Nach unserer Atlantikrunde 2017-2019 haben wir uns überlegt, dass wir unser Boot in mehreren Segelsommernn zurück in die Ostsee bringen wollen, wo wir die ersten 25 Jahre unseres Seglerlebens verbracht haben. Damit wir unterwegs noch etwas von Europa sehen, sind wir (nach der Corona-Saison 2020, die wir in der Nordsee verbracht haben) ab 2021 von Holland aus die französische Küste entlang in die Biskaya gesegelt. Nach einem Abstecher ins Baskenland 2022 sind wir 2023 von Morlaix aus nach Irland gestartet und haben die irische Südküste und die Westküste bis zur Shannon-Mündung erkundet. Dieses Jahr ging es dann weiter Rund-Irland und dann mit einem Abstecher auf die Isle of Man in den schottischen Firth of Clyde, wo die Triton nun in Fairlie Quay im Winterlager liegt.
Statistik
- Seemeilen: 1.053
- Motorstunden: 63 (15%)
- Tage gesamt: 104
- Nächte an Land: 12
- Segeltage: 42
- Liegetage: 50
- Liegeplätze: 39
Irland: Kilrush, Carrigaholt, Killeany Bay, Galway, Rassaveal, Roundstone, Clifden, Inishbofin, Clare Island, Broad Heaven Bay, Sligo, Teelin Bay, Rossilion Bay (Arranmore), Aran Road, Sheep Haven, Greencastle, Derry, Portrush, Rathlin Island, Ballycastle, Bangor, Ardglass, Howth, Dun Laghoire, Skerries, Carlingford, Ardglass
Isle of Man: Peel
Schottland: Stranrear, Troon, Largs, Greenock, Lochgoilhead, Holy Loch Marina, Millport, Ardrossan, Campbeltown, Lochranza, Tarbert, Portavadie, Tarbert, Largs
Segeln und Wetter
Irland:
Wie schon letztes Jahr geschrieben: das Wetter ist nicht unbedingt der Grund für einen Besuch in Irland. Auf ihrem Weg über den Atlantik treffen die Tiefdruckgebiete als erstes auf die irische Westküste. Das Wetter ist abwechslungsreich mit gefühlt oft allen Jahreszeiten an einem Tag. Da das Wasser sehr kalt ist, wird auch der Innenraum der Triton entsprechend gekühlt. Morgens liegt - auch im Hochsommer - die Temperatur im Cockpit so bei 12 Grad und steigt dann bei Sonne auf ca. 18-20 Grad an. Dazu an der West- und Nordküste reichlich Wind und daher zusammen mit der Tide anspruchsvolles Segeln. Mit guter Planung und einigen Hafentagen mit Starkwind kommen wir aber gut um alle Kaps (besonders die nördlichste Spitze "Malin Head" mit einer Halse bei Starkwind ist aufregend) und können uns dann wieder hinter Inseln und in Buchten verstecken. Dabei liegen wir überwiegend an Mooring-Tonnen. Es ist kein Problem, einen freien Liegeplatz zu finden, denn im rauen Nordwesten sind nicht viele Segler unterwegs.
In Nordirland (das eigentlich im Nordosten liegt und nicht der nördlichste Teil der Insel ist) wird es dann geschützter und etwas wärmer. Hier gibt es auch wieder Häfen und Marinas und nicht nur einen Kai für das Versorgungsschiff wie im Nordwesten. Auch hier müssen wir aber wieder genau auf die Tidenströmungen achten. So segeln wir bei der Rundung der Nord-Ost-Ecke von Irland (Fair Head) mit sieben Knoten Schiebestrom - das ist das Doppelte unserer normalen Geschwindigkeit!
Isle of Man:
Von Ardglass nach Peel an der Westseite der Isle of Man sind es nur 33 sm, die aber genau getimed werden müssen, da der Hafen von Peel nur nur um Hochwasser angelaufen werden kann und die Brücke vor der Einfahrt nur zur vollen Stunde öffnet. Wir hatten auf der Insel reichlich Wind und Regen, weil die Ausläufer des Hurrikans "Ernesto" über uns zogen.
Schottland:
Der Firth of Clyde ist eine recht geschützter Meeresarm an der schottischen Westküste. Entsprechend sind Wind und Tide nicht so stark wie an der irischen Küste und wir haben einen Wechsel von Sonne, Regen, Nebel und Wind und verschiedenen Kombinationen. Es gibt viele Liegeplätze in Häfen und Buchten und zahlreichen Freizeitboote und Schiffsverkehr.
