Seit dem Brexit ist die Einreise in das "Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland" schwieriger geworden. Schon gestern haben wir uns als "pleasure craft" online angemeldet. Wir sind außerem verpflichtet, die gelbe Flagge "Q" zu führen.Leider ist eine solche nicht an Bord. Letztes Jahr haben wir ein gelbes Spültuch zweckentfremdet und dieses Jahr scheiden wir eine aus einer gelben Stofftasche zu.Normalerweise wird im Ausland aus Höflichkeit unter der Steuerbordsaling die sogenannte "Gastlandsflagge" geführt. Diese Geste ist aber in Nordirland kompliziert. Der bekannte "Union Jack" wird in Nordirland von den "Unionist" verwendet, die zu UK gehören wollen, während die "Nationalists", die ganz Irland vereinen wollen, die irische Flagge bevorzugen. Unsere irische Freundin Helen hatte uns davon abgeraten, eine der beiden Flaggen zu verwenden. Wir haben daher auf eine Gastlandsflagge verzichtet und Ralf tauscht die irische Flagge, die uns bisher begleitet hat, gegen die Einklarierungsflagge "Q" (siehe Titelbild). Sonst verläuft unsere Fahrt den Fluß Foyle hinauf eher ereignislos. Wir warten, bis die Flut einsetzt und uns Richtung Derry schiebt. Wir treffen nur ein anderes Boot, dass wohl Besucher zu den Muschelfarmen bingt.Das Fahrwasser ist recht schmal und der wenige Wind kommt eher von vorne, so dass wir unter Maschine fahren. Wir sehen Seehunde......und Kormorane, die die wegen der Berufsschiffahrt recht großen Seezeihen sehr gerne als Aussichtsplätze benutzen.Ganz ungewohnt ist, dass es hier praktisch keine Wellen gibt und das Boot ganz ruhig fährt. Mindestens seit Sligo war die Triton nicht mehr so ruhig, sondern wir wurden vor Anker, an der Mooring, beim Segeln und auch am Steg in Greencastle permanent auf die eine oder anderen Weise hin- und hergeschaukelt. So erreichen wir schnell Foyle Harbour, wo wir uns (über Telefon) anmelden und gesagt bekommen, dass wir einfach einen Platz in der Marina nehmen sollen.Kurze Zeit später geht es dann unter der 32 m hochen Foyle Bridge hindurch nach Derry (oder auch Londonderry - je nach politischer Überzeugung).Die Foyle Marina besteht aus zwei langen Stegen, die parallel zum Ufer liegen. Ganz vorne liegen zwei Großsegler und von einem aus gekommen wir Handzeichen und werden zu einem Liegeplatz direkt dahinter dirigiert. Unsere Leinen werden uns abgenommen und wir werden sehr freundlich begrüßt. Wie sich herausstellt, war hier letzte Woche ein Großseglertreffen und Hafenfest mit Pary und Feuerwerk. Captain Roy Kerr vom "Tall Ship LA MALOUINE" läd uns gleich mit an Bord zu einer Besichtigung ein.Die LA MALOUINE ist eine Brigantine, also ein zweimastiges Schiff, das am vorderen Mast Rahsegel führt. Captain Roy erzählt uns beim Tee, dass sie in Polen gebaut wurde und ihre Karriere als russisches Spionageschiff begonnen hat. Später ist sie dann unter niederländischer Flagge gefahren. Er selbst hat sie in Frankreich gekauft, wohnt ganzjährig auf dem Schiff. Es gibt ca. 20 Kojen und er nimmt regelmäßig Mitsegler mit und besucht verschiedene Großsegler-Treffen. Die Besatzung ist bunt gemischt und auf den ersten Blick Typ Lebenskünstler. Die Altersspanne geht von der 3-jährigen Annabell bis zum Captain, der letztes Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert hat! Wir verabschieden uns und gehen zurück auf die Triton, um noch die 2. Halbzeit des Fußballspiels Deutschland-Spanien zu sehen. Im Cockpit ist tatsächlich Sonne und eine Temperatur von 20 Grad!Das Spiel der deutschen Mannschaft ist mitreißend und spannend, aber leider nicht so erfolgreich, wie es zu wünschen gewesen wäre... Leider war die Wärme wieder nur ein kurzes Vergnügen, denn im Moment regnet es und heute nacht soll es so richtig kalt werden. Sommer in (Nord-)Irland...Jetzt freue ich mich noch auf eine (hoffentlich warme) Dusche - die erste seit Sligo - und dann geht es in meinen kuscheligen Schlafsack.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen