Sonntag, 2. September 2018

Tag 425 - Plymouth: Reise in die Vergangenheit

Die Pilgerväter sind uns auf unseren Reisen nun schon öfter begegnet: ein Nachbau ihres Schiffs, die MAYFLOWER, in Mystic Seaport, wo sie gerade für die 400-Jahr-Feier restauriert wird und ihr Monument in Provincetown, wo sie zuerst im November 1620 landeten. Bei unserer Reise rund England habe wir in Plymouth gesehen, wo sie losgefahren sind und nun sind wir in „New Plymouth“, wo sie ihre erste Siedlung hatten. Wir machen uns also mit dem Bus auf den Weg – nicht so einfach, denn wir finden die Bushaltestelle auf unserer Straßenseite nicht. Schließlich stellt sich heraus, dass der „Bus“ (der aussieht wie ein Wohnmobil) auf Handzeichen hält…
Wir schaffen es, ihn anzuhalten und haben noch eine witzige Fahrt mit sehr merkwürdigen Gestalten (einer trägt einen selbstgebauten Mundschutz), die sich offensichtlich kennen, sich lebhaft unterhalten und über die ausgestiegenen Passagiere lästern… So kommen wir gut und preisgünstig (ein Dollar pro Person) in dem Museumsdorf „Plimoth Plantation“ an, frühstücken dort gemütlich und besuchen als erstes das Indianerdorf, denn natürlich war die Gegend auch schon vor Ankunft der Siedler bewohnt. Die warmen Monate verbrachten die einzelnen Familien in kleinen Sommercamps am Wasser, fischten, jagten und bauten Mais, Bohnen und Kürbisse an.
Im Winter lebten dann mehrere Familien zusammen in Langhäusern, die stabiler gebaut und mit Baumrinde bedeckt waren. Hier im Museum arbeiten verschiedene Native American und erklären uns die Lebensweise und die einzelnen Gegenstände.
Alle Aspekte des Lebens werden gezeigt, es wird Essen gekocht, vor Kontakt mit Händler in Tongefäßen, später dann auch mit einem eisernen Kessel. Zum Fischfang wurden Netze geknüpft und Einbäume benutzt. In den Wintermonaten wurden aufwendige Flechtarbeiten hergestellt. Nur 4-5 Stunden am Tag wurde zum Erwerb des Lebensunterhalts benötigt.
Die Gegend um Plymouth wurde schon vor Ankunft der Siedler von Weißen besucht, die mit den ansässigen Indianern handelten. Unter diesem Vorwand wurde eine Gruppe von ihnen an Bord eines englischen Schiffes gelockt, entführt und in Spanien als Sklaven verkauft. Einer der Entführten, Tisquantum (oder Squanto) gelangte nach England, lernte die Sprache und kehrte wieder in seine Heimat zurück. Durch von den Weißen eingeschleppte Krankheiten waren 90 – 95 % der Bewohner des Gebiets um Plymouth gestorben.
Als nun die Siedler in Plymouth landeten, fanden sie daher ein verlassenes Indianerdorf vor, um das herum schon Land gerodet war und entschieden sich, sich an dieser Stelle niederzulassen. Problematisch war, dass durch Verzögerungen bei der Abfahrt in England (Schiff nicht seetüchtig, Reparatur, Umkehr) und die Zeit in Provincetown die Jahreszeit schon sehr fortgeschritten war. Im ersten Winter starb die Hälfte der rund 100 Siedler.
Hier im Museumsdorf wird die Vergangenheit liebevoll zum Leben erweckt. Schauspieler übernehmen die Rollen von verschiedenen historischen Personen. Auf der Mayflower waren neben den Separatisten, die England aus religiösen Gründen verlassen hatten (zunächst in die Niederlande) auch eine Gruppe von abenteuerlustigen Kaufleuten, die durch Handel Profite machen wollten. Alle Darsteller erzählen interessant über die verschiedenen Sichtweisen der unterschiedlichen Personen.
Nach dem harten ersten Winter gelang es den Siedlern, freundlichen Kontakt mit den Indianern aufzunehmen, besonders hilfreich dabei war Tisqantum mit seinen englischen Sprachkenntnissen. Von den Indianern lernten die Siedler den Anbau von Mais und anderen Lebensmitteln, so dass die Ernte 1621 sehr gut ausfiel und zusammen mit den Indianern beim ersten Erntedankfest (Thanksgiving) gefeiert wurde. Nach und nach wurde für jede Familie ein Haus errichtet, dazu noch ein Fort mit Versammlungsraum für die Gottesdienste.
Die Zeit vergeht wie im Flug, während wir uns unterhalten und die verschiedenen Häuser und Gärten besuchen. Neben den beiden Dörfern gibt es auch noch ein „Arts and Craft Center“ wo verschiedene Produkte hergestellt und käuflich erworben werden können. Es gibt einen Künstler, der Federschmuck herstellt, eine Werkstatt zur Produktion von Kerzen und Seife, eine Töpferei und eine Bäckerei.
Das Mehl für die Brote wird selbst gemahlen und wir besuchen auch noch eine (nachgebaute) Wassermühle. Wir haben Glück, denn samstags ist Mahltag und wir können die Mühle im Einsatz bewundern.
Im Obergeschoss sind die beiden Mühlsteine und hier wird das Mahlgut (in unserem Fall Mais) eingefüllt. Über einen intelligenten Mechanismus kann der Abstand der beiden Steine eingestellt werden. Im Untergeschoss ist dann das Getriebe: Ein Zahnrad wird 1:1 vom Wasserrad angetrieben und dann mit einer Übersetzung zum Mühlstein umgelenkt. Zum Schluss wird dann noch der obere Mühlstein abgehoben und gereinigt.
Der dritte Ausstellungsort wäre eigentlich der Nachbau der MAYFLOWER, aber die ist ja in Mystic Seaport. Stattdessen gibt es noch eine interaktive Information zu den verschiedenen Gruppen, die auf dem Schiff waren (religiöse Separatisten, Kaufleute, Seeleute), aber eher auf Kinder ausgerichtet. Auf dem Rückweg zur TRITON sehen wir dann noch die Schaluppe, die in Einzelteilen mitgebracht wurde und die die Siedler zur Erkundung der Umgebung benutzten.

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