Boot und Ausrüstung
Bei allen Wetterbedingungen haben wir uns auf unser Triton gut und sicher gefühlt. Wir sitzen beim Segeln geschützt unter unserem festen Dach und können daran am Liegeplatz noch ein Cockpitzelt montieren, das unseren Lebensraum deutlich erweitert. Wir hätten auch ein Sonnensegel, aber das war in diesen Revieren nicht umbedingt erforderlich. Die Solarplatten versorgen uns mit Strom und zum Steuern haben wir die Wahl zwischen einem elektrischen Autopiloten oder „Sir Henry“ unserer Windfahne. Beim Anlegen hilft mein „Cheater“, eine Stange mit Schlinge, und auch der neue Mooring-Haken hat gut funktioniert (wichtig, weil wir in Irland überwiegend an Moorings gelegen haben). Um vom Liegeplatz an Land zu gelangen, war das Beiboot natürlich unentbehrlich und wir sind nach wie vor sehr zufrieden mit unserem Elektromotor. An Land können wir uns mit unseren Klapprädern fortbewegen, manchmal nur bis zum Fahrradverleih für E-Bikes, denn Irland ist sehr hügelig...
Verpflegung/Versorgung
Unser Winterlager-Hafen Kilrush hat gute Versorgungsmöglichkeiten und auch in den größeren Orten Galway und Sligo ist einkaufen kein Problem. Dazwischen ist die Versorgungslage eher überschaubar. Auf den Inseln gibt es kleine Lädchen, aber besonders nördlich von Sligo wird die Versorgungslage schwierig. Hier fehlt auch sonstige seglerische Infrastruktur: keine Anlegemöglichkeit (nur Mooring-Tonnen), keine Waschräume oder Duschen (eventuell gibt es Möglichkeiten im Gemeindezentrum), kein Wasser oder Strom, kein Diesel, keine Ersatzteile... Allerdings hat auch der kleinste Ort mindestens ein Pub (Essen nur bis 21:00 Uhr), so dass niemand hungern muss.
In Nordirland sieht es dann wieder ganz anders aus: Badeorte mit großen Marinas, jede Menge Geschäfte und auch der eine oder andere Bootsausrüster. Die Isle of Man hat zwei sehr gute Häfen: Peel auf der Westseite und Douglas auf der Ostseite. Verpflegung und Versorgung ist hier kein Problem. Gleiches gilt für den Firth of Clyde mit seinen zahlreichen Angeboten für die vielen Segler.
Crew
In diesem Jahr waren wir bis Schottland zu zweit unterwegs. Wir verstehen uns gut, haben die Aufgabenverteilung geklärt und auch die Manöver klappen. An Land gehen wir manchmal getrennte Wege, da ich dort mobilitätseingeschränkt bin. In Schottland haben wir dann Paul und Johanna getroffen und noch 14 Tage gemeinsam verbracht. Für Johanna war es das erste Mal auf dem Boot, aber sie hat sich gut in das Bordleben eingefügt und wir hatten eine gute Zeit zu viert.
Sightseeing
Irland 1 - Kilrush bis Derry:
Schon auf dem Weg vom Flughafen in Dublin nach Kilrush an der Westküste haben wir in Portumna Station gemacht und dort ein Workhouse (arme Iren) und - als Kontrastprogramm - ein Schloss (reiche Engländer) besichtigt. In Kilrush war die Triton noch nicht fertig und so "mussten" wir noch etwas Urlaub machen. Wir haben die Gelegenheit zu Ausflügen zum Loophead-Lighthouse und nach Limerick genutzt, wo wir ein Konzert hörten und die Burg und ein Museum besuchten.
Auf den verschiedenen Inseln gibt es jede Menge schöne Landschaft, grüne Hügel, Pubs, Steine und Schafe, Trockenmauern und - teilweise - nette Pferdewagen. Die Touristen - also auch wir - machen mit verschiedenen Verkehrsmitteln (oft Fahrräder) Rundfahrten auf der Insel. Manchmal gibt es noch ein lokales Museum, ein Info-Center oder Ruinen.
Viel anzusehen gab es in Galway (Kathedrale, Museum, Stadtführung, Straßenmusik, Murals, Pubs - auch mit Musik) und und von Cliften aus machten wir einen Busausflug nach Kylemore Abbey, ein in den 1870er Jahren gebautes schlossartiges Herrenhaus (wieder reiche Engländer). Wir beenden den ersten Teil der Reise auf historischem Boden in Derry, wo wir tief in die irische Geschichte eintauchen und da zu verschiedene Ausstellungen und Museen besuchen. Sehenswert ist auch die alte Stadtmauer und die neue Peace-Bridge. Damit haben wir auch den gesamten "Wild-Atlantic-Way" abgesegelt, der von Kinsale an der Südwest-Küste über 2.500 km bis nach Muff (zwischen Greenock und Derry) verläuft.
