Sonntag, 29. Juli 2018

Tag 390 - Stonington: Noch einmal ins Museum

Mit unseren Karten können wir an zwei aufeinander folgenden Tagen ins Museum in Mystic und so machen wir uns wieder mit Uber auf den Weg. Diesmal gehen wir zuerst in den „Working Boatyard“. Hier sind die absoluten Holzboot-Bau-Experten am Werk. Von der Auswahl der Bäume über das Zuschneiden der Stämme bis zum Bauen kompletter Boote kann hier alles erledigt werden. So gibt es verschiedene Spezialsägen, mit denen im Moment ca. drei Bäume pro Tag zugeschnitten werden.
In einer großen Halle steht eine riesige Drehbank, z.B. für die Masten. Auf dem Gelände der Werft gibt es außerdem noch eine Lackiererei und eine Werkstatt für Metallverarbeitung. Alle Boote des Museums werden hier gewartet und repariert. Wir treffen Thomas, der uns erzählt, dass das Museum zahlreiche Boote gespendet bekommt. Die ehemaligen Eigner können das dann von der Steuer absetzten und seine Aufgabe ist es, die Boote wieder zu restaurieren und dann zu verkaufen.
Im Moment arbeitet die Werft an einem Großprojekt. Im Jahr 1620 waren die „Pilgrim Fathers“, eine Gruppe von Puritanern, mit dem Schiff MAYFLOWER in New England gelandet (obwohl sie eigentlich nach Virginia wollten). Nach einem Winter in Cape Cod gründeten sie eine Siedlung in, die sie dann originellerweise Plymouth nannten, genau wie die Stadt, von der aus sie in England gestartet waren. Nach dem 2. Weltkrieg schenkten die Engländer den Amerikaner aus Dankbarkeit für deren Hilfe einen Nachbau der MAYFLOWER und segelten diese von Plymouth, Devon nach Plymouth, MA.
Für das Jubiläum im Jahr 2020 wird die MAYFLOWER II jetzt hier in Mystic Seaport aufwendig restauriert. Nur etwas 25 % des Schiffes bleiben Original, alles andere wird ausgetauscht. Die Baustelle ist in einer großen Halle, und die Werft hofft, die Arbeiten bis Ende 2019 geschafft zu haben. Vieles wird mit Original-Werkzeugen erledigt und in der Ausstellungshalle gibt es beeidruckende Filme über die handwerklichen Fähigkeiten der Schiffsbauer.
An diesem Wochenende ist außerdem ein Treffen von klassischen Booten, die alle über die Toppen geflaggt im Hafen liegen (siehe oben). Neben den Segelbooten sind auch verschiedene Motorboote gekommen, alle top gepflegt und wunderschön.
Zu unserer Überraschung sind auch noch andere Oldtimer nach Mystic gekommen, denn das Museum ist das Ziel einer Ausfahrt von sogenannten „Woodies“, Autos, bei denen ein Teil der Karosserie aus Holz gefertigt ist. Es gibt sogar einen kleinen Wohnwagen.
Gestern sind wir nicht dazu gekommen, alle Handwerksbetriebe zu besichtigen und so gehen wir heute noch zum Rigger, zum Segelmacher und – besonders interessant – zur Seilflechterei. Leider ist hier kein Handwerker, den wir fragen können, aber auch hier sieht alles so aus, als würde es regelmäßig benutzt. Aus dünnen Schnüren werden immer dickere Seile hergestellt bis das Tauwerk schließlich fertig ist.
Wir haben noch Gelegenheit, an einer Vorführung in der Druckerei teilzunehmen. Bei Ralfs Erfahrungen mit dem Linoldruck für Weihnachten hat er natürlich keine Probleme, die Druckerpresse zu betätigen.
Im Nachbau des Leuchtturms lernen wir, dass die USA das Land mit den meisten Leuchttürmen der Welt ist und wir haben Gelegenheit, das Dampfschiff SABINO auch noch einmal von außen zu sehen.
Als letzt Tat gehen wir dann auf die CHARLES W. MORGAN, die über 80 Jahre lang als Walfänger unterwegs war und insgesamt 37 Fahrten unternahm. Sie war zum Teil mehrere Jahre lang unterwegs, weil sie zur Jagd bis in den Pazifik fuhr.
Weil wir sowieso per Uber unterwegs sind, lassen wir uns auf dem Rückweg am Supermarkt absetzten und fahren dann wieder per Uber fast bis ans Dinghy Dock – wirklich praktisch. Die einige Herausforderung ist es, alles, was gekühlt werden muss in unserem „Kühl-Loch“ zu verstauen.

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