Wir wollen uns auch noch die netten kleinen Boutiquen
anschauen und daher fahren wir nochmal mit dem Beiboot an Land. Inzwischen ist
die SEA CLOUD hier eingetroffen, ein segelndes Kreuzfahrtschiff mit
wechselvoller Vergangenheit, das wir schon öfter getroffen haben. Unter anderem
war sie im 2. Weltkrieg (ohne Masten) für die Amerikaner im Einsatz und gehörte
später dem Diktator der Dominikanischen Republik, Rafael Trujillo.
Wir setzen uns zum Frühstück in ein Café am Anlegesteg und
können die zahlreichen Tagesgäste und Kreuzfahrer beobachten. Die Sea-Cloud-Gäste
sind leicht zu erkennen, denn sie tragen sehr teuer aussehende
Funktionskleidung während die Tagesgäste eher in Flip-Flops, bunten Shorts und
T-Shirts unterwegs sind. Ich probiere die lokale Spezialität „Tourment d’Amour“,
die auch von traditionell gekleideten Straßenhändlerinnen angeboten wird.
Die Geschäfte bieten sehr individuelle Waren an, überwiegend
Kleidung. Teilweise sind es selbst entworfene Shirts, aufwendig verzierte Jeans,
mit „Saintes“-Motiven bedruckte Andenken, etc. Ein besonderer Blickfang ist „Maogany“,
wo ausschließlich Kleidung in Meerblau und Weiß angeboten wird. Die blauen
Teile sind alle einzeln gefärbt und bemalt.
Daneben gibt es auch eine Vielzahl von Möglichkeiten, Nahrung
und Getränke zu erhalten. Sandwiches und Snacks, Pizza, französische und
internationale Küche und natürlich auch Fisch, der hier frisch gefangen wird.
Mir sticht besonders ein 3D-Restaurant-Schild ins Auge…
Wir landen schließlich bei Cathy Régnier, die Aquarelle mit
typischen Szenen des Insellebens malt. Beispiele für ihre Arbeit siehe hier: klick. Mir gefallen besonders ihre Tierbildern und Portraits, die in einem Buch
abgebildet sind. Davon würden wir gerne ein Original kaufen, aber es ist im Moment
keines verfügbar. Daher erstehen wir nur das Buch und werden uns dann am französischen
Text versuchen. Wir kommen sehr nett ins Gespräch und erfahren, dass sie selbst
vor vielen Jahren aus der Bretagne in die Karibik gesegelt ist. Am Ende schenkt
sie uns noch einen kleinen Druck – sehr nett!
Um kurz nach zehn sind wir wieder zurück an Bord und
schaffen es, in 50 Minuten alles zum Losfahren fertig zu machen – das ist mit
Dinghy und Motor an Bord holen und festbinden eine gute Zeit. Der Wind ist „nur“
Stärke 4 und kommt auch noch von hinten, das haben wir seit Monaten nicht mehr
gehabt. Wir können daher zunächst das Vorsegel ausbaumen (aus der Abdeckung des
Großsegels ziehen).
Auch in der Abdeckung von Guadeloupe geht es unter Segeln
weiter. Der Wind kommt jetzt mehr von der Seite, wir haben kaum Wellen, die
Sonne scheint und wir sind flott unterwegs – wunderbar! Fast 20 Meilen haben
wir so sehr angenehm zurückgelegt, als uns der Wind kurz vor dem Ziel verlässt.
Wir rollen die Fock weg und Ralf will das Großsegel herunternehmen. Dabei
verklemmt sich das Großfall (Leine, um das Segel nach oben und unten zu
bewegen) in einer Rolle. Das Segel ist noch halb oben und bewegt sich weder vor
noch zurück.
Ralf steckt schließlich die Schlaufe mit einem Schraubenzieher
wieder zurück und mit Ruckeln und Ziehen gelingt es dann, das Problem
zu lösen. Wir hatten schon überlegt, in den Mast zu gehen, eine Leine an das
Fall zu binden und das Großsegel von Hand loszumachen, damit wir erst einmal
ohne Stress ankern können, aber glücklicherweise war das nicht erforderlich.
Den ganzen Tag hatten wir strahlenden Sonne, aber als wir
uns unserem Ziel, der Ilet Pigeon, nähern ziehen dunkle Wolken auf. Ralf meint
noch, Regen wäre gar nicht schlecht, weil dann das ganze Salz vom Schiff gewaschen
wird, als wir schon einen heftigen Schauer bekommen. Mir hätte es gereicht,
wenn das nach dem Ankern passiert wäre… Aber bald ist der Regen vorbei, der
Anker hält und wir können unseren Kaffee diesmal bei uns im Cockpit nehmen.
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