Sonntag, 10. Dezember 2017

Zusammenfassung: Atlantik

 
Statistik
  • Seemeilen: 2692                  
  • Motorstunden: 100                    
  • Segeltage: 22        
  • Nächte auf See: 22                      
  • Liegetage:  0                                      
  • Häfen/Ankerplätze:  2           
Spanien: Santa Cruz (Teneriffa)
Karibik: Bridgetown (Barbados)

Segeln und Wetter
Wir sind leider zu einem festen Termin losgefahren, wissend dass wir in eine Flautenphase starten würden. Wenn wir es alleine zu entscheiden gehabt hätten, wären wir wahrscheinlich noch nach La Gomera und El Hierro gefahren und hätte dort gewartet, bis der Wind günstiger kommt. Aber nun war es eben so. Jimmy Cornell empfiehlt, nicht direkt nach Teneriffa zu fahren, sondern zunächst nach Südosten bis ca. 300 sm vor den Kapverden und erst wenn die Passatzone sicher erreicht ist, nach Westen abzubiegen. So haben wir es dann auch gemacht.

Im Ergebnis waren die ersten ca. 800 sm eher mühsam. Wir sind 1,5 Tage noch recht gut gesegelt, mussten dann motoren, langsam, um Diesel zu sparen, hatten dann 1,5 Tage kräftigen Gegenwind, dann wieder Flaute unter Motor und dann endlich für die restlichen rund 2000 sm nahezu optimalen Passat. In den letzten Tagen kamen dann noch einige Schauerböen. Neben dem Wind waren die Wellen manchmal eine Herausforderung. Es gab eigentlich immer mindestens eine Sorte Schwell dabei, oft aus eine völlig anderen Richtung, der sich dann mit den Windwellen addierte oder subtrahierte und oft zu einer unruhigen See führte.

Boot
Ich habe mich bisher auf der Triton immer gut und sicher gefühlt und so war es auch auf dem Atlantik. Unser festes Dach ist auch bei Hitze Gold wert und auch die neue Beschattung hat sich sehr gut bewährt. Von den neuen Ausrüstungsgegenständen hat sich besonders unsere Wind-Selbststeuer-Anlage von Hydrovane „Sir Henry“ hervorgetan. Er hat unter allen von uns angetroffenen Wind- und Wellenbedingungen immer zuverlässig und unermüdlich gesteuert.

Wir waren auch sehr froh, dass wir den Parasailor nicht verkauf hatten, denn gerade bei etwas leichteren Winden von hinten arbeitete er wirklich gut mit Lady Triton und Sir Henry zusammen und verhalf und mehrere Tage und Nächte am Stück zu guten Etmalen.

Probleme hatten wir, als das Scharnier an einem der kleinen Rumpf-Fenster brach und Wasser ins Schiff eindrang. Es konnte aber mit Bordmitteln repariert werden. Die elektrische Selbststeueranlage (genauso alt wie die Triton: 34 Jahre) hat am Ende nicht mehr zuverlässig gearbeitet und der Radar hat sich nicht aktivieren lassen. Für die Selbststeuer-Anlage haben wir nicht mehr gebraucht, weil wir ja Wind hatten. Radar wäre wegen der Schauerböen nett gewesen, aber wir haben es auch so hinbekommen. Insgesamt sind wir mit unserem Schiff sehr zufrieden.

Verpflegung/Versorgung
Wie berichtet, haben wir das Boot mit großen Mengen Getränken und Lebensmitteln vollgestopft und so war die Versorgung an Bord gesichert. Wir haben wirklich gut gelebt und fast jeden Tag warm gekocht. Gutes Essen ist sehr wichtig für die Moral der Crew und ich denke, dass wir das gut hinbekommen haben. Jeder durfte sich ein paar Leckereien aussuchen und wir hatten Päckchen für besondere Gelegenheiten wie jeden 10. Längengrad, Nikolaus und Bergfest. Für die Nachtwache gab es einen Korb mit Obst, Kräckern und Keksen.

Wir haben regelmäßig Brot gebacken, aber auch Knäckebrot hat uns geschmeckt. Die Haltbarkeit von Obst und Gemüse war sehr unterschiedlich. Mit Bananen haben wir keine guten Ergebnisse erzielt, denn auch die richtig grünen wurden sehr schnell reif. Gut waren Zucchini, Tomaten, Gurken, Zwiebeln und Kartoffeln. Lauch und Karotten konnten wir alle noch verwerten und auch die Äpfel haben gerade so gereicht.

Leider gab es trotz verschiedener Versuche mit neuer Ausrüstung keinen frischen Fisch an Bord. Da mussten wir auf unseren eingeschweißten Geflügelbraten zurückgreifen oder leckere vegetarische Gerichte kochen. Bei starkem Seegang haben sich fertige Suppen und Käsebrot bewährt. Problematischer als Kochen und Essen fand ich das Spülen, weil wir Wasser sparen mussten und durch die Schaukelei nix liegenbleiben konnte. Wir haben dann versucht, so wenig Geschirr wie möglich zu verwenden und auch mal direkt aus dem Topf zu essen.

