Für Navigation und Reiseplanung haben wir verschiedene Ressourcen
und neben Seekarten (elektronisch und auf Papier) verwenden wir auch Handbücher
für die jeweiligen Gebiete. Im unserem derzeitigen Buch wir an mehreren Stellen
auf ein Museum hingewiesen und der Besuch unbedingt empfohlen. Da wir unseren
Mietwagen haben, machen wir uns auf den zum „Mariners‘ Museum“.
Wir sind seit vielen Jahren auf dem Wasser unterwegs und haben
viele Gelegenheiten gehabt, maritime Museen oder Museumsschiffe zu besichtigen
(alleine auf dieser Reise in Oostende, Falmouth, Baiona, Lissabon, Bermuda und
Beaufort). Dieses hier ist eines der größten der Welt die Ausstellung ist multimedial
und sehr informativ. Die erste angenehme Überraschung ist, dass es einen besonderen
Sommer-Tarif gibt und der Eintritt nur je einen Dollar kostet. Uns ist klar,
dass wir nicht alles anschauen können und so suchen wir uns nur einige wenige
Themen aus.
Ralf ist gleich ganz fasziniert von der Fesnelschen Linse
aus dem Cape Charles Leuchtturm, die sich in der Lobby dreht, leider nicht mit
der ursprünglichen Mechanik, sondern elektrisch angetrieben. Während wir auf
den Beginn eines Info-Films warten, schauen uns die kleine Ausstellung über maritime
Fotografie an (wunderbare schwarzweiß Bilder).
Dann besuchen wir das „USS Monitor-Center“. Hier geht es um
die erste Seeschlacht zwischen zwei Panzerschiffen im amerikanischen
Bürgerkrieg (1861-1865). Die landwirtschaftlich geprägten Südstaaten waren
darauf angewiesen, auf dem Seeweg Baumwolle zu exportieren und andere kriegswichtige
Güter zu importieren. Die Nordstaaten wollten daher mit einer Seeblokade
(Anakonda-Plan) den Nachschub verhindern. Erstmals wurden gepanzerte Schiffe
eingesetzt. Die Südstaaten bauten die eroberte „USS Merrimack“ zur gepanzerten „CSS
Virginia“ um. Eine ganz ungewöhnliche Konstruktion, bei der nur noch der
gepanzerte Aufbau aus dem Wasser schaute.
Im März 1862 griff sie genau hier bei den Hampton Roads, die
wir gestern überquert haben, verschiedene hölzerne Segelschiffe der Nordstaaten
an und konnte sofort zwei versenken und eines beschädigen während ihr die
Schüsse nichts ausmachten. Allerdings hatten auch die Nordstaaten ein
gepanzertes Schiff entwickelt, die „USS Monior“, ein noch kühnerer Entwurf,
insbesondere durch einen drehbaren Geschützturm, der es ermöglichte die Kanonen
direkt auf den Gegner zu richten, ohne dass das Schiff seine Position verändern
musste.
Die Konfrontation der Schiffe dauerte vier Stunden ohne dass
es einen eindeutigen Sieger gab. Sie war jedoch von großer militärhistorischer
Bedeutung, weil sie die Überlegenheit von Panzerschiffen gegenüber Holzschiffen
eindrucksvoll demonstrierte. Ungepanzerte Schiffe wurden danach als
Kriegsschiffe nicht mehr in Erwägung gezogen. Allerdings griffen weder die
Monitor noch die Virginia noch relevant in den Bürgerkrieg ein. Die Virginia
wurde von der eigenen Mannschaft versenkt, damit sie nicht in die Hände des
Gegners fiel und die Monitor sank in einem Sturm vor Cape Hatteras.
Das Wrack der Monitor wurde 1973 wiederentdeckt und
verschiedene Teile (Schraube, Maschine, Geschützturm) wurden in aufwendigen
Aktionen von der NOAA (die mit den Wettertonnen) und der US Navy geborgen. Sie
werden jetzt hier im Museum konserviert und Duplikate werden in der Ausstellung
gezeigt. Sowohl über die Schlacht als auch über die Konstruktion, den Untergang
und die Bergung gibt es – teilweise interaktive – Videos, Modelle und andere
Exponate, die die Vergangenheit sehr lebendig werden lassen. Schauspiele
sprechen die historischen Figuren und die Akteure der Bergungsaktion kommen zu Wort
– besonders nett die Schilderungen wie Wissenschaftler (Bergung ganz langsam
und vorsichtig) mit Marinetauchern (Bergung möglichst schnell und effektiv)
aufeinander treffen.
Heute ist auch noch Tag der offenen Tür im Labor und wir
haben eine sehr interessante Unterhaltung mit dem Chef-Konservator über die
Herausforderungen, 150 Jahre alte Eisenkonstruktionen, die auch noch im
Salzwasser gelegen haben, wieder so aufzubereiten, dass sie untersucht werden
können. Unter anderem müssen die Teile jahrelang in verschiedenen chemischen
Bädern liegen. Zwischendurch gehe ich auf die Toilette und stelle fest, dass es
auch hier eine Ausstellung zum Thema Schiffstoiletten gibt – in jeder Kabine
ein anderes Plakat.
Auf dem Weg zum Themenbereich America‘s-Cup kommen wir durch
die Abteilung mit den Modellschiffen und treffen dort einen netten Modellbauer,
der kleine Papiermodelle anfertigt. Ich werde sehr an meinen Vater erinnert,
der auch solche Modellbau-Bögen (von Gebäuden) hatte und erinnere mich, dass
ich auch eine Wassermühle und Schloss Liechtenstein als Modelle aus Pappe
gebaut habe. Das hier ist allerdings ein Spezialmodell mit über 1000 Teilen.
Der America’s Cup wurde zum erstem Mal 1851 rund um die Isle
of Wright gesegelt und von der Yacht „America“ gewonnen. Seitdem haben immer
wieder Herausforderer versucht, den Cup zu gewinnen. Mittlerweile gibt es Ausscheidungsrennen
für die „Challenger“ und der America’s Cup selbst wird nur mit zwei Booten
gesegelt. Die Ausstellung im Museum ist dem Cup von 2013 gewidmet, der vor San
Franzisco zwischen Verteidiger USA und Herausforderer Neuseeland ausgetragen
wurde. In einem absoluten Sport-Krimi konnten die Amerikaner nach einem 1 : 8 Rückstand
doch noch mit 9 : 8 gewinnen. Kurzes Video hier: Klick
Wir können den Rumpf des Katamarans besichtigen und es gibt
es wieder zahlreiche Videos und interessante Einblicke in die Konstruktion. Das
Boot hat kein Segel mehr, sondere eine Tragfläche wie ein Flugzeug. Alle Teile
sind absolut High-Tech und die Fortbewegung ist nicht mehr wirklich Segeln
sondern schon fast fliegen…
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