Sonntag, 10. Juni 2018

Tag 341 - Newport News: Duell der Panzerschiffe

Für Navigation und Reiseplanung haben wir verschiedene Ressourcen und neben Seekarten (elektronisch und auf Papier) verwenden wir auch Handbücher für die jeweiligen Gebiete. Im unserem derzeitigen Buch wir an mehreren Stellen auf ein Museum hingewiesen und der Besuch unbedingt empfohlen. Da wir unseren Mietwagen haben, machen wir uns auf den zum „Mariners‘ Museum“.
Wir sind seit vielen Jahren auf dem Wasser unterwegs und haben viele Gelegenheiten gehabt, maritime Museen oder Museumsschiffe zu besichtigen (alleine auf dieser Reise in Oostende, Falmouth, Baiona, Lissabon, Bermuda und Beaufort). Dieses hier ist eines der größten der Welt die Ausstellung ist multimedial und sehr informativ. Die erste angenehme Überraschung ist, dass es einen besonderen Sommer-Tarif gibt und der Eintritt nur je einen Dollar kostet. Uns ist klar, dass wir nicht alles anschauen können und so suchen wir uns nur einige wenige Themen aus.
Ralf ist gleich ganz fasziniert von der Fesnelschen Linse aus dem Cape Charles Leuchtturm, die sich in der Lobby dreht, leider nicht mit der ursprünglichen Mechanik, sondern elektrisch angetrieben. Während wir auf den Beginn eines Info-Films warten, schauen uns die kleine Ausstellung über maritime Fotografie an (wunderbare schwarzweiß Bilder).
Dann besuchen wir das „USS Monitor-Center“. Hier geht es um die erste Seeschlacht zwischen zwei Panzerschiffen im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865). Die landwirtschaftlich geprägten Südstaaten waren darauf angewiesen, auf dem Seeweg Baumwolle zu exportieren und andere kriegswichtige Güter zu importieren. Die Nordstaaten wollten daher mit einer Seeblokade (Anakonda-Plan) den Nachschub verhindern. Erstmals wurden gepanzerte Schiffe eingesetzt. Die Südstaaten bauten die eroberte „USS Merrimack“ zur gepanzerten „CSS Virginia“ um. Eine ganz ungewöhnliche Konstruktion, bei der nur noch der gepanzerte Aufbau aus dem Wasser schaute.
Im März 1862 griff sie genau hier bei den Hampton Roads, die wir gestern überquert haben, verschiedene hölzerne Segelschiffe der Nordstaaten an und konnte sofort zwei versenken und eines beschädigen während ihr die Schüsse nichts ausmachten. Allerdings hatten auch die Nordstaaten ein gepanzertes Schiff entwickelt, die „USS Monior“, ein noch kühnerer Entwurf, insbesondere durch einen drehbaren Geschützturm, der es ermöglichte die Kanonen direkt auf den Gegner zu richten, ohne dass das Schiff seine Position verändern musste.
Die Konfrontation der Schiffe dauerte vier Stunden ohne dass es einen eindeutigen Sieger gab. Sie war jedoch von großer militärhistorischer Bedeutung, weil sie die Überlegenheit von Panzerschiffen gegenüber Holzschiffen eindrucksvoll demonstrierte. Ungepanzerte Schiffe wurden danach als Kriegsschiffe nicht mehr in Erwägung gezogen. Allerdings griffen weder die Monitor noch die Virginia noch relevant in den Bürgerkrieg ein. Die Virginia wurde von der eigenen Mannschaft versenkt, damit sie nicht in die Hände des Gegners fiel und die Monitor sank in einem Sturm vor Cape Hatteras.

Das Wrack der Monitor wurde 1973 wiederentdeckt und verschiedene Teile (Schraube, Maschine, Geschützturm) wurden in aufwendigen Aktionen von der NOAA (die mit den Wettertonnen) und der US Navy geborgen. Sie werden jetzt hier im Museum konserviert und Duplikate werden in der Ausstellung gezeigt. Sowohl über die Schlacht als auch über die Konstruktion, den Untergang und die Bergung gibt es – teilweise interaktive – Videos, Modelle und andere Exponate, die die Vergangenheit sehr lebendig werden lassen. Schauspiele sprechen die historischen Figuren und die Akteure der Bergungsaktion kommen zu Wort – besonders nett die Schilderungen wie Wissenschaftler (Bergung ganz langsam und vorsichtig) mit Marinetauchern (Bergung möglichst schnell und effektiv) aufeinander treffen.
Heute ist auch noch Tag der offenen Tür im Labor und wir haben eine sehr interessante Unterhaltung mit dem Chef-Konservator über die Herausforderungen, 150 Jahre alte Eisenkonstruktionen, die auch noch im Salzwasser gelegen haben, wieder so aufzubereiten, dass sie untersucht werden können. Unter anderem müssen die Teile jahrelang in verschiedenen chemischen Bädern liegen. Zwischendurch gehe ich auf die Toilette und stelle fest, dass es auch hier eine Ausstellung zum Thema Schiffstoiletten gibt – in jeder Kabine ein anderes Plakat.
Auf dem Weg zum Themenbereich America‘s-Cup kommen wir durch die Abteilung mit den Modellschiffen und treffen dort einen netten Modellbauer, der kleine Papiermodelle anfertigt. Ich werde sehr an meinen Vater erinnert, der auch solche Modellbau-Bögen (von Gebäuden) hatte und erinnere mich, dass ich auch eine Wassermühle und Schloss Liechtenstein als Modelle aus Pappe gebaut habe. Das hier ist allerdings ein Spezialmodell mit über 1000 Teilen.
Der America’s Cup wurde zum erstem Mal 1851 rund um die Isle of Wright gesegelt und von der Yacht „America“ gewonnen. Seitdem haben immer wieder Herausforderer versucht, den Cup zu gewinnen. Mittlerweile gibt es Ausscheidungsrennen für die „Challenger“ und der America’s Cup selbst wird nur mit zwei Booten gesegelt. Die Ausstellung im Museum ist dem Cup von 2013 gewidmet, der vor San Franzisco zwischen Verteidiger USA und Herausforderer Neuseeland ausgetragen wurde. In einem absoluten Sport-Krimi konnten die Amerikaner nach einem 1 : 8 Rückstand doch noch mit 9 : 8 gewinnen. Kurzes Video hier: Klick

Wir können den Rumpf des Katamarans besichtigen und es gibt es wieder zahlreiche Videos und interessante Einblicke in die Konstruktion. Das Boot hat kein Segel mehr, sondere eine Tragfläche wie ein Flugzeug. Alle Teile sind absolut High-Tech und die Fortbewegung ist nicht mehr wirklich Segeln sondern schon fast fliegen…

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