Donnerstag, 29. Juni 2023

Tag 51 - Roscoff-Morlaix: Punktlandung mit Körperspannung

Heute ist unser letzter Segeltag für den ersten Teil der Saison - wir wollen in einen Hafen, in dem unser Boot bis Ende Juli liegen soll. Wir sind von Westen (links) gekommen, waren in Roscoff und heute fahren wir in die Bucht und den Fluss Morlaix hinauf in die gleichnamige Stadt (siehe rote Kreuze).
Bei Niedrigwasser fällt der Fuss vollständig trocken. Damit das in dem Zielhafen nicht passiert ist davor eine Schleuse, die nur jeweils 1,5 Stunden vor Hochwasser, bei Hochwasser und eine Stunde nach Hochwasser geöffnet wird. Wir müssen unsere Fahrt also genau timen. Das erste Stück in der offenen Bucht können wir noch Segeln, nur mit Fock und die auch noch gerefft, damit wir nicht zu schnell sind. Wir kommen am Château du Taureau vorbei. Es wurde im 16. Jahrhundert von den Einwohnern von Morlaix erbaut, um die Stadt vor englischen Plünderungen zu schützen. Auf Wunsch Ludwigs XIV. wurde es von Vauban (wem sonst) restauriert und erweitert. Heute ist es eine Touristenattraktion.
Schon bald danach beginnt der eigentliche Flusslauf, es geht vorbei an hübschen kleinen Städtchen (siehe Titelbild) und wir müssen wir sehr sorgfältig der Betonnung folgen, denn direkt neben dem Fahrwasser wird es sehr schnell sehr flach.
Teilweise bedeutet das, wirklich Schlangenlinien durchs Wasser zu fahren und wir sind sehr konzentriet. Zwei andere Boote, die mit uns fahren, haben beide Grundberührung, kommen aber aus eigener Kraft wieder frei - auch weil das Wasser noch steigt. Die extremste Stelle kommt dann kurz vor der Schleuse: hier liegt die letzten rote Tonne (die links bleiben muss) ca. 5 m von der Mauer entfernt...
Wir sind ca. 10 Minuten zu früh und binden uns fest, um auf die Schleusenöffnung zu warten. Das dauert etwas, denn zunächst werden die Boote aus dem Hafen herunter geschleust. Der Hafenmeister fährt auf dem Slalomkurs vorneweg und die Boote kommen hinterher wie Entenkücken hinter ihrer Mutter.
Dann dürfen wir in die Schleuse und es geht ein ganzes Stück nach oben. Entgegen unserer Vermutung, dass hier niemand hin will, sind doch einige Boote unterwegs.
Wir haben einen Liegeplatz reserviert - leider ist genau vor uns ein dicker gelber Bagger, der sehr laut seiner Arbeit nach geht.
Wir sind an Bord noch gut beschäftigt mit Putzen, Saugen, Aussortieren aus, was mit nach Hause soll und verstauen von Ausrüstung unter Deck. Mit den letzte Vorräten schmieren wir Brote für den ersten Teil der Rückfahrt morgen und dann gehen wir zum Abschlussessen in ein nahegelegenes Café. Es gibt Tarte mit Salat - sehr lecker. Vorher habe ich noch unsere Fahrt mit Zug und Bus zu unserem Auto nach Arzon gebucht. Da in Frankreich alle Wege Richtung Paris führen, müssen wir von Morlaix aus erst einmal nach Rennes fahren, von dort aus nach Vannes und dann mit dem Bus nach Arzon. Das dauert alles zusammen knapp fünf Stunden. Auf direktem Weg wären es 200 km...
Meine größte Herausforderung wird sein, vom Hafen zum Bahnhof zu kommen, denn trotz intensiver Bemühungen mit Hilfe der Dame von der Tourist Information konnten wir kein Taxi bekommen.

 

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