Um 1:30 Uhr übernehme ich die Nachtwache. Wir sind immer
noch unter Segeln unterwegs, aber mittlerweile hat der Wind auf westliche
Richtungen gedreht und Ralf hat gehalst (Großsegel auf die andere Seite). Nun holen
wir auch noch die Fock auf die andere Seite und dann geht Ralf schlafen. Wir
fahren immer noch parallel zur Küste und daher gibt es – trotz fehlendem Mond –
überall bunte Lichter. Damit es nicht langweilig wir, sind auch noch
verschiedene Fischer unterwegs, die kreuz und quer zu unserem Kurs fahren.
Außerdem ist der Wind ungleichmäßig und dreht, so dass auch
die Einstellung von Sir Henry Aufmerksamkeit erfordert. Ich höre ein nettes
Hörbuch (J.R.R. Martin: Dunk and Egg) und darf dann einen wunderbaren Sonnenaufgang
erleben. Das ist so schön an den höheren Breiten: es gibt eine lange Phase der
Dämmerung mit erst rosigem und dann goldenen Licht. Nachts ist es richtig kühl
und ich trage lange Hosen, Fleecejacke und Steppweste. Zum ersten Mal seit
Mitte November auf Teneriffa ist die Temperatur auf meinem „Bild des Tages“
unter 20 Grad.
Um 6:30 Uhr löst Ralf mich dann ab und übernimmt die Wache. Leider
ist es irgendwann mit der Segelei vorbei, denn der Wind wird immer schwächer. Insgesamt
konnten wir rund 2/3 der Strecke unter Segeln zurücklegen und wir sind damit
zufrieden. Kurz vor Sandy Hook überholt uns dann noch eine andere (neuere, größere
und schnellere) Hallberg Rassy, die auf dem glatten Wasser gute Fahrt macht.
Wir fahren „um die Ecke“ und in die große Bucht hinter Sandy
Hook hinein. Wieder ein strahlender Sonnentag mit wolkenlosem Himmel Hier sind
alle möglichen und unmöglichen Boote unterwegs: Angler, Austerfischer mit
Harken, Segler, Ausflugsboote, Schnellfähren…. Es gibt mehrere gut betonnte
Fahrwasser und in der Ferne können wir schon die Skyline von Manhattan ahnen.
Unser Ziel ist der Hafen von Atlantic Highlands. Es gibt eine
Marina und ein großes Mooringfeld, aber auch die Möglichkeit, hinter dem
Wellenbrecher zu ankern und wir finden dort noch ein Plätzchen. Es ist immer
spannend, wie der Wind und die Strömung die Lage der Boote zueinander
verändert, aber bisher haben wir ausreichend Abstand.
Wir ruhen uns beide noch etwas aus – eine Nacht reicht
nicht, um in den richtigen Rhythmus zu kommen – und dann kümmert sich Ralf um
das Beiboot und ich recherchiere, was wir uns in New York ansehen können, wo
das ist, was es kostet, wie wir am besten hinkommen etc. Ab Freitag haben wir
einen Liegeplatz in der Liberty Landing Marina und dann kommen auch Leonie und
Paul zu uns an Bord.
Bis ich alle Listen geschrieben und die Links und Karten gefunden
habe wird es schon wieder Abend. Die Tage gehen wirklich unglaublich schnell
herum. Mir gefällt besonders gut, dass es so unterschiedlich ist: Städtereisen,
Naturschutzgebiete, Segeln, Instandhaltungen, Haushalt und Wäsche, Verwaltung,
Fotografie, Bloggen, Lebensmittel und Ersatzteile besorgen, Leute kennenlernen,
Pläne machen, Kontakte pflegen… viel Freiheit und viel Verantwortung.
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