Dienstag, 22. Mai 2018

Tag 322 - Atlantik-Beaufort: Ereignisreiche Stunden!

Die letzten 33 Stunden waren wirklich sehr abwechslungsreich! Das ging schon kurz nach Mittag los, denn wir erreichten den Punkt, an dem wir nach Norden – endlich Richtung Beaufort – abbiegen sollten. Hier war auch der Eintritt in den Golfstrom vorgesehen. Zunächst musste die Fock wieder ausgebaumt werden, denn nun kam der Wind wieder weiter von hinten.
Und dann waren wir wirklich im Golfstrom, ganz einfach zu merken, denn er schiebt mit 2-4 kn nach Norden – genau unsere Richtung und es ging richtig ab.
Ralf nutzt einen ruhigen Moment, um die Gastlandsflagge und die Einklarierungsflagge zu setzen.
Unser Wetterguru hatte für Sonntag und Montag Schauerböen und eventuell sogar Gewitter angekündigt, aber – wie wir in unseren Grib-Daten gesehen haben - war das schlechte Wetter schon vor uns nach Norden abgezogen und wir hatten beste Bedingungen. Geplant war dann, so gegen 20:00 Uhr zu Abend zu essen und Ralf, der keine (vorgekochten) Nudeln mehr sehen konnte, setzte einen Topf Reis auf… nur um ihn gleich wieder auszuschalten, denn nun erwischte uns dann doch noch eine Schauerboe. Der Himmel wurde dunkel und der Wind drehte und legte deutlich zu – Zeit die Fock nach Lee zu holen und zu reffen.
Nach dem Wind kam dann der Regen – gut, denn das bedeutet, dass das Schlimmste (das in diesem Fall sehr moderat war) schon vorbei ist. Merkspruch: „Erst der Wind und dann der Regen, Seemann kannst dich schlafen legen. Erst der Regen, dann der Wind, Seemann aus dem Bett geschwind.“ Das gilt natürlich auch für Seefrauen…
Nach der Schauerböe ist dann erst mal der Wind sehr schwach und wir baumen wieder auf der anderen Seite aus. Es dauert ca. eine Stunde und dann sind die Verhältnisse wieder normal, also Fock wieder zurück und weiter geht die gute Fahrt in Richtung Ansteuerungstonne Beaufort. Wir sind so schnell unterwegs, dass wir sogar noch ein zweites Reff ins Groß binden, um nicht zu früh anzukommen. Seht gut ist dabei die rote Kopflampe, die die Nachtsicht nicht zerstört.
Trotz des Reffs sind wir immer noch schnell unterwegs und fahren noch im Dunkeln die 7 sm von der Ansteuerung in die Einfahrt. Hier gibt es jede Menge rote und grüne Tonnen und wir steuern per Hand, denn weder Sir Henry noch James (die kleine Elektroanlage) können bei den großen Wellen den engen Tonnenstrich fahren. Wir sind zu einer ungünstigen Zeit angekommen, denn hier gibt es Tide und die strömt gerade gegen uns und gegen den Wind, was zu richtig unangenehmen Wellen führt. Wir bergen die Segel und motoren gegenan – bei 5 kn Fahrt und 2-3 kn Gegenstrom ein mühsames Geschäft.