Irland 2 - Derry bis Dublin:
Wie sich schon in Derry angedeutet hat, ist die Küste von Nordirland wesentlich touristischer als der einsame Nordwesten. Wir besichtigen die Basaltsäulen des UNESCO-Welterbes "Giant's Causeway", die Hängebrücke Carrick-a-Rede und die Vogelkolonie auf Rathlin Island. Von Bangor aus fahren wir mehrmals mit dem Zug nach Belfast zu Volksfest, Stadtführung, Ulster Museum und Rathaus. Außerdem besuchen wir die Game-of-Thrones Ausstellung - sehr professionell gemacht. Auch in Dublin gibt es eine Stadtführung, die Universität und das EPIC-Museum (irische Geschichte und Geschichte der Iren).
Zwischenspiel auf der Isle of Man - Peel:
Als Zwischenstopp auf der Fahrt von Irland nach Schottland bietet sich die Isle of Man an und so segeln wir nach Peel an der Westküste. Bedingt durch Starkwind und Sturm bleiben wir dann fast eine Woche dort und nehmen uns einen Mietwagen zur Erkundung der Sehenswürdigkeiten. Wir fahren mit der Dampf-Eisenbahn, schauen uns ein historisches Wohnhaus an, klettern auf das "Great Laxey Wheel" und besuchen ein Museumsdorf und eine Burg.
Schottland - Stranraer bis Largs:
Im Firth of Clyde ist wieder die Landschaft Trumpf und wir machen nette Ausflüge mit Rädern, dem Beiboot und mit dem Bus. Es gibt Strandpromenaden und natürlich auch hier zahlreiche Pubs. Zu unseren jeweiligen Geburtstagen gehen wir mehr (Ralf) oder weniger (Cosima) lecker essen.
Nachdem wir die Triton gut im Winterlager in Fairlie Quay untergebracht haben, verbringen wir noch zwei Tage in Glasgow und nutzen den Hop-on-hop-off-Bus um das Verkehrsmuseum und ein Kunstmuseum anzuschauen.
Begegnungen
Schon letztes Jahr hatten wir in Irland sehr viele nette Begegnungen und auch diese Jahr sind die Menschen überall offen, freundlich und sehr hilfsbereit. Sie geben Tipps, wo wir gut essen können und was wir besichtigen sollen.
Das beginnt schon in unserem Winterlager in Kilrush, wo wir jeden Tag in der kleinen Werft zu Teetrinken eingeladen werden. Bei unserm Ausflug zum Loophead Leuchtturm besuchen wir noch eine kleine Galerie (und kaufen dort ein Bild), was zu einem längeren Gespräch mit der netten Galeristin führt.
Auf Inishmore treffen wir zufällig Marc von der SAPPHIRA, den wir letztes Jahr in Dingle kennengelernt haben. Seine Mutter Helen war damals auch dabei und sie läd uns in Sligo zum Abendessen bei sich daheim ein - sehr nett.
In Roundstone kaufen wir einen Linoldruck und auch daraus ergibt sich ein sehr interessantes Gespräch - sozusagen von Linolschnitzer zu Linolschnitzer.
Und dann sind da natürlich noch andere Segler. Über Instagram haben wir Kontakt mit einem sehr Hilfsbereiten Iren, der auch eine Hallberg-Rassy segelt und uns bei der Routenplanung an der Nordküste berät. Leider konnten wir uns nicht persönlich kennenlernen. In Grenncastle treffen wir eine deutsche Hallberg-Rassy-Crew, die andersherum um Irland segelt und in Ballycastle lernen wir Guido und Ilona von der BORN TO LIVE kennen. Sie sind sehr aktiv bei Trans Ocean (einer deutschen Seglervereinigung) und so werde ich Mitglied in der WhatsApp-Community. Die beiden treffen wir dann in Bangor wieder, wo wir einen sehr netten Abend zusammen mit mit den Crews von der NORDKLANG und der ONWO ONOC verbringen.
Schon in Stranraer fällt uns eine große neue Hallberg-Rassy auf, aber erst in Troon lernen wir MJ und Adam von der HOKUKEA kennen. Sie laden uns auf ihr Boot ein und wir treffen uns später wieder in Largs, wo wir alle (mit Johanna und Paul) zusammen essen gehen. Sie haben ihr Winterlager ebenfalls in Farilie Quay und wir hoffen, dass wir uns im Frühjahr wiedersehen.
Fazit
Wieder eine sehr abwechslungsreiche Saison mit ganz unterschiedlichen Abschnitten: die raue Landschaft und das anspruchsvolle Segeln an der irischen West- und Nordküste, die tollen Städte und vielen touristischen Attraktionen - zusammen mit der konfliktreichen Geschichte - in Nordirland, die Großstadt Dublin und die ganz ganz besondere Insel Man.
Und dann natürlich noch die Wochen mit Johanna und Paul - es ist noch einmal etwas ganz anders , zu viert unterwegs zu sein - besonders, wenn die Stimmung an Bord gut ist. Insgesamt wieder eine wunderbare Zeit in einem faszinierenden Revier! Wir freuen uns schon auf den Sommer 2025 in Schottland und Norwegen.
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