurücklegen und wir sind damit zufrieden. Kurz vor Sandy Hook überholt uns dann noch eine andere (neuere, größere und schnellere) Hallberg Rassy, die auf dem glatten Wasser gute Fahrt macht.
Wir fahren „um die Ecke“ und in die große Bucht hinter Sandy Hook hinein. Wieder ein strahlender Sonnentag mit wolkenlosem Himmel Hier sind alle möglichen und unmöglichen Boote unterwegs: Angler, Austerfischer mit Harken, Segler, Ausflugsboote, Schnellfähren…. Es gibt mehrere gut betonnte Fahrwasser und in der Ferne können wir schon die Skyline von Manhattan ahnen.
Unser Ziel ist der Hafen von Atlantic Highlands. Es gibt eine Marina und ein großes Mooringfeld, aber auch die Möglichkeit, hinter dem Wellenbrecher zu ankern und wir finden dort noch ein Plätzchen. Es ist immer spannend, wie der Wind und die Strömung die Lage der Boote zueinander verändert, aber bisher haben wir ausreichend Abstand.

Wir ruhen uns beide noch etwas aus – eine Nacht reicht nicht, um in den richtigen Rhythmus zu kommen – und dann kümmert sich Ralf um das Beiboot und ich recherchiere, was wir uns in New York ansehen können, wo das ist, was es kostet, wie wir am besten hinkommen etc. Ab Freitag haben wir einen Liegeplatz in der Liberty Landing Marina und dann kommen auch Leonie und Paul zu uns an Bord.
Bis ich alle Listen geschrieben und die Links und Karten gefunden habe wird es schon wieder Abend. Die Tage gehen wirklich unglaublich schnell herum. Mir gefällt besonders gut, dass es so unterschiedlich ist: Städtereisen, Naturschutzgebiete, Segeln, Instandhaltungen, Haushalt und Wäsche, Verwaltung, Fotografie, Bloggen, Lebensmittel und Ersatzteile besorgen, Leute kennenlernen, Pläne machen, Kontakte pflegen… viel Freiheit und viel Verantwortung.

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