Aber schließlich ist es geschafft und die Wellen werden weniger. So langsam zeigt sich auch das erste Licht im Osten. Ich habe eine Marina angesteuert, die direkt am Hauptfahrwasser liegt und die wir auch im Dunkeln erreichen können, aber als wir einen Ankerlieger sehen, beschließen wir, erst einmal einfach neben dem Fahrwasser zu ankern und uns dann später die Lage erst einmal anzusehen.
Um 6:30 Bordzeit fällt nach 117 Stunden und 15 Minuten der Anker neben Tonne 23 des Morehead Channels. Wir haben 748 sm zurückgelegt – das bedeutet einen Schnitt von 6,4 kn und das alles bei Sonne und Wind von der Seite oder von hinten – besser kann es eigentlich nicht mehr laufen und wir sind mit der Wetterberatung von Chris Parker und seinem Team sehr zufrieden. Ralf schläft erst mal eine Runde und ich versuche, uns über die ROAM App bei Customs and Immigration anzumelden, bekomme aber keine Antwort.
Ich lege mich also auch zum Schlafen hin und später duschen wir und frühstücken erst einmal gemütlich. Ich hatte in der Facebook-Gruppe „Women Who Sail ICW“ nach einer Empfehlung für eine Marina in Beaufort gefragt und dort und in einem Revierführer wurde die „Homer Smith Marina“ sehr gelobt. In unserer Karte ist es dort nur 30 cm tief, aber wir rufen an und erfahren, dass die Marina ausgebaggert ist und auch einen Platz für uns hat. Also versuchen wir, den Anker hochzuziehen – nicht so einfach, denn wir haben ein großes Stück Stahltrosse daran hängen, das Ralf aber glücklicherweise mit dem Enterhaken entfernen kann.
Und dann fahren wir unser erstes Stück ICW, den „Intracoastal Waterway“, den wir jetzt ca. 200 sm weit bis nach Norfork, Virginia erkunden wollen. Jedem Menge Boote sind hier unterwegs, meist kleine Motorboote, große Hochsee-Angel-Boote und einige „Shrimper“, die hier Krabben fangen. Wir folgen sorgfältig dem Kanal, denn rechts und links davon ist es oft sehr flach.
Nach einer Brücke biegen wir ab und werden bei „Homer Smith“ sehr freundlich begrüßt. Unser Nachbar Don ist aus New York und will uns morgen noch ein paar Tipps für die Fahrt nach Norden geben. Wir kontaktieren nochmal Customs and Immigration, diesmal per Telefon, und erfahren, dass die ROAM App nur in Florida funktioniert und nicht hier in North Carolina. Der Beamte ist sehr freundlich, nimmt unsere Daten auf und erlaubt uns, das Schiff zu verlassen. Morgen wird er direkt zu uns an Bord kommen und die Formalitäten erledigen.
Mittlerweile ist es Nachmittag geworden und wir haben Hunger. Wir laufen ein kurzes Stück durch den Ort (wie eine Filmkulisse für eine amerikanische Kleinstadt) bis zur Waterfront, wo wir richtig große Pizza bekommen – sehr lecker. Wir lernen auch gleich, dass es hier ein automatisches „Refill“ für Getränke gibt und dass 15-20 % Trinkgeld üblich sind, weil die Kellnerinnen nur sehr wenig Grundlohn bekommen. Ganz faszinierend ist auch die Budweiser-Flasche, die aus Aluminium besteht.
Auf dem Heimweg finden wir noch einen hervorragenden Buch- und Geschenke-Laden, in dem wir die Revierführer für die Reise nach Norden bekommen und uns zwei Hüte kaufen. Außerdem erhalten wir zahlreiche kostenlose Zeitschriften und einen Plan mit den Lebensmittel-Geschäften. Noch ein kleines Eis und dann laufen wir zurück zum Schiff. Als wir ein wenig unschlüssig an einer Kreuzung stehen, kommt gleich eine Dame von einer Veranda, stellt sich vor und bietet ihre Hilfe an.  Ich denke, hier haben wir es sehr gut getroffen. Wir haben Spaß an den vielen „Squirrels“, die hier wahrscheinlich Plagegeister sind, aber die wir (noch) sehr niedlich finden.
Unser übernächster Nachbar in der Marina ist Segelmacher und will hier für die Hurrikan-Season einen Laden aufmachen. Wir engagieren ihn gleich, um ein paar Reparaturen bei uns durchzuführen. Jetzt habe ich noch die Fotos sortiert, die Instagram „Bilder-des Tages“ hochgeladen und natürlich gebloggt. Nun freue ich mich auf mein Bettchen…

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Glückwunsch das alles gut geklappt hat.

Mal sehen wieviele Kilo in den USA dazukommen:-)