Crew
Für uns war es eine große Hilfe, dass Paul mit dabei war. So hatten wir jeweils vier Stunden Wache und acht Stunden frei – genügend Zeit um ausreichend zu schlafen und auch mal etwas zu lesen oder zu entspannen. Paul war sehr hilfsbereit, interessiert und immer gutgelaunt und freundlich – eine echte Bereicherung! Ralf hat alle technischen und seglerischen Probleme souverän gelöst, sei es das Leck am Fenster oder die um das Vorstag gewickelte Fock.

Wir haben uns alle schnell an den Rhythmus der Wachen und an die Bewegungen des Bootes gewöhnt und sind mit der ganzen Situation gut zurechtgekommen. Die Stimmung an Bord war überwiegend positiv.

Sightseeing
Natürlich konnten wir keine Ausflüge machen, aber wir bekamen trotzdem einiges zu sehen. Da war natürlich das Meer, dass wieder diese unglaubliche Blauwasser-Farbe hatte, aber auch – in sich brechenden Wellen – von einem durchsichtigen Türkis oder Eisblau (wie diese Lutschbonbons) war. Gegen die Sonne sah es manchmal aus wie flüssiges Silber oder zerknitterte Alufolie. Es war dunkelgrau in Schauerböen oder pechschwarz in der Nacht…

Und dann der Himmel – eben himmelblau mit Schäfchenwolken oder bedeckt grau oder bedrohlich mit schwarzen Regenwolken, die unten wie abgeschnitten aussehen… Da wir ja nach (Süd-)Westen segelten, fuhren wir jeden Abend in den Sonnenuntergang und jeder einzelne war anders. Wir hatten dramatische Rottöne, und allerzartestes Pastell-Rosa und teilweise wunderschön angestrahlte Wolkenformationen.

Mir hat der Himmel aber am besten bei Nacht gefallen. Unzählige Sterne und Sternchen funkelten am nachtschwarzen Firmament. Teilweise konnten wir zahlreiche Sternschnuppen sehen. Und dann der Mond – zu Beginn unserer Reise hatten wir Neumond aber langsam wurde er immer größer bis uns der Vollmond eine Bahn aus Silber bescherte…

Begegnungen
Außer den 36 Booten von unserer Veranstaltung sind ja auch noch ca. 250 Schiffe von der Atlantic Ralley for Cruiser zur gleichen Zeit unterwegs und natürlich auch noch Segler, die ohne Organisation den Atlantik überqueren. Wir haben daher häufig andere Segler gesehen und auch einige Frachtschiffe getroffen. Es war also immer wichtig, gut Wache zu gehen.

Außer Schiffen hatten wir auch einige Begegnungen mit der Tierwelt. Da waren die Orcas, die leider nur Ralf gesehen hat und die Delfine an Pauls Geburtstag. Fliegende Fische sind auf unser Deck gesprungen und immer mal wieder haben wir auch verschiedene Seevögel beobachtet. Es war also nicht einsam auf dem Ozean.

Fazit
Hier war sie nun, die Atlantiküberquerung. Etwas, dass schon seit Jahrzehnten auf meiner Liste: „Dinge, die ich noch tun möchte, bevor ich sterbe“ steht. Ich hatte Bedenken, ob ich es körperlich schaffen würde, aber wie sich herausstellte ging es mir unterwegs sehr gut. Die Zeit ging sehr schnell herum und ich bin gar nicht dazu gekommen, die ganzen Bücher, Filme, Spiele etc. zu verwenden, die ich mitgenommen hatte. Unser Boot hat sehr gut funktioniert und war sinnvoll ausgerüstet und drei Leute Crew (zumindest DIESE drei) fand ich ideal.

Ich denke, es ist die absolute Ausnahme, die ganze Zeit optimalen Wind zu haben. Wir hatten nach einem etwas zähen Start auf 2/3 der Strecke hervorragende Bedingungen und haben genau die geschätzte Zeit von 22 Tagen (Schnitt von 5 kn) gebraucht. Damit sind wir sehr zufrieden. Es ist mir auch wesentlich lieber am Anfang ein paar Probleme zu haben und dann glücklich zu enden als nach einem guten Start langsam zu verhungern.

Insgesamt war die Reise besser, schneller und unproblematischer als ich befürchtet hatte. Es ist jetzt nichts, was ich unbedingt jedes Jahr machen wollte, aber größere Seestrecken haben definitiv ihren Schrecken verloren. Seglerisch und navigatorisch fand die die rund 2700 sm Atlantiküberquerung wegen der gleichmäßigen Winde aus einheitlicher Richtung, der totalen Abwesenheit von Seezeichen oder Untiefen und dem spärlichen Schiffsverkehr wesentlich weniger anspruchsvoll als die 2500 sm von Holland nach Teneriffa.

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