Mittwoch, 17. August 2022

Tag 80 - Port Guen (Belle-Île) - Le Palais (Belle-Île): Wartezeit und Hafenkino

Der Tag beginnt etwas mühsam. Als wir morgens aufstehen, ist dichter Nebel. Wir erreichen das Hafenbüro weder über Funk noch am Telefon und direkt vor uns (da wo unser Anker liegt) hat ein ganzes Rudel kleiner Segelboote ihre Anker geworfen. Wir beschließen, auch ohne Kommunikation in den Hafen zu fahren und holen den Anker hoch (wobei wir für mein Empfinden den anderen Booten sehr nahe kommen). Bis zur Hafeneinfahrt ist es nur eine Seemeile, die wir schnell zurücklegen.
Wir sehen viele Boote  aus dem Hafen kommen - ein hoffnungsvolles Zeichen und es gelingt jetzt auch, Funkkontakt aufzunehmen. Verschiedene Helfer sind mit Schlauchbooten unterwegs und weisen die Boote ein. Wir sollen uns an die Kaimauer legen und warten, bis der Hafen leer ist. Also binden wir uns fest und können dann das Treiben im Hafen einigermaßen ruhig beobachten. Einigermaßen deswegen, weil das Wasser schon wieder sinkt und ich mich frage, ob die Wassertiefe noch für uns reicht... Nach und nach fährt eine wirklich erstaunliche Menge an Booten an uns vorbei - immer wieder unterbrochen, weil auch noch diverse Fähren den Hafen anlaufen und im Becken drehen.
Nach einer Stunde bekommen wir dann die Erlaubnis, weiter durch die Schleuse zu fahren. Darüber führt auch noch eine Fußgängerbrücke und gerade als wir kommen schaltet das Licht auf rot und wir dürfen noch eine Runde warten.
Aber wie so oft wird dann alles gut. Gestern wurde uns gesagt, dass wir nur eine Nacht im Innenhafen bleiben dürfen. Heute können wir problemlos drei Nächte buchen und wir bekommen einen sehr guten Platz, denn der Innenlieger ist nicht an Bord, so dass wir einfach festmachen können, ohne Rücksicht auf seine Auslaufzeiten nehmen zu müssen. Neben uns macht noch eine junge Familie aus Schweden fest und danach wird die Schleuse zugemacht und es kehrt Ruhe ein (siehe Titelbild). Ralf geht zum Hafenmeister und mietet ein Auto für morgen und übermorgen, damit wir dann die größte bretonische Insel erkunden können. Mit diesen ganzen Aktionen haben wir den Vormittag gut herumgebracht.
Die erste Erkundung fällt dann aber gleich schon aus, denn wir wollten uns die Festung über dem Hafen anschauen (natürlich wieder von Vauban), die heute ein Museum beherbergt. Wie sich herausstellt, ist das aber wegen Renovierung geschlossen und wird erst nächstes Jahr wieder eröffnet. Es bleibt nur der Blick von außen.
Als wir nachmittags wieder am Hafen vorbeigehen, ist tiefe Ebbe und die Welt sieht ganz anders aus. Der hintere Hafen ist teilweise ganz trockengefallen und an dem Segelboot an der Mauer können Arbeiten am Unterwasserschiff vorgenommen werden.
Wir laufen dann ersatzweise eine Runde durch den Ort, der nicht so voll ist, wie wir nach den vielen Fähren erwartet hatten, und werfen einen Blick auf das Rathaus...
...und einen in die Kirche (Saint-Gérand), wo ich diesmal eine Kerze bei der Heiligen Anna anstecke. Sie ist die Mutter von Maria und unter anderem Schutzpatronin der Bretagne und der Mütter, soll für glückliche Heirat und Geburt sorgen und vor Gewittern schützen... das kann also nicht schaden!
Eigentlich ist die Belle-Île dafür bekannt, dass man hier Oldtimer zum Herumfahren mieten kann. Laut unserer Autovermietung ist das aber leider nicht mehr möglich. Schade, ich hatte mich schon darauf gefreut einen Citroen Mehari zu fahren (wie Kommissar Dupin in seinem 10. Fall "Bretonische Idylle", der auf der Insel spielt).
Dafür sehen wir aber einen alten Peugeot Kombi, der tatsächlich noch im Einsatz ist und an der Fähre auf seinen Platz warten muss. Ralf ist ganz begeistert, insbesondere von den Rädern und dem Dachträger.
Hier in der Bretagne sind wir auch wieder im Reich der Galettes (Buchweizenpfannkuchen) und der Crêpes, was bedeutet, dass das nachmittägliche Kaffeetrinken sehr gut mit süßen Leckereien ergänzt werden kann.
Wir laufen noch einen Runde um den Hafen und kehren dann an Bord zurück, wo Ralf noch neue Leinen für unsere Fender anfertigt und ich die Ausflugsrouten für die nächsten Tage plane.
Am Abend bekommen können wir mit dem zweiten Hochwasser bestes Hafenkino anschauen. Die Schleuse ist wieder geöffnet und eine große Zahl Boote kommt herein. Die beiden Hafenhelfer unterstützen mit ihren Schlauchbooten beim Drehen der Schiffe und bringen tatsächlich alle Interessenten irgendwo unter - teilweise zu viert im Päckchen. Wir sind gespannt, wie sich das morgen alles wieder auflöst...

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