Mit unseren Karten können wir an zwei aufeinander folgenden
Tagen ins Museum in Mystic und so machen wir uns wieder mit Uber auf den Weg.
Diesmal gehen wir zuerst in den „Working Boatyard“. Hier sind die absoluten
Holzboot-Bau-Experten am Werk. Von der Auswahl der Bäume über das Zuschneiden der
Stämme bis zum Bauen kompletter Boote kann hier alles erledigt werden. So gibt
es verschiedene Spezialsägen, mit denen im Moment ca. drei Bäume pro Tag
zugeschnitten werden.
In einer großen Halle steht eine riesige Drehbank, z.B. für
die Masten. Auf dem Gelände der Werft gibt es außerdem noch eine Lackiererei
und eine Werkstatt für Metallverarbeitung. Alle Boote des Museums werden hier
gewartet und repariert. Wir treffen Thomas, der uns erzählt, dass das Museum zahlreiche
Boote gespendet bekommt. Die ehemaligen Eigner können das dann von der Steuer
absetzten und seine Aufgabe ist es, die Boote wieder zu restaurieren und dann
zu verkaufen.
Im Moment arbeitet die Werft an einem Großprojekt. Im Jahr 1620
waren die „Pilgrim Fathers“, eine Gruppe von Puritanern, mit dem Schiff MAYFLOWER
in New England gelandet (obwohl sie eigentlich nach Virginia wollten). Nach
einem Winter in Cape Cod gründeten sie eine Siedlung in, die sie dann
originellerweise Plymouth nannten, genau wie die Stadt, von der aus sie in
England gestartet waren. Nach dem 2. Weltkrieg schenkten die Engländer den
Amerikaner aus Dankbarkeit für deren Hilfe einen Nachbau der MAYFLOWER und
segelten diese von Plymouth, Devon nach Plymouth, MA.
Für das Jubiläum im Jahr 2020 wird die MAYFLOWER II jetzt
hier in Mystic Seaport aufwendig restauriert. Nur etwas 25 % des Schiffes
bleiben Original, alles andere wird ausgetauscht. Die Baustelle ist in einer großen
Halle, und die Werft hofft, die Arbeiten bis Ende 2019 geschafft zu haben. Vieles
wird mit Original-Werkzeugen erledigt und in der Ausstellungshalle gibt es
beeidruckende Filme über die handwerklichen Fähigkeiten der Schiffsbauer.
An diesem Wochenende ist außerdem ein Treffen von klassischen
Booten, die alle über die Toppen geflaggt im Hafen liegen (siehe oben). Neben
den Segelbooten sind auch verschiedene Motorboote gekommen, alle top gepflegt
und wunderschön.
Zu unserer Überraschung sind auch noch andere Oldtimer nach
Mystic gekommen, denn das Museum ist das Ziel einer Ausfahrt von sogenannten „Woodies“,
Autos, bei denen ein Teil der Karosserie aus Holz gefertigt ist. Es gibt sogar
einen kleinen Wohnwagen.
Gestern sind wir nicht dazu gekommen, alle Handwerksbetriebe
zu besichtigen und so gehen wir heute noch zum Rigger, zum Segelmacher und –
besonders interessant – zur Seilflechterei. Leider ist hier kein Handwerker,
den wir fragen können, aber auch hier sieht alles so aus, als würde es regelmäßig
benutzt. Aus dünnen Schnüren werden immer dickere Seile hergestellt bis das
Tauwerk schließlich fertig ist.
Wir haben noch Gelegenheit, an einer Vorführung in der
Druckerei teilzunehmen. Bei Ralfs Erfahrungen mit dem Linoldruck für Weihnachten
hat er natürlich keine Probleme, die Druckerpresse zu betätigen.
Im Nachbau des Leuchtturms lernen wir, dass die USA das Land
mit den meisten Leuchttürmen der Welt ist und wir haben Gelegenheit, das
Dampfschiff SABINO auch noch einmal von außen zu sehen.
Als letzt Tat gehen wir dann auf die CHARLES W. MORGAN, die
über 80 Jahre lang als Walfänger unterwegs war und insgesamt 37 Fahrten unternahm.
Sie war zum Teil mehrere Jahre lang unterwegs, weil sie zur Jagd bis in den
Pazifik fuhr.
Weil wir sowieso per Uber unterwegs sind, lassen wir uns auf
dem Rückweg am Supermarkt absetzten und fahren dann wieder per Uber fast bis ans
Dinghy Dock – wirklich praktisch. Die einige Herausforderung ist es, alles, was
gekühlt werden muss in unserem „Kühl-Loch“ zu verstauen.
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